SWK setzen auf die Frauen

Es mangelt an Fachkräften, dabei liegen noch viele Potenziale brach, sagt die Arbeitsagentur.

Krefeld. Beate Dietsch stellt auch mal Weichen. Nicht für die Zukunft, sondern für ihre Straßenbahn. Die Weichen für ihre berufliche Zukunft hat sie vor 20 Jahren bereits gestellt — so lange ist Beate Dietsch bei der heutigen SWK-Mobil als Straßenbahnfahrerin beschäftigt.

Zu Anfang, als ihre beiden Kinder klein waren, arbeitete sie 20 Stunden, später wurden es 30 Stunden in der Woche. „Es hat sich viel verändert in diesen Jahren“, sagt sie. „Heute sind viel mehr Autos auf den Straßen unterwegs, ich habe auch mehr Fahrgäste als früher.“ Und ihre Bahn ist natürlich auch nicht mehr das alte Kurbel-Gefährt, sondern eine der neuen Bahnen, die pro Stück knapp 2,5 Millionen Euro kosten.

Am Mittwoch hatte sie auf ihrer Sonderfahrt besondere Gäste: SWK-Vorstand Kerstin Abraham und Ingo Zielonkowsky, Leiter der Krefelder Arbeitsagentur, trafen sich zur „rollenden Pressekonferenz“ in der Bahn und stellten den Arbeitsmarktbericht zum Ende Mai vor. Schwerpunktthema diesmal: „Potenziale nutzen“. Zu diesen Potenzialen, sagt Zielonkowsky, gehören neben den Bürgern mit Migrationshintergrund die Frauen.

„Gerade in Zeiten des sich abzeichnenden Fachkräftemangels hilft ein Blick über den Mitarbeiter-Tellerrand. Unternehmen können ihre Besetzungschancen erhöhen, wenn sie alte Strukturen aufbrechen und bei der Personalwahl Neues zulassen“, so der Arbeitsagenturleiter. Als Positivbeispiel nennt er die Stadtwerke.

In Krefeld sind etwa 53 Prozent der Einwohner Frauen, von ihnen stehen nur 40 Prozent in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis. Rund 13 Prozent der Krefelder sind Ausländer, aber lediglich elf Prozent von ihnen sind in einem solchen Arbeitsverhältnis.

„Frauen und Ausländer sind in Krefeld in vielen Berufen unterrepräsentiert“, sagt Zielonkowsky. „Unternehmen verbessern ihre Besetzungschancen, indem sie gerade auch Vertreter dieser beiden Gruppen in die Personalwahl mit einbeziehen. Bildungs- und Qualifikationsstrukturen sind oft leider die alleinigen Kriterien für eine Anstellung. Es wird immer noch zu viel auf Geschlecht, Alter oder Herkunft geachtet.“ Und: „Chancengleichheit erhöhen, heißt auch die Besetzungschancen erhöhen.“

Da haben die Stadtwerke bereits kräftig was dran getan. Kerstin Abraham nennt Zahlen: „Die SWK als Konzern hat Mitarbeiter mit 15 verschiedenen Nationalitäten. Bei der SWK-Mobil ist Beate Dietsch eine von 47 Fahrerinnen. Das ist ein Viertel der Gesamtfahrerzahl. Die SWK haben 13 Prozent Frauen in Führungspositionen, Tendenz steigend. Wir bieten 50 verschiedene Arbeitszeitmodelle an, auch Home Office ist bei uns ein Thema.“ Zurzeit sei man damit beschäftigt, in einer Kindertagesstätte Plätze für Mitarbeiter-Kinder zu sichern.

Die Stadtwerke setzen bei ihren Mitarbeitern auf die Ausgewogenheit von Wissen und Fähigkeiten und nicht auf Geschlecht, Alter oder Nationalität. „Berufe, die derzeit noch überwiegend von Männern ausgeübt werden, sind für Frauen häufig genauso attraktiv. So ist bei den SWK der ,Straßenbahnfahrer’ oft selbstverständlich eine Fahrerin“, sagt Abraham. Die Einstellung ihres Unternehmens fasst sie mit einem Satz zusammen: „Wir diskutieren nicht, ob, sondern wie Frauen zu uns kommen.“

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