Air Liquide: Das Reich der Gasflaschen

Bei Air Liquide werden in Gellep tausende Behälter samt Inhalt entsorgt oder wieder verwertet.

Krefeld. Manchmal, da stehen die Kunden sogar vor dem Firmentor. "Ich hab’ hier mal ’ne Gasflasche", heißt es dann, "zum Entsorgen." Das ist zwar nicht der übliche Weg. "Aber uns immer noch lieber, als wenn sie die irgendwo anders einfach vergraben oder an die Straße stellen", sagt Georg Waldor, Produktionsleiter Restgasverwertung (RVA) bei Air Liquide.

Das Firmengelände in Gellep ist das Reich der Gasflaschen. Pro Jahr werden rund 16000 von ihnen im Werk behandelt - Tendenz steigend. Spezialität des Konzerns sind Gasgemische, etwa für die Automobilindustrie.

Seit 1997 ist Air Liquide als Entsorgungsfachbetrieb anerkannt - was verkauft wird, wird auch wieder zurückgenommen. Routinearbeit, meistens. Doch das Equipment, das Waldor beim Rundgang zeigt, beweist: "Ganz ohne" ist die Arbeit nicht. Zwei Männer in grünen Schutzanzügen demonstrieren fürs Foto, wie vorgegangen wird.

Es gibt auch noch etwas martialischer anmutende Anzüge. "Für die ist eine extra Schulung nötig", erklärt Waldor. So muss zum Beispiel die richtige Atmung gelernt werden.

Meldet jemand einen Fund von Gasflaschen, ist das Kommando von Air Liquide im Einsatz. "Behörden wie die Polizei, Feuerwehr oder in Krefeld die GSAK wissen sofort, dass sie sich bei uns melden müssen. Privatleute fragen sich durch." Falls nötig, werden die Falschen in Bergungsbehältern, die auch die Explosion einer 200 Bar-Stickstoff-Flasche locker überstehen würden, dann abtransportiert. In den meisten Fällen lässt sich leicht feststellen, ob und mit welchem Stoff eine Flasche noch gefüllt ist.

Aber es gibt auch die kniffligen Fällen. Etwa, wenn auf Baustellen alte, verrostete und auf den ersten Blick nicht zu identifizierende Behälter auftauchen. Manchmal rückt dann erstmal der Kampfmittelräumdienst an, weil der Finder es nicht besser weiß. "Ist hinten an der ,Bombe’ aber kein Propeller dran, werden wir gerufen", so Waldor.

Ein paar besondere Exemplare präsentieren Waldor und Kollegen gerne den Besuchern im "RVA-Grusical", wie das kleine Museum überschrieben ist. Da stehen aufgesprengte Flaschen neben durchlöcherten. Ein Exemplar, dass von außen fast wie neu aussieht, hat fast 100 Jahre auf dem Buckel. "Die wäre sogar noch über den Tüv gekommen", so Waldor.

Daneben steht eine Flasche, die viel jünger ist, vor lauter Rost aber gar nicht mehr zu gebrauchen ist. "Die war im Stadtwald vergraben und ,atmet noch, wie man hört." Ein Beispiel, wie solche Flaschen auf keinen Fall entsorgt werden sollten. "Zum Glück war es nur Pressluft."

In Gellep wird fast alles angenommen. Die Flaschen und deren Inhalt werden dann entsorgt oder besser gesagt wiederverwertet - das gilt für 85 Prozent des eingelieferten Materials. Die Stoffe können dann zum Beispiel in der Düngemittelindustrie verwendet werden.

Daneben gibt es die Verbrennung, bei der hochgiftige Gase entstehen können. "Austreten kann aber nichts", versichert Waldor. Regelmäßig werde die Firma kontrolliert. Und gefährlich sei der Job nicht. "In 20 Jahren hatten wir hier keinen Gasunfall." Das werden die Krefelder gerne hören.

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