Nirosta-Mitarbeiter haben Angst um ihre Arbeitsplätze

Die Absicht des Konzerns zum Verkauf an das finnische Unternehmen Outokumpu hat am Montag zur ersten Arbeitsniederlegung geführt.

Krefeld. Die Angst um die Arbeitsplätze ist groß. Die rund 2100 Mitarbeiter von Thyssen-Krupp Nirosta in Krefeld sehen die Flüssigphase, ihr Stahlwerk und ihren Standort akut gefährdet. Hintergrund sind die Meldungen, dass der Thyssen-Krupp-Konzern die Edelstahlsparte Inoxum an den finnischen Konkurrenten Outokumpu verkaufen will. Ein Konzernsprecher bestätigte, dass Thyssen-Krupp Gespräche mit dem finnischen Unternehmen begonnen hat. Dabei werde auch „eine mögliche Zusammenführung“ des Edelstahlgeschäfts geprüft. Und das bereitet Betriebsrat und Arbeitnehmern in Krefeld größte Sorgen.

Gestern um 10 Uhr wurden an der Oberschlesienstraße die Arbeiten eingestellt. Gearbeitet wurde nur an der Dünnband-Gießanlage — und das auch nur, weil Landesarbeitsminister Guntram Schneider dem Werk einen Besuch abstatten wollte. Dieser Termin war vor Monaten vereinbart worden — „eine bemerkenswerte Fügung“, wie am Montag Schneider auf der Demonstration sagte.

500 Stahlarbeiter, teilweise mit ihren Familien, kamen an Tor 2 zur Kundgebung zusammen. Nirosta-Gesamtbetriebsratsvorsitzender Bernd Kalwa brachte es auf den Punkt: „Wir fordern hier und heute ein, dass alle Vereinbarungen und Verträge, die von der Konzernspitze und von der IG Metall zur Zukunft der Edelstahlsparte unterschrieben worden sind, auch eingehalten werden. Wer uns kaufern will, muss diese Verträge einhalten. Und wir erwarten langjährige Begleitung von Thyssen-Krupp, auch wenn wir dann den Finnen gehören. Thyssen-Krupp hat Verantwortung für die Mitarbeiter und deren Familien. Und dem Interessenten aus Finnland haben wir bereits gesagt: Wir bestehen auf verbindliche Einhaltung der Verträge.“

Sein Bruder Norbert, Betriebvorsitzender am Standort Krefeld: „Das ist heute der Auftakt zu einem Arbeitskampf, der sich gewaschen hat. Wir wollen Sicherheit haben in Krefeld.“

Oberbürgermeister Gregor Kathstede sagte volle Unterstützung zu: „Ich bin wütend darüber, dass der Stahlstandort Krefeld und Arbeitsplätze gefährdet sind. Ich habe an den Vorstandsvorsitzenden Heinrich Hiesinger geschrieben: Die Arbeitsplätze und das Werk müssen bleiben. Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz.“ Unterstützung sicherte auch CDU-Fraktionsvorsitzender Wilfrid Fabel zu. SPD-Fraktionschef Ulrich Hahnen, Mitglied des Landtages, sagte den Nirosta-Mitarbeitern: „Alle politischen Kräfte in Krefeld ziehen an einem Strang.“

NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider betonte: „Dieses Traditionsunternehmen muss in Gänze eine Zukunft haben. Stahl ist eine Schlüsselindustrie. Es geht nicht nur um die Jobs im Stahlbereich, es geht um Erhaltung des Industriestandortes Nordrhein-Westfalen.“ Jede Umstrukturierung müsse die Überschrift tragen: „Keine betriebsbedingten Kündigungen!“ Schneider unterstrich, dass der Thyssen-Krupp-Konzern weiter in der Verantwortung und unternehmerisch beteiligt bleiben müsse. „Es gibt Vereinbarungen mit der IG Metall. Die gelten nach wie vor. Achtet auf deren Einhaltung. Ein Stück Sicherheit muss weiter gelten — das habt ihr euch verdient.“ Auch Ralf Köpke, Vorsitzender des DGB Krefeld, pochte auf die Einhaltung der Verträge.

Die IG Metall hat vor Tor 2 einen Informationswagen eigesetzt. Der wird täglich von 10 bis 23 Uhr besetzt sein, um die Kollegen mit den neuesten Nachrichten zu versorgen. Und für Freitag ist in Bochum bereits eine zentrale Großkundgebung angesetzt, und zwar um Fünf vor Zwölf.

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