Juwelierin: "Es hat sich einfach ergeben"

Das Juweliergeschäft von Hildegard Kammen an der Hochstraße 88 wird am 30. Dezember schließen — nach 126 Jahren.

Krefeld. Es ist eine sehr emotionale Zeit für Hildegard Kammen. Sie wird am 30. Dezember ihr Juweliergeschäft an der Hochstraße 88 abschließen und nicht mehr öffnen. Damit geht eine Ära in Krefeld zu Ende. Das Geschäft hatte im vergangenen Jahr das 125-jährige Bestehen gefeiert — ein Jubiläum der besonderen Art. Nun, kurz vor Beginn des Rentenalters, hat sie sich zur Aufgabe ihres Juwelierbetriebes entscheiden. Damit endet eine 126-jährige Familientradition im Herzen von Krefeld.

Es ist für die graduierte Betriebswirtin mit Weiterbildungen in den Schmuckzentren Pforzheim und Idar-Oberstein kein leichter Abschied: „Das ist mein Leben“, sagt sie und blickt sich in den Geschäftsräumen um. Die Schließung, sagt die 64-Jährige, stand an, war aber eigentlich noch nicht für das Jahr 2013 vorgesehen.

„Dann hat es sich einfach ergeben. Meine Nichten und Neffen haben andere Berufe, ich habe keinen Nachfolger, der ein Geschäft auf diesem Niveau führen könnte. Dann kam eine Lösung zum Hausverkauf. Das hat schließlich den Anstoß für die Schließung am Montag, 30. Dezember, gegeben.“

Das Haus, von vielen Kunden als „Schmuckkästchen“ bezeichnet, wird verkauft, es wird wieder ein Geschäft einziehen, aber eine andere Branche wird dann dort vertreten sein.

„Ich bin schon als Kind im Mutterleib in diesem Geschäft gewesen“, sagt Hildehard Kammen. Alleinige Inhaberin ist sie seit 1988, also seit 25 Jahren. Noch ein Jubiläum.

Als sie ab 16. Oktober, zum Beginn des Räumungsverkaufes, ihre Stammkunden eingeladen hatte, wurde dies eine Woche, „die mir unter die Haut gegangen ist.“ Die Stammkunden kamen, bedankten sich bei ihr und brachten teilweise Geschenke mit. Kunden waren dabei, die vor 50 Jahren ihre Trauringe bei ihren Eltern gekauft hatten.“

„Es waren auch Kunden in der dritten Familiengeneration darunter“, sagt Hildegard Kammen. Viele zeigten sich wegen der Schließungsabsicht ziemlich schockiert, denn die Kontakte gingen oft über die normale Geschäftsbeziehungen hinaus.

Was die Zeit nach der Schließung angeht — „ich bin freudig gespannt. Ich weiß, dass es für zwei, drei Monate einen krassen Einschnitt bedeutet. Aber dann wird alles anders werden. Es ist ein Tor zu einem anderen Teil meines Lebens mit neuen Erfahrungen“, sagt Kammen.

Geöffnet ist das Juweliergeschäft an der Hochstraße 88 zunächst bis Samstag, 21. Dezember. Am 23. und 24. ist geschlossen, nach Weihnachten geöffnet. Und am Montag, 30. Dezember, ist dann der letzte Tag.

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