Energiekosten gefährden Arbeitsplätze bei Nirosta

Edelstahlproduzent muss volle EEG-Umlage zahlen. Für 2013 heißt das: Zusatzkosten von 27,6 Millionen Euro.

Krefeld. Wie angespannt die Stimmung beim Edelstahlproduzenten Nirosta ist, war vor vier Wochen bei der Betriebsversammlung auf dem Theaterplatz spürbar. Mehr als 1000 Beschäftigte forderten den finnischen Mutterkonzern Outokumpu damals auf, die Zusagen für den Standort Krefeld einzuhalten.

Dass die Lage sich seit Mitte Juni nicht verbessert hat, bestätigt das Unternehmen auf WZ-Anfrage. Weil Nirosta seit Beginn dieses Jahres nicht mehr von der EEG-Umlage (siehe Infokasten) befreit wird, muss Outokumpu Nirosta Zusatzkosten von 2,3 Millionen Euro monatlich tragen — das summiert sich in diesem Jahr auf 27,6 Millionen Euro.

„Die Entscheidung ist aus Sicht des Unternehmens nicht nachvollziehbar“, so Firmensprecherin Monica Soffritti. Outokumpu habe beschlossen, dagegen in der vorgegebenen Ein-Monats-Frist Widerspruch einzulegen. Für die 500 Mitarbeiter seines Bochumer Werkes hat Nirosta bereits für drei Monate Kurzarbeit eingeführt. Begründet wird das mit den Zusatzkosten durch die EEG-Umlage. Seit Anfang Juli werden auch in Krefeld geringere Mengen verarbeitet.

Personalvorstand Frank Brüggestrat hatte während der Betriebsversammlung gesagt, dass das Unternehmen unter einem wachsenden Druck stehe. Der Edelstahlmarkt in Europa sei von Überkapazitäten und sinkenden Preise geprägt. „Wir verdienen kein Geld“, so der Manager.

Dass das Unternehmen nun zur Zahlung EEG-Umlage gezwungen wird, ist schwer nachvollziehbar. Seit 2005 wurden die Anträge, von der Abgabe weitgehend befreit zu werden, ohne Probleme akzeptiert. Als stromintensiver Betrieb, der im internationalen Wettbewerb steht, erfüllt Nirosta alle Bedingungen. Und daran hat sich in diesem Jahr nichts geändert. Im Unternehmen kursiert die Vermutung, der Vorstand habe beim Stellen des Antrags Fehler gemacht. Sprecherin Monica Soffritti wollte sich dazu nicht äußern.

Zuständig für die Gewährung der „besonderen Ausgleichsregelung“ ist das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) in Eschborn. Das „Handesblatt“ zitiert Bafa-Chef Arnold Wallraff mit den Worten, der Antrag von Outokumpu sei „zwingend abzulehnen“ gewesen. Der Edelstahlproduzent habe die Ausgleichsregelung als selbständiger Unternehmensteil beantragt. Die Voraussetzungen dafür seien nicht erfüllt.

Auf die Frage, ob Outokumpu am Standort Krefeld bis Ende 2015 wie zugesagt 244 Millionen Euro in das Nifo-Projekt (Nirosta-Ferri-Optimierung) und 20 Millionen Euro in ein neues Forschungszentrum investiert, antwortete Soffritti: „Das Projekt Nifo ist auf dem Weg und wird schrittweise umgesetzt.“

Der Betriebsrat rechnet damit, dass Nirosta Ende des Jahres in Krefeld noch 1700 bis 1800 Beschäftigte haben wird. Vor einem Jahr waren es noch 2300.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort