Wintervogelzählung: Amsel, Grünfink und Haussperling sind die Verlierer

In Krefeld haben bei der Wintervogelzählung 345 Menschen mitgemacht. Vom 10. bis 13. Mai geht es weiter.

Wintervogelzählung: Amsel, Grünfink und Haussperling sind die Verlierer
Foto: dpa

Mehr als 345 Krefelder Vogelfreunde haben sich an der Stunde der Wintervögel im vergangenen Januar beteiligt; über 136 000 Vogelfreunde deutschlandweit. 7607 Vögel sind dabei in Krefelder Gärten und Parks gezählt worden, mehr als 3,5 Millionen insgesamt in allen Bundesländern. Ein neuer Rekord.

„Im Winter 2016/2017 hatten die Teilnehmer 17 Prozent weniger Vögel gemeldet als im Schnitt der Jahre zuvor“, sagt Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Zum Glück habe sich dieses erschreckende Ergebnis nicht wiederholt. „Im Vergleich zum Vorjahr wurden wieder elf Prozent mehr Vögel gesichtet.“ 2018 sind rund 38 Vögel pro Garten gemeldet worden, im vergangenen Jahr waren es nur 34 Vögel. Das täuscht aber nicht über den Artenschwund hinweg. 2011 waren bei der ersten Stunde der Wintervögel noch 46 Tiere pro Garten gemeldet worden.

In der Rangliste der häufigsten Wintervögel haben sich Kohl- und Blaumeise deutschlandweit den zweiten und dritten Platz hinter dem Haussperling zurückerobert. So auch in Krefeld, nur dass hier statt des Haussperlings die Dohle die Rangliste anführt. 1174 Exemplare sind es gewesen. Damit hat sich ihre Zahl mehr als versechsfacht.

Teils stark zurückgegangen ist die Population von Amsel (minus 25 Prozent), Elster (-13), Ringeltaube (-13), Haussperling (-43), Heckenbraunelle (-19), Grünfink (-38), Star (-60), Zaunkönig (-10), Wintergoldhähnchen (-31), Rotdrossel (-71), Sumpfmeise (- 59), Mönchsgrasmücke (-93) und Grauspecht (-31). Auch der Fasan (-40) und der Graureiher (-61) sind sehr viel seltener im Winter zu entdecken.

Ein Grund hierfür ist nicht nur das unterschiedliche Angebot an Baumsamen in den Wäldern, sondern auch der zunehmend schwindende grüne Lebensraum in den städtischen Vor- und Hauptgärten. Damit fehlt den Vögeln vor allem ausreichend Nahrung.

Wie es sich bei den Gartenvögeln inzwischen verhält, darüber wird die nächste Zählung bei der Aktion „Stunde der Gartenvögel“ vom 10. bis 13. Mai entscheiden. Der Nabu ruft gemeinsam mit der Naju und dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) Vogelfreunde an dem langen Wochenende von Vatertag bis Muttertag dazu auf, eine Stunde lang Vögel zu beobachten, zu zählen und für eine gemeinsame Auswertung zu melden. Inzwischen kann der Nabu solide Aussagen über die langjährige Entwicklung des Gartenvogelbestandes in Dörfern und Städten treffen, da er auf Daten aus mittlerweile 13 Jahren zurückgreifen kann. Dabei handelt es sich inzwischen um Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmach-Aktion.

Sorgen machen in den Städten beispielsweise die Bestände von Mehlschwalbe und Mauersegler. „Beide Arten gingen um etwa sechs bis sieben Prozent pro Jahr zurück, so dass 2016 nur noch etwa die Hälfte der Bestände von 2007 vorhanden waren“, sagt Nabu-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. „Beide Arten suchen ihre Nahrung nicht nur in Städten, sondern fangen Insekten im Luftraum über dem ganzen Land. Möglicherweise wirkt sich hier der Insektenschwund auf in Städten brütende Arten aus. Im Vorjahr gab es plötzlich wieder mehr Mehlschwalben und Mauersegler.“ Ob sich hier eine Trendwende zum Besseren andeutet oder es nur ein Effekt des guten Flugwetters am Zählwochenende war, wird die 14. Stunde der Gartenvögel zeigen.

Und so funktioniert die Teilnahme: Von einem ruhigen Plätzchen im Garten oder vom Zimmerfenster aus wird von jeder Vogelart die höchste Anzahl notiert, die im Laufe einer Stunde entdeckt werden kann. Die Beobachtungen können per Post, Telefon — kostenlose Rufnummer am 12. und 13. Mai, jeweils von 10 bis 18 Uhr: 0800/1157115 — oder einfach im Internet unter www.stunde-der-gartenvoegel.de gemeldet werden. Meldeschluss ist der 21. Mai.

Aktuelle Zwischenstände und erste Ergebnisse sind ab dem ersten Zähltag im Internet abrufbar und können mit vergangenen Jahren verglichen werden. Interaktive Karten stellen dar, wie sich eine Vogelart bundesweit oder in einem ausgesuchten Bundesland oder Landkreis entwickelt hat.

stundedergartenvoegel.de

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