Krefeld : Westwall soll für Autos offen bleiben
Mit 7 zu 6 Stimmen empfiehlt die Bezirksvertretung Mitte in einer rekordverdächtig langen Sitzung, die Sperrung vor dem Kaiser-Wilhelm-Museum aufzuheben. Keine endgültige Entscheidung.
Krefeld. So viel Publikum dürfte die Bezirksvertretung Mitte lange nicht gesehen haben. Überrascht ist niemand. Es geht an diesem Dienstagabend um das Politikum der Verkehrsführung rund um das Kaiser-Wilhelm-Museum, bislang 1500 Unterschriften und großen Ärger um die Sperrung des Westwalls. Sogar Kulturdezernent Gregor Micus und die neue Leiterin der Krefelder Kunstmuseen, Katia Baudin, sind gekommen. Chefplaner Martin Linne hat es offenbar vorgezogen, fernzubleiben. Nach einer emotionalen, langen und nicht immer sachlichen Debatte ist klar: Die Sperrung des Westwalls soll aufgehoben werden.
Dabei erhalten die engagierten Bürger unerwartete Rückendeckung von Architektin Claudia Schmidt, die als Beraterin des Gestaltungsbeirates einen Vortrag zum Thema Innengestaltung nach Vagedes hält. Diese Unterstützung zumindest durften die Anwohner so für sich interpretieren, als Schmidt sagt: „Gucken Sie nicht nur von Kreuzung zu Kreuzung, man kann mit Vagedes eine Verkehrsplanung machen, die des 21. Jahrhunderts und einer modernen Stadt würdig ist.“ Die St. Anton-Straße stehe ja schon auf der Agenda. Aber: „Vergessen Sie die Nord-Süd-Verbindung nicht. Viele kleine Verbindungen sind verstopft.“
Und natürlich argumentiert auch Markus Ottersbach vom Einzelhandelsverband für einen fließenden Verkehr. Sechs Geschäfte haben aufgeben müssen, seitdem der Westwall gesperrt ist.
Wichtiger ist den Anwohnern aber, was sie selbst vorzutragen haben. Und das erledigt Siegfried Leigraf als Wortführer für die mittlerweile mehr als 1500 Unterzeichner: „Das gesamte Grün verschwindet und wird durch Betonplatten ersetzt. Wir verstehen vor allem die Grünen nicht, sie kämpfen sonst um jeden Baum. Wir hatten Gespräche mit den Fraktionen von SPD, CDU und FDP und deutlich gemacht: Die Anwohner leiden erheblich durch den Zusatzverkehr.“
Gern höre man, dass die Forderung sogar offenbar der Vagedes-Planung entspreche. „Eigentlich hatten wir vor, Ihnen die Unterschriftenliste heute zu überreichen, aber wir haben kein Vertrauen mehr Ihnen gegenüber“, ließ Leigraf in Richtung Bezirksvorsteherin Gerda Schnell vernehmen. Der Vorwurf: Sie habe als Befürworterin der Sperrung unter anderem verhindern wollen, dass die Anwohner ihre Unterschriftenlisten bei einem Fest des Bürgervereins Ost auslegen.