Tronox: Arbeiter kämpfen um die Zukunft

Trotz der angekündigten Insolvenz herrscht eine Aufbruchstimmung in dem Uerdinger Werk. Die Produktion läuft weiter.

Krefeld. Pechschwarz ist die Fracht, die aus Indien kommt. Tonnenweise. Eine gut dreiwöchige Schifffahrt bis nach Uerdingen hat das Ilmenti, auch Titanerz genannt, hinter sich. Rund um die Lagerfläche im Chempark hat sich schwarzer Staub abgesetzt. Im Ruhrpott dürfte es früher kaum anders ausgesehen haben.

Doch es gibt auch die andere Seite, die weiße, ein paar Fabrikhallen weiter. Denn die Firma Tronox, die das Mineral verarbeitet, ist bekannt für ihr Weißpigment - das ausgerechnet aus dem tiefschwarzen Material aus der Erde gewonnen wird.

Wer auf einen hellen Lack beim Auto steht, seinem Haus einen weißen Anstrich verpassen will oder auf weiße Zähne setzt, der wird zwangsläufig mit den Pigmenten "versorgt". "Sogar die weißen M’s auf den M&M’s sind Weißpigmente", erklärt Produktionsleiter Michael Vössing.

Wer durch die Hallen und über das Gelände streift, sieht, wie es sein sollte: geschäftiger Betrieb, die Produktion in vollem Gange. Doch Geschäftsführer Paul Roberts wird auf seinen Rundgängen oft angesprochen, nach Neuigkeiten gefragt. Denn Tronox ist insolvent, seit gut zwei Wochen.

"Gerade anfangs gab es bei den Mitarbeitern eine große Unsicherheit", räumt Roberts ein. Auch wenn die wirtschaftlichen Probleme nicht neu waren, der Antrag auf Insolvenz traf die Belegschaft hart. Die erste Belegschaftsversammlung nach dem Gau sei aber sehr positiv verlaufen, betont Roberts.

Hans Hirche, der Betriebsratvorsitzende, sieht mittlerweile "eine echte Aufbruchstimmung." Die Mitarbeiter kämpfen um ihre Zukunft. Und das heißt, weiter produzieren. "Kunden und Lieferanten müssen beruhigt werden", sagt Paul Roberts. Sie müssten sehen, dass es so weiter gehe, wie bisher.

In der Lagerhalle stehen unzählige Säcke mit dem Weißpigment, bereit zur Auslieferung. 600 bis 1000 Kilogramm nehmen sie auf und tragen "FK-2" als Aufschrift. "Das steht für Kunststoff’", sagt Vössing und lächelt: "Ich gebe zu, die Namenswahl ist nicht so innovativ." Der Produktname "FK" wird aber bleiben, da sind sich alle einig.

Und Tronox? Man könne nur spekulieren. Es komme darauf an, was für ein Investor gefunden werde. "Es könnte auch ein Konkurrent sein oder zumindest ein artverwandter Geldgeber", erklärt Roberts.

Pluspunkt für Tronox sei das Know-how der Firma. Denn anders als beim Fall Opel, der oft als Vergleich herangezogen wird, besitzt die Firma in Uerdingen alle Patente noch selbst, gerade im Bereich der Nischen- und Hochqualitätsprodukte.

"Außerdem arbeiten wir mit dem aufwändigeren Sulfatverfahren", betont Vössing. Das bedeutet, einfach ausgedrückt, die schwarzen Erze werden aufgemahlen, der begehrte Bestandteil Titandioxid in Schwefelsäure herausgelöst.

In seinem Büro kann Michael Vössing den Besuchern anschaulich präsentieren, was passiert. Sechs Gläser und deren Inhalt demonstrieren den Weg von "schwarz" nach "weiß".

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