Krefelder Gründerpreis „Die Mode kommt direkt zu den Senioren“

Krefeld · Lodewijk van den Biggelaar hat sich mit einer mobilen Boutique selbstständig gemacht. Seine Zielgruppe sind ältere Krefelder. Er nimmt am Gründerpreis teil.

 Lodewijk van den Biggelaar fährt mit seiner mobilen Boutique vor allem zu Wohneinrichtungen und Seniorentreffs.

Lodewijk van den Biggelaar fährt mit seiner mobilen Boutique vor allem zu Wohneinrichtungen und Seniorentreffs.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

„Allein in Krefeld und Umgebung gibt es weit mehr als 200 Senioreneinrichtungen“, berichtet Lodewijk van den Biggelaar. Laut statistischem Bundesamt soll 2030 der Anteil der über 65-Jährigen an der Bevölkerung schon 28 Prozent erreichen. Damit steigt auch der Bedarf nach funktioneller und dennoch modischer Bekleidung für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Umso mehr erstaunt es den Modefachmann, dass die Branche eine solch mächtige Zielgruppe links liegen lässt.

Das Sortiment umfasst
mehr als 1000 Teile

„Als ich vom Konzept des Wuppertaler Franchisegebers Modemobil erfuhr, nahm ich gerne die Herausforderung an, mich nach 31 Jahren als Einkaufsmanager eines bekannten Modehauses jetzt als selbstbestimmter Unternehmer zu beweisen.“ Das Konzept setzt auf mobilen Modevertrieb. Van den Biggelaar kaufte sich ein Lieferfahrzeug, in dem er ein Sortiment von mehr als 1000 Teilen zu Modepräsentationen bei Wohneinrichtungen und Seniorentreffs transportiert. Die Kollektion umfasst Oberbekleidung, Wäsche, Schuhe und Accessoires. „Die Mode kommt damit direkt zu den Senioren“, sagt der Modefachmann.

Der Niederländer, der seit 22 Jahren in Krefeld lebt, betreut zunächst den Markt am Niederrhein bis zur holländischen Grenze. Das Einzugsgebiet soll aber zügig erweitert werden, zunächst auf die Nachbarregion um Venlo und später auf die kompletten Niederlande. Eine erste Testveranstaltung in Venlo sei überaus erfolgreich verlaufen. Doch zunächst steht Krefeld auf dem Akquiseplan.

Der 56-Jährige  ist von seiner neuen Aufgabe begeistert, wobei ihm sein typisch holländischer Entertainment-Charme zugutekommt. „Die Modeschauen erfreuen sich großer Beliebtheit und sind eine willkommene Abwechslung für die Senioren im Alltag, verbunden mit mehr Lebensqualität. Die Dankbarkeit und Wertschätzung, die ich von ihnen erfahre, ist für mich neu und motiviert mich.“ Für ihn hat der Verkauf eine soziale Komponente und ist geprägt davon, älteren Menschen freundlich und respektvoll zu begegnen. Wichtig sei es ihm, dass die Kunden nicht übervorteilt werden. Bei den Präsentationen ist die Anwesenheit von Hausangestellten und Familienangehörigen ausdrücklich erwünscht.

Der Neuunternehmer hat sich auf seine Gründung akribisch vorbereitet. Er ließ sich bei der Wirtschaftsförderung beraten und hat beim Franchisegeber und bei Bildungsinstituten Schulungen, Seminare und Workshops besucht. Die Modebranche kennt er aus langjähriger internationaler Erfahrung als Führungskraft im Textilhandel in- und auswendig. Großen Wert legt er nach eigenem Bekunden auf hohe Qualität der Ware, die er vom Franchisegeber bezieht und zu der die üblichen Modelabel gehören. Allerdings individuell auf den Bedarf der Klientel – 90 Prozent sind Frauen – abgestimmt.

So gibt es Mode in Sondergrößen ohne Aufpreis, Blusen mit größeren Knöpfen, Zwei-Wege-Reißverschlüsse und Hosen mit dehnbarem Bund. Obenan steht ein Top-Service. „Zweimal im Jahr veranstalten wir pro Seniorenheim Events mit der Sommer- und Winterkollektion. Darüber hinaus gibt es das Privatkundengeschäft mit Gratis-Lieferungen bis an die Haustür.“        

Als Franchisepartner geht van den Biggelaar durchaus ein Risiko ein. So musste er eine einmalige Lizenzgebühr bezahlen. Das gesamte Sortiment sowie die Nachbestellungen müssen vorfinanziert sowie acht Prozent vom Umsatz und zwei Prozent für Marketingkosten entrichtet werden. Ein Lager unterhält er in seiner Garage. Allein das Lieferfahrzeug kostete ihn gut 30 000 Euro, ein weiteres ist geplant, ebenso wie eine Aushilfskraft. Dafür biete der Franchisegeber eine Alleinstellung für sein Konzept und unterscheidet sich deutlich von dem örtlicher Einzelhändler. „Für mich ist dieses Geschäft ein Volltreffer“, zeigt sich der Niederländer optimistisch.

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