Energiewende „Smarte“ Stromzähler für alle

Krefeld · In Krefeld werden bis 2032 in 143 000 Haushalten die analogen Stromzähler auf digitale Geräte umgestellt.

 Ein digitaler Stromzähler (l.) mit Smart-Meter-Gateway steht neben einem herkömmlichen analogen Zähler.

Ein digitaler Stromzähler (l.) mit Smart-Meter-Gateway steht neben einem herkömmlichen analogen Zähler.

Foto: dpa/Markus Scholz

53 000 Krefelder haben sie bereits, bis 2032 sollen in allen rund 143 000 Haushalten smarte Stromzähler im Keller hängen. Seit 2017 tauscht die Netzgesellschaft Niederrhein (NGN) als zuständiger Messstellenbetreiber in Krefeld sukzessive bei Kunden mit einem Jahresstromverbrauch von bis zu 6000 Kilowattstunden die alten, elektromechanischen Stromzähler gegen digitale  Messeinrichtungen aus, auch bekannt unter dem Oberbegriff „Smart Meter“. Die NGN muss das tun, weil es das 2016 verabschiedete Bundesgesetz zur Digitalisierung der Energiewende vorschreibt.

Die Kunden müssen für den Zählerwechsel pauschal 20 Euro bezahlen. Im Kern sollen sie mehr Transparenz beim Stromverbrauch bekommen. Wer genau sieht, wann er wie viel Strom verbraucht, kann seinen Energiekonsum besser steuern. Denn die digitalen Stromzähler speichern die Verbrauchsdaten für zwei Jahre und stellen sie en detail auf einem Display dar. Nach der PIN-Eingabe am Zähler kann sich jeder seinen Tages-, Wochen-, Monats- und Jahresverbrauch anzeigen lassen. Das kann man theoretisch auch mit den alten Zählern, allerdings muss man dann jeden Tag in den Keller zum Ablesen und alles aufschreiben. Apropos: Die Vorort-Ablesung entfällt durch die neuen Zähler natürlich.

Großkunden bekommen ein teureres System eingebaut

Seit Ende letzten Jahres hat die NGN – wieder auf Geheiß des Gesetzgebers – in der zweiten Ausbaustufe damit begonnen, bei Kunden mit Verbräuchen über 6000 Kilowattstunden im Jahr  intelligente Messsysteme einzubauen. In Krefeld betrifft das rund 8900 Zähler, die  bis Ende 2028 umgerüstet werden müssen. Der digitale Stromzähler der „Normalkunden“ wird erweitert um eine Kommunikationseinheit, das sogenannte „Smart-Meter-Gateway“. Das kann Messwerte verarbeiten, automatisch übermitteln und Zugriffsrechte verwalten. Der Messstellenbetreiber  verteilt die Daten wiederum weiter an die Stromlieferanten, Netzbetreiber und weitere berechtigte Empfänger. Auch der Kunde kann sich nach Anmeldung seine Daten über ein Online-Portal anschauen, das die NGN ihm zur Verfügung stellt. So hat er seine Verbräuche jederzeit im Blick. Denn:  Bei der Energiewende hin zu erneuerbaren Energien wird mehr Transparenz über die Erzeugung und den Verbrauch benötigt, um beides in den Stromnetzen in Einklang zu bringen. „Ohne Atom- und Kohlekraftwerke wird die Stromerzeugung mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien dezentraler und volatiler, also etwa wetterabhängig. Dadurch steigen die Anforderungen an den Netzbetrieb sowie an die Koordinierung von Stromangebot und -nachfrage“, erklärt NGN-Geschäftsführer Christof Epe.

Natürlich stellt sich hier sofort die Frage nach Datenschutz und -sicherheit: „Das Smart-Meter-Gateway ist mit besonders strengen Auflagen versehen worden und bedient sich für die Speicherung und Übertragung der Daten kryptologischer Verschlüsselungstechniken. Selbst der Transport und die Lagerung der Gateways unterliegen einer ausführlichen Zertifizierung, das die NGN ebenfalls eingeführt hat“, versichert Anja Tewes, Leiterin Mess-, Daten- und Bilanzierungsmanagement bei der NGN. Der Schutzstandard sei  vergleichbar mit dem des Onlinebankings oder dem Chip auf dem Personalausweis.

Neben dem Einbau der Smart Meter hat der Gesetzgeber auch die Preisgestaltung festgeschrieben. „Für verschiedene Verbrauchsklassen gibt es gestaffelte Obergrenzen“, sagt  Tewes.  So zahlen Kunden mit einem Jahresstromverbrauch von 6000 bis 10 000 Kilowattstunden für das intelligente Messsystem 100 Euro im Jahr,  bei 10 000 bis 20 000 kwh sind es 130 Euro, da der Gesetzgeber hier davon ausgeht, dass auch das Kosteneinsparpotenzial höher ist. In der Praxis indes stoße diese Preisgestaltung nicht selten auf Unverständnis bei den Kunden, berichtet Epe. Nicht nur deshalb ist er skeptisch, was den gegenwärtigen Sinn und Nutzen dieser Systeme angeht: „Aus eigener Überzeugung zu erklären, worin der Mehrwert liegt, das würde uns schwerfallen“, sagt er. Und verweist auch auf immer wieder auftretende technische Probleme, weil es zum Beispiel in Kellern mit dicken Wänden beim Empfang klemmt.

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