Wohnen im Industrie-Denkmal Wohnen, wo früher Fässer standen

Krefeld · Matthias Melcher als Eigentümer von Dujardin baut nun auch den letzten Teil der ehemaligen Krefelder Weinbrennerei zu Büro- und Wohnräumen aus.

 Matthias Melcher in der obersten Etage des neuen Wohnbereichs mit Blick auf den Rhein und die Rheinbrücke. 

Matthias Melcher in der obersten Etage des neuen Wohnbereichs mit Blick auf den Rhein und die Rheinbrücke. 

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Während der Spatenstich für den „Rheinblick“ noch immer auf sich warten lässt, hat Dujardin-Erbe Matthias Melcher längst mit dem zweiten Bauabschnitt in der ehemaligen Weinbrennerei Richtung Am Zollhof begonnen. Dort, wo einst unter dem Dach in einem meterhohen Raum mit Flur 300 Liter fassende Weinbrand-Fässer bis unter die Decke lagerten, entstehen weitere Wohnungen. In den unteren Etagen kommen noch Büro- und Gewerberäume dazu. Damit ist dann auch die letzte noch ungenutzte Firmenfläche umgewandelt. „Obwohl wir bislang noch nicht dafür geworben haben, gibt es schon Interessenten“, erzählt Melcher bei einem Rundgang über die Baustelle. Das seien alles Uerdinger, die mit Interesse seine Pläne seit Jahren verfolgen.

Charme der alten Industriekultur bleibt erhalten

Während anderswo im Stadtgebiet – sich auffällig ähnelnde – weiße, glattverputzte kubische Neubauten entstehen, kommt der unter Denkmalschutz stehende Gebäudekomplex authentisch ’rüber. Den Altbau aus rotem Backstein aus dem Baujahr 1920 hat Melcher in einem ersten Schritt saniert und von außen so belassen. Zwischen 2012 und 2016 entstanden in den Räumen das Restaurant Küferei mit Biergarten, fünf Lofts, elf Ateliers, vier Büros und drei Ladenlokale. Das Museum der Weinbrennerei hatte er schon vorher eröffnet.

Im zweiten und letzten Schritt packt er die restlichen 4000 Quadratmeter an. An seiner Seite ist wieder Architekt Stefan Mengden, ein Freund aus Kindertagen, mit dem er schon zu Beginn 2006 begonnen hatte, ein Nutzungskonzept für das Betriebsgebäude zu erarbeiten. Das Ziel: das Gebäude nach Möglichkeit zu erhalten und gleichzeitig finanziell tragfähig zu sein. Mit dem ersten Abschnitt ist das gelungen, nun folgt der nächste.

Anfang 2019 hatte Melcher den Bauantrag zum Umbau des neueren Gebäudeteils aus dem Jahr 1968 gestellt, im Sommer des gleichen Jahres dann mit dem Abbruch der Waschbetonverkleidung an der Fassade begonnen. Sie ist durch brandschutzsicheren Dämmputz ersetzt worden, der die firmeneigene Elfenbeinfarbe bekommt. Die vertikalen Gebäudeteile werden im Ton der Fassade abgesetzt, und das Zinnoberrot aus dem Firmenlogo taucht auf den neuen Fensterrahmen wieder auf.

Ursprünglich will Melcher zeitgleich mit Rheinblick starten

Zwei alte Hallen sind im rückwärtigen Bereich abgerissen worden, um Platz zu machen für die Zufahrt zu einer Tiefgarage. Derzeit läuft der Innenausbau trotz Corona auf Hochtouren. In der ersten und zweiten Etage sind Büros zwischen 120 und 200 Quadratmetern entstanden.
In der dritten Etage, die wegen der hohen Decken der normalen Aussichtshöhe einer sechsten Etage entspricht, sind zehn neue Wohnungen entstanden; zwei davon noch im Altbau von 1920, die anderen acht im Gebäudeteil von 1968.

„Die Quadratmeter-Zahl ist geringer als in den ersten Wohnungen, weil wir gemerkt haben, dass die Nachfrage nach kleineren Wohnungen deutlich größer ist“, erzählt Melcher. Die neuen Wohnungen haben deshalb einen Zuschnitt zwischen 80 und 110 Quadratmetern.

Auch die Deckenhöhe ist niedriger als die ursprüngliche, die zwischen 4,50 und 6,50 Meter liegt. „Interessenten waren schon beim ersten Bauabschnitt in Sorge, dass bei dem Raumvolumen die Energiekosten zu hoch sein könnten“, sagt Melcher. Die Kosten seien aber nicht höher als normal, wie sich jetzt in der Praxis gezeigt habe. Denn neben dem Brandschutz sind auch die Bereiche Energie und Dämmung in beiden Gebäudeteilen auf dem neuesten Stand. In allen Räumen gibt es Fußbodenheizung, die mit Fernwärme gespeist wird. Der Mietpreis für diese außergewöhnlichen Wohnungen mit Blick über den Rhein einerseits und Blick über Uerdingen andererseits wird laut Melcher bei 11,50 Euro der Quadratmeter liegen, üblich in Krefeld für moderne, gehobene Wohnobjekte.

Ursprünglich sollte das Dujardin-Areal gemeinsam mit dem Projekt Rheinblick erschlossen werden. „2004 gab es einen Bebauungsplan für Rheinblick, alle hätten anfangen können, doch dann hat ein Eigentümer geklagt. Die Realisierung verzögerte sich“, sagt Melcher. Er wartete zwei Jahre ab, dann fing Melcher alleine an, seine Pläne in die Tat umzusetzen.

„Ich freue mich, wenn Rheinblick endlich startet und es mit Uerdingen weitergeht“, sagt der Uerdinger. Auch wenn sich dann die Aussicht auf den Rhein, die Rheinbrücke und die gegenüberliegende Uferseite verändern wird.

Während die drei von dem bekannten Architekten Hadi Teherani für Lutz Remmert von der First Retail Consult GmbH geplanten quer stehenden Gebäude viergeschossig sein sollen, ist das von der Schmitter KG geplante Längsgebäude acht Geschosse hoch und somit höher sogar als Dujardin. Der Baubeginn steht jedoch weiterhin in den Sternen.

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