RLA: Mit Autostrom durch Krefeld

Autohaus Hülsemann: Pflegedienst kann Elektroauto kostenlos testen.

Krefeld. Ampelstart neben einem PS-starken Boliden in dem kleinen dreirädrigen City-EL. Ein mitleidiges Lächeln des Sportwagenfahrers nebenan mit einem röhrenden Motor - dann schaltet die Ampel auf Grün. Das Lächeln gefriert zu einer entgeisterten Miene, als der batteriegetriebene "Zwerg" fast lautlos beschleunigt. In ganzen 1,2 Sekunden hat der Kleine 30 Meter zurückgelegt, nur mit einem leisen Summton.

Firmenchef Christian Hülsemann vom gleichnamigen Autohaus lacht: "Man denkt, man sitzt in einem Jet." Das liege an der direkt umsetzbaren Antriebsenergie der Silizium-Batterie und der Leichtbauweise. Insgesamt vier neue Fahrzeuge präsentiert das Krefelder Autohaus auf der Rheinischen Landesausstellung: Neben dem "Jet" eines bayerischen Herstellers den zweitürigen sportlichen Tazzari Zero aus Italien, das viertürige Stadtauto Reva NXR aus Indien und den Mini-Lkw Beepo Pony, eine chinesisch/indische Co-Produktion.

Ein mutiges Konzept hat sich der Krefelder "Vater der Autogas-Technik" ausgedacht und mit einigen Partnern umgesetzt. Die Sparkasse finanziert die Investition, die Santander-Bank die Fahrzeug-Finanzierung der Kunden. Den Mut für das Projekt schöpft Hülsemann aus dem Erfolg der Autogas-Technologie, denn der Hyundai-Händler verkauft inzwischen 80 Prozent aller Neufahrzeuge mit bivalentem Antrieb - sprich mit zusätzlichem Autogas-Antrieb.

An den Tankstellen seiner Niederlassungen in Krefeld, Kempen und Moers können die Kunden demnächst neben Autogas auch Autostrom tanken. "Das ist nichts anderes als normaler Haushaltsstrom, den man genauso auch an jeder Steckdose entnehmen kann. Ein Kabel genügt." Nur dass das Volltanken zu Hause sechs Stunden dauert, während das Schnellladen bei 80 Prozent Batterieaufladung an der Tankstelle in einer Stunde während eines Einkaufs zu bewältigen ist. An der Tankstelle gibt es Ökostrom aus regenerativen Energien. Die Betriebskosten sind äußerst gering (siehe Info-Kasten).

"Elektro-Fahrzeuge sind kein Ersatz für ein traditionelles Auto, sondern eine sinnvolle Ergänzung für alle, die mit einer Reichweite bis zu 150 Kilometern pro Tag auskommen und über Nacht nachladen", so Hülsemann. Angesprochen sind Berufspendler, Gewerbetreibende wie Gärtner, Handwerker und Flottenbetreiber im Stadtverkehr.

Erste Erfahrung will der Firmenchef mit dem Tazzari sammeln, den die Krefelder "Hilfe Daheim", eine Gesellschaft für häusliche Alten- und Krankenpflege, bis auf Weiteres kostenlos nutzen darf. "Wir sind für diese Unterstützung sehr dankbar", sagt Mariana Berndt. Die Organisationsverantwortliche will das Elektro-Fahrzeug für die täglichen Fahrten zur Krangenpflege in zwei Schichten nutzen. Bei etwa 30000 zurückgelegten Kilometern im Jahr spare man viel Geld, weil 100 Kilometer nur noch 2,50 Euro an Strom kosten. "Wir sind von Anfang an Kunde bei Hülsemann und fahren seit vier Jahren sehr zufrieden zwei gasbetriebene Autos."

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