Krefeld steckt noch mitten im Strukturwandel

Standortanalyse belegt: Dienstleistung kann weggefallene Industriearbeitsplätze nicht kompensieren.

Krefeld. „Der Standort Krefeld steckt nach wie vor mitten im Strukturwandel, bietet allerdings insbesondere seiner Industrie gute Standortbedingungen“, fasst Erich W. Bröker, Vizepräsident der IHK Mittlerer Niederrhein, die Ergebnisse der neuesten IHK-Standortanalyse für Krefeld zusammen. So liegt in Krefeld die Zahl der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe mit 32,5 Prozent deutlich über dem Landesdurchschnitt (29,3 Prozent).

Im Dienstleistungsbereich ist die Situation umgekehrt: 67 Prozent aller Beschäftigten in Krefeld arbeiten in diesem Sektor. Im Landesdurchschnitt sind es 70,2 Prozent. Auffällig ist: 11,8 Prozent der in Krefeld im Dienstleistungssektor Beschäftigten arbeiten im Logistikbereich. „Dieser überdurchschnittliche Anteil ist sicherlich auf entsprechende Neuansiedlungen entlang der A 44 zurückzuführen“, erklärt der IHK-Vizepräsident. „Die Stadt bietet demnach Großhandel und Logistik hervorragende Perspektiven.“

Allerdings verlief die Beschäftigungsentwicklung in Krefeld sowohl im industriellen als auch im Dienstleistungsbereich deutlich schlechter als im Landesdurchschnitt. Insgesamt gingen von 1990 bis 2012 in der Krefelder Industrie rund 25 600 Arbeitsplätze verloren, während im Dienstleistungsbereich zeitgleich etwa 10 100 neue entstanden. Dies bedeutet, dass 60 Prozent der weggefallenen Industriearbeitsplätze durch den Dienstleistungssektor nicht kompensiert werden konnten.

Ergebnisse einer Unternehmensbefragung bedeuten für Bröker: „Vorhandene Stärken müssen weiter ausgebaut werden.“ Gerade mit Blick auf den geplanten neuen Containerbahnhof in Linn müsse der Ausbau des Anschlusses an die B 288 Vorrang haben. „Die zukünftige Vermarktung der Industrie- und Gewerbeflächen im Bereich des Hafen-Wendebeckens, aber auch das diskutierte Gewerbegebiet Krefeld/Meerbusch/Willich erfordern allerdings zusätzlich eine Südanbindung des Hafens an die A 57“, mahnt er und plädiert dafür, dies im neuen Flächennutzungsplan zu berücksichtigen.

Aber auch auf die Notwendigkeit einer Realisierung des Gaskraftwerkes in Uerdingen weist Bröker hin: „Die zum Teil recht energieintensive Industrie ist auf eine sichere Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen angewiesen“, begründet er die IHK-Forderung. Vor diesem Hintergrund bedauert er, dass die Investition kürzlich für drei Jahre aufgeschoben wurde.

Deutlich kritisiert werden in der Befragung das Stadtbild generell, aber auch die Höhe der Parkgebühren, die innerstädtischen Verkehrsverhältnisse und die Sicherheit. Bröker sieht die Stadt durch verschiedene Aktivitäten inzwischen allerdings auf einem guten Weg.

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