Familienfreundliche Unternehmen Mit Kollegen, Kind und Kegel

Familienmitglieder sind bei „Haus und Grund“ willkommen. Gegenseitige Unterstützung steht hoch im Kurs.

 Michael Heß arbeitet seit zehn Jahren bei Haus und Grund.

Michael Heß arbeitet seit zehn Jahren bei Haus und Grund.

Foto: ja/LOTHAR STRUECKEN

Beim Verein Haus und Grund funktioniert vieles auf Vertrauensbasis. „Wir haben eine Kernarbeitszeit und jeder führt ein Arbeitszeitkonto – aber das hält jeder selbst nach“, sagt Michael Heß, Rechtsanwalt und Geschäftsführer. Überstunden feiern die Mitarbeiter selbstständig ab – zu wenig abgeleistete Arbeitszeit kann nachgeholt werden. Das macht es für die Mitarbeiter einfach, auch spontan auf familiäre Engpässe, beispielsweise in der Kinderbetreuung, zu reagieren.

Der Berater für Immobilieneigentümer ist bereits zweimal als eines der familienfreundlichsten Kleinunternehmen in Krefeld ausgezeichnet worden. 2015 wählte das Krefelder Netzwerk Wirtschaft & Familie den Verein auf den zweiten, 2017 auf den dritten Platz. „Dann fehlt uns nur noch der erste Platz in der diesjährigen Runde“, sagt Heß und lacht.

Grund zu Lachen hat man im Unternehmen am Ostwall des Öfteren. Beispielsweise beim Kickerspielen im Keller nach der Mittagspause oder beim regelmäßigen Lauftreff – gerne auch mit Freunden und Kindern. Kinder und Hunde wuseln regelmäßig in den Büroräumen herum. Auf dem Tresen im Eingangsbereich steht Gebasteltes. Auch Heß hat einen Hund, den er gelegentlich mit zur Arbeit nimmt. Kollegen nehmen ihn gerne mit an die frische Luft. Zur wöchentlichen Yoga-Stunde kommt er aber nicht mit.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf von wachsender Bedeutung

„Das alles lockert die Büroatmosphäre auf und bringt die Kollegen zusammen“, sagt Heß. Der 44-Jähirge hat selbst keine Kinder, bringt aber gerne seinen Vater mit zum Grillfest. Das gute Miteinander unter den 13 Angestellten ist wichtig für das Unternehmen. Denn um trotz der kleinen Mitarbeiterzahl den individuellen Bedürfnissen wie Teilzeitarbeit oder Elternzeit nachkommen zu können, muss man sich gegenseitig unterstützen. „Wenn ein Mitarbeiter die Stunden runterschrauben möchte, müssen andere ihre aufstocken“, erklärt Heß.

Bislang habe das problemlos funktioniert – wenn es auch gerade im vergangenen Jahr eine Menge Abstimmung gebraucht habe, alle gewünschten Arbeitszeitmodelle unter einen Hut zu bringen. Seit zehn Jahren ist Heß bei Haus und Grund. Zu Beginn war man zu fünft, seither ist der Betrieb stetig gewachsen. Und um für gute potenzielle Mitarbeiter attraktiv zu sein, bedürfe es schon etwas mehr, als einer guten Bezahlung.

„Wir übernehmen Kita-Gebühren und zahlen Job-Tickets, mit denen die ganze Familie auch in der Freizeit fahren kann“, sagt Heß. Weiche Faktoren, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, seien auf dem Arbeitsmarkt von zunehmender Bedeutung. „Da muss man schon etwas bieten.“

In großen Unternehmen gebe es dafür feste Strukturen, in kleinen müsse Vieles auf Zuruf funktionieren. Da zählten in Krisensituationen persönliche Hilfsangebote, schnell realisierte Home-Office-Lösungen. Auch wenn letztere gar nicht immer so gefragt seien, wie man meine. „Viele kommen lieber in den Betrieb, auch wegen des sozialen Miteinanders, und nutzen solche Angebote nur zur Überbrückung“, so Heß.

Anfang Dezember werden die familienfreundlichsten Krefelder Unternehmen wieder ausgezeichnet. „Die letzten beiden Male haben wir bereits viel mitgenommen“, sagt Michael Heß. Man habe sich noch einiges bei den anderen Teilnehmern abschauen können und auch immer neue Tipps vom Netzwerk Wirtschaft & Familie erhalten. Und auch das Preisgeld habe man sinnvoll einsetzen können: „Es hat den Betriebsausflug mitfinanziert.“

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