Krefelder will Strom aus Erdwärme gewinnen

Salvea-Chef Wolfgang Hoever hat ein Exklusivrecht für Probebohrungen. Er will 60 Millionen Euro investieren.

Krefeld. Alternative Energiegewinnung made in Krefeld kann bald Realität werden. Eigentlich ist Island Vorreiter der Stromerzeugung aus Geothermie, doch auch in Deutschland bieten sich günstige Verhältnisse. Die Energieriesen haben viele Flächen bereits erschlossen, ein 357 Quadratkilometer großes Gebiet zwischen Moers, Duisburg, Kerken, Viersen und Meerbusch ist noch unberührt.

Das kann bald Vergangenheit sein - die Planungen laufen. Wolfgang Hoever, Gründer der inoges AG, ist eigentlich im Gesundheitssektor beheimatet, sucht ständig nach neuen Herausforderungen. Der gelernte Sportphysiotherapeut, Heilpraktiker, Masseur und medizinische Bademeister will 60 Millionen Euro in ein Erdwärmekraftwerk investieren.

"Deutschland liegt beim Thema Geothermie weit hinten", sagt Christof Schössler, Pressesprecher der 500-Mann-starken inoges-Unternehmensgruppe. "Das Thema gesunde Energie passt zu einem Gesundheitskonzern", begründet er den Aufgriff eines neuen Geschäftsfeldes. Warum bisher kein Energieversorger an dem Gebiet interessiert war, kann er sich nicht erklären: "Dass ein Unglück wie in Staufen oder Kamen passiert, ist nicht zu erwarten, da ein anderes Verfahren angewendet wird und die Bodenbeschaffenheit eine andere ist."

Wenn sich günstige Bodenverhältnisse herausstellen, will Hoever auf eine Tiefe hinunter, die bisher in Punkto Geothermie einmalig in Deutschland ist. Das derzeit größte Erdewärmekraftwerk steht in Unterhaching und stößt bis 3400 Meter in den Untergrund vor. "Für die Gewinnung von Strom sind tiefere Bohrungen notwendig, als bei der Wärmegewinnung fürs Heizen", erläutert Diplom-Geologe Volker Wrede vom Geologischen Dienst. Um eine Wärmegewinnung von mindestens 150 Grad zu ermöglichen, ist eine 5000 Meter tiefe Bohrung notwendig. "Geothermie ist ein Bodenschatz, für den die Bergverwaltung in Dortmund zuständig ist - Herr Hoever hat dafür eine Erlaubnis bekommen, die ihm Exklusivrecht für das Gebiet garantiert", sagt Wrede.

Tiefenbohrungen gebe es dort sonst nicht. Vorrangig Tonsteine werden vermutet, bei denen es keine Erfahrung mit Bohrungen gebe. Für Hoevers Projekt sieht Wrede aber keine größeren Probleme, obwohl bei der neuen Technik zwei Bohrungen notwendig seien: "In einer Leitung wird zunächst Kaltwasser in der Tiefe aufgeheizt und steigt in der anderen Leitung wieder hinauf."

"Im Vergleich zu den Werken der Energieriesen wird der Ertrag des geplanten Werks mit fünf Megawatt gering ausfallen", so der Geologe. Ein paar Hundert Haushalte könne es aber versorgen. "Rentabel wird es, wenn Abwärme für das Fernheiznetz mitverkauft wird." Auf das Wissen des Geologischen Dienstes greift Hoever bei seinen Planungen zurück und hat bisher zwei Gutachten über Böden und geothermische Verhältnisse erstellen lassen.

Vorteil bei der Gewinnung von Geothermie ist, dass es ein geschlossenes System ist und keine Kosten mehr entstehen. Bevor aber dieser Punkt erreicht ist, ist eine Menge Vorarbeit notwendig: "Eine Probebohrung bringt Kosten im zweistelligen Millionenbereich", sagt Wrede.

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