Krefelder Maschinenbau leidet

Jede Firma hat in der Krise andere Probleme. Viele Stellen werden gestrichen.

Krefeld. Die Maschinenbauer in Krefeld spüren die Krise. Deutschlandweit lagen die Auftragseingänge im Februar um 49 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die IHK Mittlerer Niederrhein hat einen Geschäftsklima-Index von 45,8 ermittelt. Das bedeutet, dass der Maschinenbau nach Selbsteinschätzung unter allen Branchen auf einer Skala von der besten (126,7) bis zur schlechtesten Branche (12,5) im unteren Mittelfeld angesiedelt ist.

Die Zahlen sind Durchschnittswerte und lassen kein Urteil über die Situation eines Unternehmens zu. Die Krise trifft jeden anders, das zeigen die Aussagen der Krefelder Firmen.

Nach vielen Jahren guter Geschäfte hat es überraschend Voith Paper erwischt. Krefeld ist Hauptstandort der Voith Finishing Division und Hersteller von Maschinen für die Papiererzeugung. Vor kurzem gab der Konzern bekannt, dass er von den 670 Stellen in Krefeld 160 abbauen wird. Das sei keine unmittelbare Folge der Wirtschaftskrise, sagt Konzernsprecher Markus Wöhl.

Vielmehr müsse sich das Unternehmen mittel- und längerfristig auf eine geringere Nachfrage einstellen. Der Markt für Papier wachse wesentlich geringer als bisher. Seit dem dritten Quartal 2008 sei der Auftragsrückgang spürbar. Zahlen nennt er nicht..

Am Standort Krefeld soll laut Ausbildungsleiter Heinz-Friedrich Kammen der Personalabbau in Raten und ohne Kündigungen erfolgen: 120 Mitarbeiter noch in diesem Jahr, 40 weitere im nächsten. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Die Zahl der Ausbildungsplätze soll auf dem Niveau der Vorjahre gehalten werden.

"Wir bilden weiterhin über dem Bedarf aus und garantieren bis zu sechs Monaten danach eine Weiterbeschäftigung." Damit will sich das Unternehmen den Fachkräftenachwuchs für bessere Zeiten sichern. "Auch die Ausbildung im Auftrag anderer Firmen bleibt bestehen", sagt Kammen.

Hans W. Fechner, Sprecher der Geschäftsführung des Siempelkamp-Konzerns, kann das Krisengerede nicht mehr hören und lehnt sich weit aus dem Fenster: "Siempelkamp ist krisenfest." Er begründet die Aussage mit einer "kerngesunden Aufstellung" des Familienunternehmens.

Er verweist auf den Aufbau des Geschäfts auf den drei Säulen Maschinen- und Anlagenbau, Gusstechnik und Nukleartechnik. Auch in der Krise denkt Fechner daran, sich durch gezielte Übernahmen zu verstärken. Er ist davon überzeugt, die 1600 Arbeitsplätze am Hauptsitz Krefeld sichern zu können.

Die Auftragseingangsbücher im Maschinen- und Anlagenbau sind bis Anfang 2010 gut gefüllt, berichtet Firmensprecher Ralf Griesche. Zurzeit ließen die Aufträge aber zu wünschen übrig. Die Finanzkrise mache sich anhand rückläufiger Investitionsneigung in Ländern wir Brasilien, Russland, Indien und China bemerkbar.

Die Nachfrage nach Möbeln und dem Innenausbau von Häusern sinke. Andererseits gebe es aber auch Länder, in denen das Geschäft laufe. Chancen sehe man im Modernisierungsgeschäft: Kunden können ihre Maschinen mit Elektronik energie- und kostensparender machen.

Das Geschäft mit Stickmaschinen ist wie bei den anderen Maschinenbauern stark exportabhängig und dazu noch ein Nischensegment im Markt. "Die Projektabwicklung beträgt nur zwei bis drei Monate, so dass ein Investitionsstau bei den Kunden sehr schnell durchschlägt", erläutert ZSK-Geschäftsführer Karl-Hubert Zons.

"Viele der Kunden leiden unter der Kündigung ihrer Kreditlinien oder schlechteren Zinskonditionen ihrer Banken und stornieren ihre Aufträge", beschreibt er die Auswirkungen der Finanzkrise. "Da fährt man sein Auto schon einmal ein Jahr länger." Das trifft besonders Kunden in Ländern mit Massenproduktion wie China, Pakistan, Indien und Türkei, aber selbst sonst stabile Länder wie Italien. Die Folge: Ein Auftrags- und Umsatzeinbruch seit September und eine Personalreduzierung um 30 Prozent auf jetzt 90 Mitarbeiter.

Doch unterkriegen lassen will sich Zons nicht. "Wir haben einen technologischen Vorsprung gegenüber Billiganbietern. Diese Chance wollen wir nutzen."

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