Vertriebsplattform Labelbird Wie zwei Krefelder Mode vor Ort revolutionieren wollen

Matthias Müller und Jakob Liese kennen sich seit Schulzeiten. Mit Labelbird wollen sie den regionalen Modemarkt stärken.

 Jakob Liese (l.) und Matthias Müller gehören zum Start-up Labelbird, eine Plattform für aufstrebende Modelabels.

Jakob Liese (l.) und Matthias Müller gehören zum Start-up Labelbird, eine Plattform für aufstrebende Modelabels.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Ihre Studentenbude im Herzen Krefelds haben Matthias Müller und Jakob Liese längst zu ihrem Büro umgewidmet. Von dort wollen sie die hiesige Modewelt ein Stück weit revolutionieren. „Regional, gemeinsam, fair“, soll es künftig gehen. Arm in Arm wollen kleine Hersteller Terrain gewinnen gegen die großen Bekleidungsketten.

Die Vertriebsplattform Labelbird wurde deswegen aus der Taufe gehoben, um aufstrebende Modemarken aus der jeweiligen Umgebung zu größerer Bekanntheit zu verhelfen und beim Vertrieb und Versand zu unterstützen. Es ist ein Ansatz, der auch unter der Corona-Pandemie im Vorjahr in anderen Branchen schon Nachahmer fand: Die lokalen Händler in der Krise zu unterstützen.

Auf der Suche nach einem Investor, um zu expandieren

Die Firma wird ihren Sitz demnächst von Regensburg nach Krefeld verlagern, wo es schon Lagerräume gibt. Der Vogel Labelbird wächst. Heute präsentiert man über 60 Marken in 34 Städten in Deutschland. Angefangen hatte man mit 20, erzählt Mitgründer Jakob Liese. Derzeit suche man noch einen Investor, um weiter expandieren zu können. Auch, um Automatisierung und Professionalisierung voranzutreiben.

„Jeder Kauf über unseren Online-Shop zeigt, dass Regionalität und Style vereinbar sind“, sagt Helena Endres aus dem Marketing des Unternehmens: „Wir streben einen neuen Anspruch an Mode an und legen zudem großen Wert auf Nachhaltigkeit. Wir achten bei der Auswahl unserer Labels darauf, dass die Kleidungsstücke fair produziert werden und die Personen hinter den Klamotten entsprechend honoriert werden.“

Die Labelbird-Macher sind alle kaum älter als Mitte 20

Nachhaltigkeit ist das Stichwort unter vielen jungen Menschen, die sich in so manchen Lebensbereichen eine andere Zukunft wünschen, neue Wege beschreiten. In diesem Fall: Unabhängigkeit von global agierenden Modehäusern, bessere Bezahlung für die Mitarbeiter, höheres Umweltbewusstsein. Cool, schön und trendig – das gäbe es eben auch vor der eigenen Haustür. „Alles andere als Nachhaltigkeit ist nicht mehr zeitgemäß“, findet Jakob Liese.

Zusammen mit seinem Geschäftspartner Matthias Müller arbeitet er an der Verwirklichung des Ziels mit. Beide Männer sind erst 24 Jahre alt und passen damit bestens ins Profil des Unternehmens. Fast alle der fünf Taktgeber bei Labelbird sind noch an der Universität oder haben das Studium gerade hinter sich gebracht und stoßen mit neuen Ideen auf den Markt.

Kaum einer ist älter als Mitte 20. Liese und Müller kennen sich seit 15 Jahren, gingen gemeinsam zur Schule und brachten 2018 ihr eigenes Label heraus. Labelbird kam im vergangenen Jahr auf die beiden Bockumer zu, wollte das Duo akquirieren, in die Firma aufnehmen. „Wir haben da nicht lange überlegt“, sagt Jakob Liese, der Modejournalismus und Medienkommunikation an der Akademie für Mode und Design in Düsseldorf studierte.

Matthias Müller erlangte sein Fachwissen über Medienrecht an der Universität Köln. Heute sind die beiden Männer eingetragene Co-Gründer der Firma und beschäftigen sich im Kern mit dem reibungslosen Ablauf des Online-Geschäfts, der Gestaltung der Internetseite und dem Einpflegen neuer Produkte.

Nähende Mütter oder Ateliers aus Berlin sind Teil der Plattform

Die Bandbreite an Herstellern sei vielfältig. Nähende Mütter, aber auch Ateliers aus Berlin sind schon Teil der Plattform geworden, wie Liese erzählt. „Labels kommen auch auf uns zu, zeigen sich interessiert“, sagt er. Bei der Auswahl achte man vor allem auf den regionalen Hintergrund der Kreativen.

Labelbird verteilt neun Siegel für aus Sicht der Betreiber besonders nachhaltige und dennoch hochwertige Produkte: Ob beispielsweise Bio-Wolle, soziales Engagement, regionale Herstellung, plastikfreier Versand oder handgemachte Ware. Man wolle sich gezielt von der Mentalität absetzen, zu jeder Saison eine neue Kollektion auf den Markt zu bringen. Langlebigkeit der Kleidung stehe im Vordergrund. Das heiße: weniger Müll, weniger Verbrauch an Ressourcen.

In eine neue Richtung fliegen wollen die Macher von Labelbird. Der Vogel hat gerade erst abgehoben.

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