Stadtteile Wissenschaftler erforschen den Südbezirk

Krefeld · Die Hochschule und ihre Partner möchten die Wirtschaft in Dießem und Lehmheide untersuchen und Hilfen für diese ausprobieren.

 Eine Luftaufnahme des Krefelder Südens: Mit diesem Bezirk werden sich die Forscher bis Ende 2022 analytisch und praktisch beschäftigen.

Eine Luftaufnahme des Krefelder Südens: Mit diesem Bezirk werden sich die Forscher bis Ende 2022 analytisch und praktisch beschäftigen.

Foto: samla.de

Die Hochschule Niederrhein liegt im Südbezirk, auf der Tagesordnung der dortigen Bezirksvertretung taucht sie normalerweise aber selten auf. Am Mittwoch stand sie dort gleich zwei Mal: mit den Projekten „Transloek“ und „Biwaq“. Beim erstgenannten beschäftigen sich die Forscher mit der Wirtschaft in drei Stadtteilen (neben dem Krefelder Süden sind dies die Innenstadt von Mönchengladbach und Viersen-Dülken). „Biwak“ ist weniger wissenschaftlich, sondern handlungsorientierter und soll Impulse für eben diese Wirtschaft in Dießem und Lehmheide geben. Für beide Projekte liegen die Bewilligungsbescheide des Landes noch nicht vor, es gilt aber als sehr wahrscheinlich, dass sie erteilt werden.

Unterschiedliche Orte sollen drei Mal für Erkenntnisse sorgen

Die etwas schwierig auszusprechende Abkürzung „Transloek“ (im Original auch noch mit großem L und großem O geschrieben) steht für lokale Ökonomien, die sich in den vergangenen Jahren verändert, also transformiert, haben. Auftraggeber der zwei beteiligten Institute der Hochschule ist der Europäische Fonds für regionale Entwicklung. Er möchte, dass die Wissenschaftler herausfinden, wie sich die drei Stadtteile verändert haben, was dabei gut und was dabei schlecht gelaufen ist und was die Betroffenen dadurch lernen können. Am Ende soll ein Netzwerk stehen, in dem die Akteure ihre Erfahrungen austauschen. Diese Akteure sind vor allem Einzelhändler, Dienstleister und Handwerksbetriebe, die im Bezirk sitzen und vorwiegend dort ökonomisch auftreten.

Die drei Quartiere haben die drei Partner des Projekts, die Städte Krefeld und Mönchengladbach sowie der Kreis Viersen, bestimmt. Sie unterscheiden sich stark von einander. Da ist das Zentrum, in dem es ein großes Einkaufszentrum und Probleme in den Randlagen gibt. Da ist dann auch ein alter Ortskern, der durch Eingemeindung Teil einer Stadt wurde. Und da ist schließlich der dezentral strukturierte Krefelder Süden. Für jeden Stadtteil wird ein wissenschaftlicher Mitarbeiter über Gespräche mit Akteuren eine Fallstudie erstellen. Die Forscher erhoffen sich, weil die drei Viertel so unterschiedlich sind, die dreifache Menge an Erfahrungen zu sammeln und Erkenntnisse, die sich weiter verallgemeinern lassen, weil sie für alle drei Quartiere gelten. Das könnte zum Beispiel beim Umgang mit Leerstand und Zwischennutzungen der Fall sein.

Das erwähnte Erfahrungsaustausch-Netzwerk soll in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 stehen. Rüdiger Hamm, Professor an der Hochschule, würde das Projekt als Erfolg sehen, wenn das Netzwerk im Projekt etabliert wird und anschließend fortbesteht. Und wenn die Wissenschaftler über ihre Erkenntnisse in Fachzeitschriften publizieren können. Diese Erkenntnisse könnten auch dem zweiten Projekt helfen.

Partner wollen Instrumente finden und Unternehmen stärken

Der Titel dieses zweiten Projekts, „Biwaq“, steht für Bildung, Wohnen, Arbeiten im Quartier. Antragsteller für das Projekt war die Stadt Krefeld, Hochschule und VHS sind Partner des Projekts. Die Hochschule hat vergleichbare Projekte in den vergangenen Jahren in Solingen, Leverkusen und Viersen begleitet. Die wissenschaftliche Arbeit wird mit einer Analyse des Stadtteils und seiner aktuellen Situation beginnen. Auf der Basis dessen sollen Instrumente entwickelt werden, mit denen die lokalen Unternehmen gestärkt werden.

Das sind zum einen Instrumente für die Vernetzung, in der Vergangenheit wurde beispielsweise eine Werbegemeinschaft gegründet. Ein anderes Instrument kann ein Sozialunternehmen sein. Das ist eine Firma, die Menschen einen Job gibt, die an den ersten Arbeitsmarkt herangeführt werden sollen. Der Hintergrund: Oft haben die Unternehmen in einem Viertel Probleme, weil es zugleich auch soziale Probleme gibt, etwa eine im Vergleich hohe Arbeitslosigkeit. Wenn ein Sozialunternehmen für Arbeitsplätze und Einkommen sorgt, hilft das auch den lokalen Unternehmen.

Auch „Biwaq“ soll bis Ende 2022 laufen und zu einer gewissen Stabilisierung im Quartier führen. Damit es nachhaltig wirkt, sollte es anschließend von Akteuren vor Ort fortgesetzt werden. Die Hochschule wird also in Zukunft voraussichtlich häufiger auf der Tagesordnung der Bezirksvertretung Süd stehen.

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