WZ-Gründerpreis Krefelder 3D-Artisten gehen auf Kulturreise

Krefeld · Das Startup Weltenweber ist Teil einer jungen IT-Gründerszene, die sich im K2 Tower niedergelassen hat. Sie sind Teilnehmer am Gründerpreis-Wettbewerb.

 Dominica Wester gehört zum Team der Firma Weltenweber. Auf dem Bildschirm ist eine digitale Rekonstruktion der Alten Krefelder Synagoge zu sehen.  Foto: abi

Dominica Wester gehört zum Team der Firma Weltenweber. Auf dem Bildschirm ist eine digitale Rekonstruktion der Alten Krefelder Synagoge zu sehen. Foto: abi

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Schon der Name Weltenweber ist kreativ, lassen die vier Unternehmensgründer doch virtuelle Welten entstehen und verweisen zugleich auf die textile Tradition der Stadt, die sie gerne mit neuen Ideen voranbringen wollen. Gamedesigner Lukas Kuhlendahl (28) und die 3D-Artisten Beate Sucrow (28), Dominica Wester (29) und Janos Wokrina (37) sprühen im Gespräch geradezu vor Tatendrang. „Es war schon immer unser Traum, eigene Ideen umzusetzen. Alle Teammitglieder haben unterschiedliche Talente und Fähigkeiten wie etwa im Produktmanagement und kaufmännischen Bereich. Zusammen haben wir alles, was man braucht, um coole 3D-Ebenen zu schaffen“, sieht Kuhlendahl beste Voraussetzungen für die Unternehmensgründung. Die erfolgte im Mai 2017 in Krefeld.

Die Unternehmner lernen sich an der Hochschule kennen

Kennengelernt hatten sie sich beim Studium an der Mediadesign Hochschule Düsseldorf. Eher per Zufall landeten sie nach dem Studium beim gleichen Arbeitgeber in einem zweijährigen Projekt. Diese Erfahrung in der Praxis sei wichtig gewesen, um die Abläufe in einem Unternehmen kennenzulernen, bevor man den Sprung in die Selbstständigkeit wagte, betont Sucrow. Direkt nach dem Studium zu starten, sei ihnen zu blauäugig erschienen. Zwei Jahre im Angestelltenverhältnis hätten allerdings gereicht. Die Frage, ob die Gründung in der Landeshauptstadt oder in Krefeld erfolgen soll, war schnell zugunsten der Seidenstadt beantwortet. Drei der Gründer sind dort zu Hause und pendelten zuvor nach Düsseldorf. „Pendeln kostet zu viel Zeit und kommt nicht in Frage“, waren sich alle einig. Deshalb zog Wester nach Krefeld um. Die Ansiedlung sei aber auch eine strategische Entscheidung gewesen. In Düsseldorf sei man nur einer von vielen, ergab die Wettbewerbsanalyse. Außerdem habe man im Basecamp des K2 Towers ideale Bedingungen für Gründer vorgefunden.

Das erste Projekt wird am Helios-Klinikum realisiert

Hinzu kam, dass sich mit dem Helios Klinikum gleich ein erster Auftraggeber fand. Bei diesem Projekt handelt es sich um eine virtuelle Zeitreise in ein simuliertes Krefeld der 50er/ 60er Jahre für die therapeutische Unterstützung von Demenzpatienten im frühen Stadium der Erkrankung. Der Patient betrachtet durch eine 3D-Brille eine aus seiner Jugend vertraute Umgebung – in diesem Fall visualisierte Bilder der Ecke Ostwall/ Rheinstraße. Dies hilft den Erkrankten bei der Erinnerungsarbeit und den Therapeuten bei den Gesprächen mit ihnen. Laut Wester vereinfacht die Visualisierung außerdem das Training von medizinischem Personal, das bisher an Puppen übte.

Eine weitere Zielgruppe sind kulturelle Einrichtungen. Zuletzt wurde zusammen mit dem Museum Burg Linn in 700 Arbeitsstunden ein Projekt umgesetzt, um die Burg interaktiv im Mittelalter zu erkunden, zu entdecken, was sich in 600 Jahren verändert hat, und um die Burg zu verteidigen. „Eine willkommene spielerische Abwechslung für kleine wie große Besucher im Museumsalltag“, sagt Wokrina. Vergleichbar lässt sich auch Architektur am Bau erlebbar machen. Aktuell arbeiten die Weltenweber an der Visualisierung der alten Krefelder Synagoge, die 1938 von den Nazis niedergebrannt wurde und die man danach zumindest virtuell besuchen kann.

Die wichtigen Entscheidungen werden teamintern geklärt

An Aufträgen fehlt es nicht. Alle arbeiten in Vollzeit und können von ihrer Arbeit „ordentlich leben“, was zwei Jahre nach der Existenzgründung nicht selbstverständlich ist. Auch ein Kredit belastet die Jungunternehmer nicht, die ohne Fremdkapital ausgekommen sind. Alle vier Gründer sind gleichberechtigt. Wichtige Entscheidungen werden teamintern gefällt, so der Entschluss, das Unternehmen demnächst aus Haftungsgründen in eine GmbH umzuwandeln.

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