Elektroniker bauen Brücken

Die Krefelder Innung betreibt einen regelmäßigen Lehrlings-Austausch mit Leicester.

Krefeld. Paul Neukirchen bringt es auf den Punkt: "Das Projekt ist einfach klasse." Der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein (Krefeld, Viersen, Neuss) lobt damit die "Training Bridge" (Trainingsbrücke), den Lehrlingsaustausch zwischen der Elektro-Innung Krefeld und der "Electrical Contradors’ Association" in Leicester, Krefelds englischer Partnerstadt.

Gerade geht der fünfte Austausch zu Ende, vier Auszubildende aus Leicester werden kurz danach zum Flughafen Düsseldorf gebracht - Heimflug nach drei Wochen in Krefeld ist angesagt.

Da das Projekt auf Zweiseitigkeit fußt, umfasst ein Austausch sowohl den Aufenthalt von Krefelder Azubis in Leicester als auch umgekehrt. Also gab es bislang - seit Beginn 2002 - zehn Reisen. Krefelder Lehrlinge - mindestens drei, höchstens sechs - waren im Frühjahr zum fünften Mal in der Partnerstadt, am Freitag endete der Besuch der Briten mit einem Fototermin am Krefelder Rathaus.

"Es gibt große Unterschiede bei der Organisationsstruktur des Handwerks in den beiden Ländern", erläutern Neukirchen und Innungs-Obermeister Peter Rath. "Es gibt aber auch Unterschiede bei der Ausbildung und der praktischen Arbeit."

Während in Deutschland das Thema Design auch im Elektrohandwerk immer wichtiger werde, spiele dieser Aspekt in England eine untergeordnete Rolle. "Dafür bauen die Handwerker dort beispielsweise Zählerschränke noch selbst zusammen und konfektionieren Leitungen, während ihre deutschen Kollegen solche Produkte fertig einkaufen. Die Engländer haben höhere Stundenlöhne, dadurch auch eine bessere Wertschöpfung und weniger Termindruck", erläutert Rath.

Das bestätigen auch die Gäste aus Leicester, Leslie Mee und Bob Harris, beide Vertreter der englischen Partner der Krefelder Innung. Die angehenden Elektroniker selbst begrüßen das Austauschprojekt sehr. Das wird etwa zur Hälfte vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bezuschusst. Die Jugendlichen lernen die Arbeitsweise des anderen kennen, das Land, andere Jugendliche - und nicht zuletzt entstehen dicke Freundschaften, berichten Matthew Watchborn, Leicester, und Julian Hoogen, Krefeld.

Da die jeweiligen Gäste als Gruppe alleine zusammenwohnen und ihren Alltag in den drei Wochen selbst organisieren müssen, betont Frank Halbach, Ausbildungsleiter der Krefelder Elektro-Innung, auch den Reifungsprozess in dieser Zeitspanne. Und erläutert auch das umfangreiche Programm, das für die britischen Gäste zusammengestellt worden war und neben dem handwerk auch politische Bildung umfasste.

"Zur Nachahmung empfohlen", ermuntert Jens Wenglarz, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, auch andere Innungen, in Zukunft über Ähnliches nachzudenken.

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