WFG: Das Jahr lässt sich trotz Krise nicht schlecht an

Die Probleme sind auch in Krefeld angekommen – aber nicht bei allen Branchen, sagen Experten.

Krefeld. Kurzarbeit bei Thyssen Krupp Nirosta und Lanxess, wachsende Zurückhaltung diverser Unternehmen beim Sponsoring von Kultur und Sport, düstere Prognosen für das Jahr 2009 - ist die Krise bei den Krefelder Firmen angekommen?

Die WZ hat dazu Experten gefragt, die täglich mit Wirtschaftsbossen zu tun haben: Dr. Dieter Porschen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein (IHK) und Eckart Preen, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Krefeld (WFG). Deren Antwort lautet weder Ja noch Nein, denn die Situation ist je nach Branche sehr unterschiedlich.

Der Geschäftsklimaindex zeigt nach unten, die Krefelder Industrie gibt sich bezüglich in diesem Jahr geplanter Investitionen weitaus zurückhaltender als die Niederrhein-Nachbarn oder Düsseldorf. Und das obwohl die aktuelle Lage gar nicht so schlecht beurteilt wird, sagt Porschen. Dennoch gebe es eine Reihe von Firmen, die sich gerade in der Krise neue Strategien oder Produkte vornehmen.

Rasch eingetrübt habe sich vor allem die Stimmung bei den Unternehmen, die stark exportabhängig sind, wie die Stahlsparte. Probleme gebe es auch in der chemischen Industrie, vor allem wenn Betriebe als Automobilzulieferer tätig sind. Gut laufe hingegen die Gießerei oder eine Firma wie Siemens, die derzeit Großaufträge abarbeitet.

Da die Konjunkturpakete der Bundesregierung rein binnenwirtschaftliche Auswirkungen haben, bleiben die stark gebeutelten weltweit tätigen Firmen außen vor, fürchtet Porschen. Die Pakete seien unverzichtbar, aber: "Man erhält den Eindruck, der Staat könne alles glätten. Dem ist aber nicht so. Die Zeche kommt bestimmt."

Die IHK fordert deshalb, die Rahmenbedingungen verstärkt auf wirtschaftliche Belange auszurichten. "Mindestlöhne einführen, die Lkw-Maut erhöhen und den Emmissionshandel hochfahren, sind kontraproduktiv", sagt Porschen. "Ein höherer Anteil an Steuerentlastung wäre wichtiger, weil das in die Breite wirkt und keine Branche diskriminiert."

Auch Eckart Preen erreichen unterschiedliche Signale: Während Autouzulieferer, Chemie und Teile des Maschinenbaus stärker betroffen seien, höre man von anderen Branchen Positives. So habe Fressnapf-Gründer Torsten Toeller in einem Interview betont, dass es kontraproduktiv sei, jetzt Marketingbudgets zu kürzen.

Die Automobilzuliefer-Firma Gemo reagiert auf die Krise mit einem eigenen Stand auf der Hannover-Messe. Und die Bau-Messe München meldet das beste Ergebnis der über 40-jährigen Geschichte, berichtet Preen.

Wichtig sei deshalb, so der WFG-Geschäftsführer, dass die Firmen nicht an der Werbung sparen, langfristig denken in Bezug sowohl auf ihre Produkte als auch ihre Fachkräfte, und dass sie im Zweifelsfall frühzeitig eine Beratung suchen.

Diese bietet unter anderem auch die WFG an und stellt immer wieder fest, dass die Infos über Kurzarbeit und Transfergesellschaften bei den Firmenchefs angekommen sind. Wenn es aber um neue Förderprogramme oder Landesbürgschaften geht, wüssten viele nicht Bescheid.

"Trotz aller dunkler Prognosen führen wir aber unser normales Geschäft weiter und freuen uns über erste erfolgreiche Grundstücksverhandlungen", sagt Preen. "Das sind Ansätze, die hoffen lassen, dass das Jahr gar nicht so schlecht wird, wie von manchem befürchtet."

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