Stadtteil-Check Wo in Bockum die Grenzen verlaufen

Ob man sich im Stadtteil zuhause fühlt oder nicht, ist auch eine Frage der Mentalität.

Krefeld. Ingeborg Landmesser wohnt auf der Grenzstraße und schaut aufs Finanzamt. Die 89-Jährige wurde kürzlich befragt, in welchem Stadtteil sie wohne. „In Bockum natürlich“, war ihre Antwort, „denn die Grenzstraße trennt doch Alt-Krefeld von dem Vorort. Ich weiß noch, dass mein Onkel die Steuern in Bockum zu bezahlen hatte.“ Ob sie sich als Bockumerin fühlt? Das kann die alte Dame nicht bestätigen.

„Bockum war bis zur Vereinigung mit Krefeld im Jahre 1907 eine selbstständige Gemeinde im Kreis Kempen-Krefeld“, sagt Wolfgang Kritzler vom Fachbereich Vermessung und Kataster. Seitdem haben sich die Grenzen des Stadtteils kaum verändert. Die westliche Grenze bilden Grenzstraße und Jentgesallee, im Norden ist es der Europaring entlang des Stadtwalds, weiter zur Vreed und zur Werner-Voss-/Emil-Schäfer-Straße. Im Osten zieht sich die Grenze in der Nähe der Bremer Straße, dann entlang der Autobahn bis zur Rembertstraße. Die südliche Grenze verläuft über Berliner Straße und Glockenspitz bis sie wieder auf die Grenzstraße trifft.

Die wenigsten wollen es so genau wissen. Aber manchmal wird dem Vermessungs- und Katasteramt die Bezirksfrage gestellt. „Wenn es um Planungsvorhaben und die Zuständigkeit kommunaler Gremien geht“, erklärt Kritzler. Manchmal fragen auch Bürgervereine nach, wo diese oder jene Straße liege.

An Stammtischen höre man schon mal, die Grenze laufe durch den Zoo. Danach wären die Kamele in Bockum und die Gorillas in Oppum beheimat. Das stimmt aber nicht: Zoo und Grotenburg-Stadion liegen auf Bockumer Gebiet. Eins stimmt aber: Das Stadtgebiet ist von Grenzen durchzogen. Ob die kommunalen Grenzen wie Wahl-, Gemarkungs- und Bezirksgrenzen oder die Grenzen der Postbezirke, die Zuständigkeitsgrenzen des Schornsteinfegers oder Schulgrenzen. Es gibt kein Verzeichnis all dieser Gebietseinteilungen. Doch man kann die Menschen fragen, wo sie sich zuhause fühlen.

Die Bockumer, die um die Gertrudiskirche zu Hause sind, bezeichnen ihren Wohnsitz als Bockum-Mitte. Die Bewohner der Straßen hinter der Grenzstraße meinen oft, „wir wohnen in Bockum-West“. Auch die Bürgervereine versuchen sich abzugrenzen, um das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken.

Wie wird man Bockumer? Manche meinen, dazu bedarf es zweier in Bockum geborener Elternteile, andere verlangen dort geborene Großeltern. Wieder andere treten in einen Traditionsverein ein. Es ist wohl eine Frage der Mentalität, wie viel Heimat man sucht — und was sie einem bedeutet.

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