Existenzgründer Wenn das Büro überall sein kann

Krefeld · Eigentlich studieren Anh-Liem Tony Ma und Maxim Schleicher noch. Aber sie sind auch bereits ihre eigenen Chefs – in ihrem digitalen Marketingunternehmen.

Maxim Schleicher (l) und Anh-Liem Tony Ma haben sich mit ihrer eigenen Marketingfirma selbstständig gemacht. Ein Büro brauchen sie dabei nicht.

Maxim Schleicher (l) und Anh-Liem Tony Ma haben sich mit ihrer eigenen Marketingfirma selbstständig gemacht. Ein Büro brauchen sie dabei nicht.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Die Handwerkszeuge sind ein Laptop und ein Smartphone, das Büro ist ein Cafétisch, und die Menüs des Tages für die Mittagspause stehen nicht auf einem Kantinenaushang, sondern auf der Speisekarte: Wenn Maxim Schleicher und Anh-Liem Tony Ma ihre Kunden betreuen, interaktive Webseiten gestalten oder auch einfach ein paar Plakate entwerfen, dann brauchen sie außer ihren Laptops eigentlich nur einen Internet-Zugang.

Ob sich die Existenzgründer bei ihrem Tagwerk daheim oder in einer Gastronomie aufhalten, ist also egal. Bei einer Apfelschorle sitzen die beiden Krefelder Ma (23) und Schleicher (22) im Café Lentz und arbeiten ihre Aufträge ab. Denn die Liste ist lang, obwohl sie mit ihrem Unternehmen Decentwork erst vor einem Jahr an den Start gegangen sind. Die Idee für eine digitale Marketingagentur im Bereich Grafik-, Webdesign und Online-Werbung hatten die beiden Studenten vor zwei Jahren.

Das Studium empfand Ma als zu starr, er wollte aber kreativ sein. „Das Studium ist etwas, wo die Inhalte sehr stark vorgegeben sind.“ Ma, der an der Universität Essen Wirtschaftsinformatik studiert und in etwa einem Jahr fertig sein wird, und Schleicher, der sein Kommunikationsdesign-Studium an der Hochschule Niederrhein voraussichtlich in zweieinhalb Jahren beendet haben wird, wollten etwas Kreatives, etwas Eigenes.

Mittlerweile haben sie so viel zu tun, dass sie auf einen Arbeitstag von sechs bis acht Stunden kämen. „Wir arbeiten so etwa 70 Prozent für die Agentur und 30 Prozent fürs Studium“, erzählen die zwei, die sich seit der Grundschule kennen und beste Freunde sind. Dass sich ihre Studiengänge so ergänzen würden, dass sie irgendwann ein gemeinsames Unternehmen gründen, sei Zufall.

Einen Businessplan hatten sie nicht. „Wir haben einfach angefangen“, sagt Ma. „Man muss einfach machen, das ist hart, aber man lernt viel schneller.“ Da kein festes Büro nötig gewesen sei, hätten sie nur das Equipment finanzieren müssen. Das Geld dafür verdiente sich Ma als Werksstudent in einem Telekommunikationsunternehmen. Schleicher griff auf seine Honorare aus der Begleitung der Spielaktionen des Mobifanten zurück. Die Krefelder Aktion Mobifant, bei der Spielmobile in die Stadtteile fahren, war auch gleich eines der ersten Projekte der frisch gebackenen Unternehmenschefs. „Wir haben den digitalen Auftritt gemacht und übernehmen die sozialen Medien“, erläutert Ma.

Kunden aus vielen
Bereichen beauftragen das Duo

Weitere Kunden seien soziale Einrichtungen, Selbstständige, Dienstleister, One-Man-Shows. Eine Sport- und Fitnessbekleidungsmarke gehört genauso dazu wie ein Unternehmen, das in Bonn Designertaschen anbietet. „Für den Laden in Bonn haben wir alles, vom Ladenschild angefangen, komplett designed“, berichtet Schleicher.

Ihren Auftrag sieht das Duo darin, „Unternehmen mehr Umsatz zu bringen, indem wir sie sowohl in der Offline- als auch in der Online-Welt zielorientierter und optimaler positionieren“, fasst Ma zusammen. Andere machten gerade bei den digitalen Aufträgen Internet-Seiten schön. „Wir machen sie schön und nützlich“, sagt das Duo

Derzeit trage sich ihre Agentur Decentwork „von selbst“, erzählen die zwei. Wo sie in fünf oder zehn Jahren sein werden, sei für sie kein Thema. „Wir denken in Halbjahresschritten. Alles andere wäre angesichts des schnellen Wandels der digitalen Welten Unsinn.“

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