Wohnen im Fischelner Bunker

30 Wohneinheiten entstehen bald im alten Luftschutzbunker am Marienplatz. Das Elf- Millionen-Euro Projekt soll 2020 fertig sein.

Wohnen im Fischelner Bunker
Foto: Dirk Jochmann

Fischeln. Während draußen die Mittagssonne brennt, ist es im Keller des Fischelner Luftschutzbunkers nur etwa acht Grad Celsius kalt. Dazu ist es stockdunkel, Orientierung ist nur mit Taschenlampen möglich. An den Wänden sind in einer Art Frakturschrift die Gasschleuse, die Räume für Ärzte und Hebammen sowie die Aborte für Damen und Herren ausgeschrieben. „Hier war mal Platz für 3000 Leute. In den Spitzenzeiten, als zusätzlich noch die Amerikaner Krefeld bombardiert haben, waren aber bis zu 5000 Menschen hier drin“, sagt Heinz Hambloch. Unvorstellbar, wie es hier im Zweiten Weltkrieg ausgesehen, wie es hier gerochen haben muss.

In ziemlich genau zwei Jahren soll es am Fischelner Marienplatz, zwischen Theater und Spielplatz, vollkommen anders aussehen. Wände und Teile der Schutzdecke werden abgerissen, Teile der massiven Fassade weichen einer Fensterfront, 30 Wohnungen entstehen hier. „Wir möchten ein totes Gebäude zum Leben erwecken“, sagt Hendrik Hambloch, der mit seinem Vater Heinz und der gemeinsamen Fischelner Projektentwicklung Hambloch das Objekt umbaut. Elf Millionen Euro wird das Bauvorhaben verschlingen. Die Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen mit 70 bis 120 Quadratmetern Fläche kosten zwischen 278 000 und 498 000 Euro. Dazu kommen drei Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss. Ein Lichthof mit offener Decke soll den derzeitigen Betonklotz in ein helles und freundliches Gebäude verwandeln.

Derzeit ist davon noch nichts zu sehen. Im Keller ragen die Rohre der alten Heizungsanlage quer in den Raum, zwischen erster und zweiter Etage fehlt ein Stück der Zwischendecke — Vorsicht ist geboten. Nach den Rodungen im Umfeld stehen ab Juni die Säge- und Abbrucharbeiten an. Dazu bringt die Spezialfirma AVG aus Lübeck einen 36-Tonnen-Bagger aus das Dach. Anschließend wird das gesamte Gebäude entkernt und komplett umgebaut. „Das Thema ist bautechnisch nicht einfach. Man muss immer mit dem Gebäude arbeiten“, sagt Hendrik Hambloch.

Anschließend wird nur an der Frontseite, hin zum Parkplatz, ein Teil der hellgrauen Bunkerwand zu sehen sein. Außen und an den Seiten wird das Gebäude verklinkert, die Rückseite bekommt viele Fenster und Balkone. Zudem bauen sie ein dunkelgraues Walmdach auf den einstigen Bunker. Dabei haben die Planer und Arbeiter Glück, dass in den Außenwänden kein Eisen verbaut wurde. Zudem bekam der Bunker, der 1942 in sechs Monaten erbaut worden war, keine Bombentreffer ab.

Den Hamblochs als Fischelner Privatinvestoren sei wie der Politik eine Harmonie zwischen Wohnen, Gewerbe und Brauchtumspflege auf dem Marienplatz wichtig. „Es muss zusammen passieren“, sagt Hendrik Hambloch und meint damit Wohnen sowie den Wochenmarkt, die Fischelner Kirmes oder das Schützenfest. SPD-Fraktionschef Benedikt Winzen, der zu der Bunkerbegehung geladen hat, betont ebenfalls das Zusammenspiel der Nutzungen und möchte mit dem Bauprojekt „einen Akzent im Herzen Fischelns setzen“. Ein erfreulicher Punkt für die zukünftigen Bewohner: Dank der zwei Meter dicken Wände werden sie vom Treiben auf dem Platz wenig mitbekommen.

Und es gibt noch einen Punkt, weshalb die Hamblochs sehr sensibeln mit dem Thema umgehen müssen. „Viele ältere Menschen haben keine guten Erinnerungen an das Gebäude. Das ist wirklich eine besondere Sache“, sagt Heinz Hambloch. Wohnen im Bunker ist längst kein Alltag.

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