Wirtschaft in Krefeld Jagenberg stärkt Markenauftritt

Krefeld · 19 Firmen hat die Krefelder Jagenberg AG unter ihrem Dach vereint. Durch einen gemeinsamen Markenauftritt soll nun die eigene Schlagkraft verbessert werden.

 Die Neuausrichtung der Marke Jagenberg stellen Silke Löser (Marketing) und Vorstand Erich Bröker vor.

Die Neuausrichtung der Marke Jagenberg stellen Silke Löser (Marketing) und Vorstand Erich Bröker vor.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Wenn Erich Bröker aus seinem Büro im zehnten Stock des K2-Towers an der Kleinewefersstraße schaut, hat er einen weiten Blick über Krefeld. Weitblick stellt der Vorstand der Jagenberg AG derzeit aber auch an anderer Stelle unter Beweis: Die 19 Unternehmen mit weltweit rund 1300 Beschäftigen (davon 60 am Hauptsitz in Krefeld und 850 in Deutschland), die unter dem Dach der Management-Holding bisher lose miteinander verbunden waren, haben ab sofort einen gemeinsamen Markenauftritt mit gemeinsamem Logo und Design, ohne dabei den eigenen Namen zu verlieren. Die Neuausrichtung, so Bröker, sei aber noch weit mehr: „Das hat viel mit Strategie zu tun.“

Neben dem Angebot jeder einzelnen Firma sollen in Zukunft durch eine engere Zusammenarbeit der einzelnen Unternehmen zusätzliche Geschäftschancen und Märkte erschlossen werden. Eineinhalb Jahre haben die Vorbereitungen zu dieser Neupositionierung gedauert. „Nur über eine Dachmarke mit starker Außenwirkung können wir uns von anderen Marktteilnehmern differenzieren, unseren Bekanntheitsgrad ausbauen und die Position jedes einzelnen Unternehmens mit seinen etablierten Produktmarken stärken“, betont Erich Bröker.

Weiterer Ausbau des Bereichs „Industrial Solutions“

Damit einher geht eine strategische Veränderung: Die Jagenberg AG konzentriert sich stärker als bisher auf den Ausbau des Geschäftsbereichs „Industrial Solutions“. Die Kerngeschäftsfelder beziehen sich auf Maschinen und Anlagen, Automatisierungs- und Steuerungstechnik sowie digitale Lösungen für die Verarbeitung bahnförmiger Materialien wie Folien und Papier.

Schon in den vergangenen Jahren hatte sich Jagenberg konsequent von Firmen getrennt, die nicht mehr zu dieser geschäftlichen Ausrichtung passten. Gleichzeitig wurde an anderer Stelle investiert. So verkaufte die AG 2020 die Verseidag-Indutex GmbH an die französische Serge-Ferrari Group, erwarb aber im Gegenzug durch ihr größtes Tochterunternehmen, die Kampf Schneid- und Wickeltechnik GmbH, das britische Unternehmen Atlas Converting Equipment Ltd., das bis dahin ein wichtiger Konkurrent von Kampf war.

In China sind die Auftragsbücher schon bis 2023 gefüllt

„Wir sind ein strategischer Investor“, betont Bröker. Die Firmen der Gruppe sollen zueinander passen, gemeinsame Kunden wolle man gemeinsam bearbeiten, um zu guten Gesamtlösungen zu kommen. Dies schaffe Vorteile für Kunden und Partner. Erfolgreich sei man derzeit zum Beispiel als Zulieferer für Folienbeschichtungsanlagen für die Batteriezellen-Produktion. Viel Geld wird auch in China verdient, wo die AG durch mehrere Firmen vertreten ist, so u.a. durch Kampf Technology in Changzhou. Gerade in der Corona-Krise gebe es in China einen regelrechten Boom, die Auftragsbücher seien bis 2023 gefüllt, berichtet Bröker. Andererseits macht die Pandemie Probleme, etwa bei der Inbetriebnahme neuer Maschinen aus deutscher Produktion, da in China eine zweiwöchige Quarantänepflicht herrscht. 

Mit Blick in die Zukunft nennt er vor allem den Druckbereich „spannend“. Etwa beim Dekordruck für die Möbelindustrie, gepaart mit einer intelligenten Trockungstechnologie. In diesem Feld schaue man sich derzeit Möglichkeiten für weitere Investitionen an. Das ebenfalls zur AG gehörende US-Unternehmen Survival Armor, spezialisiert auf Schutzwesten, passt dagegen nicht mehr zur neuen Firmenstrategie und soll verkauft werden. 

Das neue Leitbild der Jagenberg-Gruppe lautet „Create. Future. Together.“ Create soll dabei den Willen zur aktiven Gestaltung ausdrücken: Flache Hierarchien, kurze Wege, schnelle Entscheidungen nennt Bröker als Stärke – wobei die solide finanzielle Basis dafür Voraussetzung sei: Bei 280 Millionen Euro lag 2020 der Umsatz – 2003 waren es noch 100 Millionen Euro weniger. „Future“ soll den Blick auf langfristige Perspektiven, zukunftsorientierte Technologien sowie Nachhaltigkeit aufzeigen. Denn auch das Thema Ökologie wird immer wichtiger. Mit „Together“ ist schließlich Dialogbereitschaft mit Kunden und Partnerfirmen gemeint.

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