Campus Fichtenhain Von der Bauruine zur stilvollen Büroresidenz

Krefeld · Aufwändig wird eines der historischen Gebäude im Campus Fichtenhain saniert. 50 Mitarbeiter sollen im Oktober einziehen.

 Das historische Gebäude fällt im Ensemble des Campus Fichtenhains auf durch seinen markanten Eckturm.

Das historische Gebäude fällt im Ensemble des Campus Fichtenhains auf durch seinen markanten Eckturm.

Foto: Andreas Bischof

Samstag, 13.30 Uhr, Baustelle Campus Fichtenhain 57. Fünf von acht geschäftsführenden Gesellschaftern von Dr. Heilmaier & Partner, einer der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften Krefelds treffen sich auf ihrer Baustelle. Dirk Abts, Markus Esch, Karl Nauen, Thorsten Pietsch und Tim Sons kommen zusammen mit Architekt Frank Lawecki vom Termin aus Hüls, wo sie sich die Einrichtung für Küchen und Sozialräume ausgesucht haben. Die Verantwortlichen wollen den Stand der Bauarbeiten begutachten. Sie freuen sich schon auf ihre neue Residenz im Grünen mit dem Charme eines denkmalgeschützten Anwesens, in das sie im Oktober einziehen wollen.

Zwei Jahre hat das Unternehmen nach einer Immobilie gesucht

 Das historische Gebäude fällt im Ensemble des Campus Fichtenhain auf durch seinen markanten Eckturm.

Das historische Gebäude fällt im Ensemble des Campus Fichtenhain auf durch seinen markanten Eckturm.

Foto: Andreas Bischof

„Unser Standort an der Carl-Wilhelm-Straße platzt aus allen Nähten“, berichtet Nauen. „Wir haben die Kapazitätsgrenze mit 50 Mitarbeitern längst erreicht. Hier im Campus bekommen wir bald schicke Büros und großzügige Sozialräume“, sagt er erfreut. „Dabei ist das beabsichtigte Wachstum einkalkuliert und Platz für weitere 20 Beschäftigte vorgesehen – als Investition in unsere Zukunftssicherung.“ Zwei Jahre lang habe man nach einer geeigneten Immobilie in Krefeld gesucht, bevor man endlich im Campus fündig wurde. „Durch die Nähe zu Autobahn und Düsseldorfer Flughafen sind wir hier besser angebunden als in der Innenstadt.“

„Vor Beginn der Bauarbeiten herrschte allerdings das Chaos“, berichten Nauen und Architekt Lawecki vom Planungsbüro Huisgen aus Willich, das schon vier historische Nachbarimmobilien saniert hat und entsprechende Erfahrung mitbringt. „Das Gebäude, das vormals als Tanzsaal, Küche und mit Transformator für die Stromversorgung eine soziale Funktion für den ganzen Campus hatte, war im schlechtesten Zustand von allen.“ Das Ensemble von zwölf Häusern wurde zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts für die Jugendfürsorge errichtet. Vom schlechten Zustand ist mittlerweile nichts mehr zu sehen. Die rot-weiße Außenfassade mit dem historischen Türmchen als Blickfang ist noch eingerüstet, aber bereits saniert und denkmalgerecht mit neuen Sprossenfenstern versehen. „Der Erhalt der Außenfassade mit den großen Bogenfenstern war die Hauptvorgabe der Unteren Denkmalbehörde Krefeld“, sagt Lawecki.

Innen sei über das vergangene Jahrhundert so viel umgebaut worden, dass ohnehin kaum noch etwas original und erhaltenswert gewesen sei, sagt Nauen. Mit Ausnahme des Treppenhauses und der historischen Kappendecken. Diese hohen Gewölbedecken seien selten, hätten ihren eigenen Charme und vermittelten den Räumen eine gewisse Großzügigkeit. Zwischen parallel verlaufenden Eisenträgern wurden die Wölbungen früher mit Ziegelsteinen und Mörtel vermauert und verputzt. Beim Freilegen und Sanieren lösten sich jetzt einige Verfüllungen. „Die bei einem historischen Bau typischen leidigen Überraschungen“, stellt Lawecki fest. „Obwohl wir nicht mussten, haben wir dennoch versucht, die Kappendecken weitgehend zu restaurieren und zu erhalten“, sagt Nauen. Mit zum Teil großem Aufwand: Für die Bibliothek musste über der Kappendecke eigens eine Betondecke eingezogen werden, um die schweren Fachbücher und Fachzeitschriften sicher zu archivieren. „Die Fenster in der dritten Etage haben wir durch neue Sprossenfenster ersetzt, obwohl es dort auch einfache Fenster getan hätten. Das Turmzimmer mit dem tollen Ausblick restaurieren wir ebenfalls, auch wenn dessen Verwendung noch nicht feststeht.“

Einigkeit herrscht bei allen Gesellschaftern beim Gesamtkonzept: „Wir streben eine Synthese zwischen historischer Bausubstanz und modernen Stilelementen an.“ Vom Feinsten sollen ein Aufzug, die Haustechnik sowie die IT-Technik für alle Büros sein. Das Gebäude wird über Wärmepumpen nach dem Prinzip der Geothermie beheizt – mit Fußbodenheizung im Erdgeschoss und über Konvektoren mit Wärme- und Kühleffekt in den oberen Stockwerken. Nauen: „Die Sanierung kommt uns teurer als ein Neubau – aber sie ist es uns wert. Die Investition stemmt eine Gruppe aus dem Kreis unserer Gesellschafter, wobei die Gesellschaft als Mieterin auftritt.“

Rund um das Gebäude herrscht selbst am Samstag rege Bautätigkeit. Bagger richten die Zufahrtsstraße zu den geplanten 70 Parkplätzen her. „Das Grundstück misst mehr als 6000, die Nutzfläche des Gebäudes 2600 Quadratmeter, wovon wir etwa 400 in einem getrennt zugänglichen Teil saniert vermieten“, erläutert Pietsch.

Innen ist die dreigeschossige Immobilie bereits weitgehend entkernt, neue Versorgungsleitungen sind gelegt und Wände sowie Decken erstrahlen in frischem Weiß. Da, wo im Erdgeschoss der großzügige Empfang mit Sicht auf die Empore zum Obergeschoss vorgesehen ist, wartet noch ein großer Schutthaufen auf den Abtransport. „Dahinter ist die zentrale Küche für die Mitarbeiter vorgesehen.“

Kaffeebars mit Besprechungstischen gibt es auf den anderen Etagen. Auf verschiedenen Ebenen verteilen sich die Büros und Besprechungszimmer. „Bisher ist es üblich, die Mandanten zu besuchen. Wir könnten uns gut vorstellen, diese demnächst auch häufiger bei uns zu empfangen, bei schönem Wetter sogar auf unserer Außenterrasse mit Blick auf den Park“, sagt Abts.

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