Wirtschaft in Krefeld TAG wird geschlossen: 90 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz

Krefeld · Nach Umsatzeinbrüchen schließt die Kleinewefers GmbH die TAG Composites & Carpets an der Glockenspitz.

 Das Firmengebäude der TAG Composites & Carpets an der Ecke Glockenspitz/Rote-Kreuz-Straße.

Das Firmengebäude der TAG Composites & Carpets an der Ecke Glockenspitz/Rote-Kreuz-Straße.

Foto: Andreas Bischof/Andeas Bischof Tel.+49(0)1712850

Über Jahrzehnte war die Textilausrüstungsgesellschaft (TAG) Composites & Carpets GmbH Spezialist bei der Beschichtung und Veredlung von Textilien. Färben, drucken, scheren, waschen, beschichten schneiden – mit diesen Kernkompetenzen sei man europäischer Marktführer in der Auftragsveredlung von textilen Bodenbelägen geworden, heißt es auf der Homepage des Unternehmens. Doch diese Erfolgsgeschichte ist zu Ende: „Die Kleinewefers GmbH als alleiniger Gesellschafter der TAG und die Geschäftsführung haben nach einer umfassenden Analyse der wirtschaftlichen Lage, der Marktentwicklungen und der Kundenstruktur (...) entschieden, dass eine komplette Stilllegung der Betriebs- und Unternehmensstrukturen der TAG unausweichlich ist.“ So heißt es in einer Presseerklärung. Der Betriebsrat sei am 10. Februar über den Schritt informiert worden. Zuletzt 90 Mitarbeiter in Krefeld (Glockenspitz) und Grefrath-Oedt (Girmespark) sind betroffen.

Liquiditätsengpässe mussten mehrfach überbrückt werden

Die Schließung erfolgt im Laufe dieses Jahres – in Abhängigkeit von den noch vorhandenen Kundenanforderungen. „Laufende Aufträge werden selbstverständlich ebenso wie die Arbeitsverträge ordnungsgemäß abgewickelt“, versichert die Kleinewefers GmbH. Verweist aber gleichzeitig auf einen seit längerer Zeit schrumpfenden Teppichmarkt hin. Dies habe man in den vergangenen Jahren durch Restrukturierungsmaßnahmen aufzufangen versucht.

„Mehrfach wurden in den letzten Jahren Liquiditätsengpässe bei der TAG überbrückt. Es wurde alles versucht, der strukturell rückläufigen Nachfrage- und Umsatzentwicklung sowie den damit einhergehenden negativen Betriebsergebnissen der TAG entgegenzutreten. Ein nachhaltiger wirtschaftlicher Erfolg ist allerdings schon in den letzten Jahren nicht erzielt worden“, betont die Muttergesellschaft.

Erschwerend kämen seit nunmehr einem Jahr die aus der Corona-Pandemie resultierenden Nachfrageeinbrüche hinzu, deren Ende nicht absehbar seien. Darüber hinaus sei infolge des Brexits mittlerweile eine zusätzliche Nachfrageschwäche zu verzeichnen.

Das Fass zum Überlaufen brachte offenbar die Entscheidung des wichtigsten Kunden der TAG, eine eigene Beschichtungsanlage zu betreiben, was zu einem Komplettausfall der Umsätze in der Teppichrückenbeschichtung am Standort Oedt geführt habe. Auch für die Färberei in Krefeld habe der Hauptkunde reduzierte Mengen angekündigt. „Ein derartiger Umsatzeinbruch ist von der TAG allein nicht aufzufangen“, betont die von Dr. Erich Bröker als Geschäftsführer geführte Kleinewefers GmbH.

Nach der Insolvenz 2007 Marke zunächst rentabel gemacht

Die TAG war über Jahrzehnte an der Gladbacher Straße zu Hause. Sie ging 2007 in die Insolvenz und wurde von Kleinewefers übernommen. Das Know-how der TAG habe man mit übernommen und so neue Absatzmärkte erschlossen, erklärten noch vor zwei Jahren mit einem gewissen Stolz Jan Kleinewefers und Erich Bröker gegenüber der WZ. Mit sehr hohem finanziellen Aufwand sei es schließlich gelungen, die Marke wieder rentabel zu machen und dadurch einige hundert Arbeitsplätze zu retten und zu festigen.

Seit der Übernahme habe man in einem stets schwierigen Marktumfeld immer wieder Lösungen gefunden, sagt die Muttergesellschaft heute. „Den jetzigen Schritt bedauern wir und insbesondere auch Dr. Bröker sehr, er erweist sich aber leider als unausweichlich“, so das Unternehmen.

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