Werke in China verschollen Uwe Esser: Ein Mann will seine Kunst zurück

Krefeld · Vier Werke des Krefelders sind seit über vier Jahren in China verschollen – mit Exponaten von Künstlern wie Markus Lüpertz und Anselm Kiefer.

 Künstler Uwe Esser vor mehreren Werken in seinem Atelier an der Seidenstraße.

Künstler Uwe Esser vor mehreren Werken in seinem Atelier an der Seidenstraße.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Dass der Krefelder Künstler Uwe Esser derzeit in einem Atemzug mit international namhaften Malern wie Markus Lüpertz und Anselm Kiefer genannt wird, wird ihn sicherlich nicht stören. Allerdings geht es nicht tatsächlich um einen Reputationsgewinn durch künstlerische Gemeinsamkeit mit den prominenten Kunstvertretern. Vielmehr sind vier Werke des 60-Jährigen in China – unjuristisch gesprochen – verschollen. Genauso wie über 340 Kunstwerke unter anderem von Lüpertz und Kiefer.

In Kurzform ist die Geschichte um die verschwundenen Exponate so erzählt: Die Werke von Kiefer und Co. wurden in verschiedenen chinesischen Städten gezeigt, so in Peking, Schanghai und Wuhan. Eigentlich gehören sie einer deutschen Sammlerin mit taiwanesischen Wurzeln. Sie soll ihre Bilder an einen chinesischen Geschäftsmann verliehen haben, der sich mit seiner Firma Bell Art GmbH einen deutsch-chinesischen Kulturaustausch auf die Fahnen geschrieben haben wollte. Doch die Firma ist vom Markt verschwunden. Genauso wie die Werke. Es soll um einen Wert in Höhe von rund 300 Millionen Euro gehen.

Kunstwerke kamen einfach
nicht aus China zurück

Auch Uwe Esser geriet über einen Kontakt einer Koblenzer Museumsleiterin an die Adresse der Bell Art. „Sonst wäre ich niemals an die Firma gekommen“, sagt der gebürtige Düsseldorfer, der sich aufgrund des seriösen Kontakts keine Sorgen um die Weitergabe seiner Kunstwerke in fremde Hände in das tausende von Kilometern entfernte Nanjing zur Kunstmesse Canton International Art and Collection Fair gemacht hatte. Erst später sei ihm ein Licht aufgegangen, als er sich das Firmengeflecht des chinesischen Geschäftsmannes mit sechs unterschiedlichsten Sparten angeschaut habe. Anhaltspunkte lieferten schon erste Nachfragen an die Firma. „Ich wollte natürlich wissen, wie die Resonanz in China auf meine Werke war.“ Das war nach der Messe von September bis Ende November 2015. Auch aufgrund sprachlicher Hürden habe er nichts herausgefunden. „Dann wollte ich erst mal abwarten, bis die Arbeiten zurückkommen.“ Doch sie kamen nicht wieder zurück.

Stattdessen dann eine nur im ersten Moment erfreuliche Wendung für Esser. Erst habe es geheißen, ein Sammler wolle die Bilder erstehen, dann habe angeblich der Geschäftsführer selbst die Werke kaufen wollen. „Aber die Rechnung, die ich gestellt habe, ist nicht bezahlt worden.“ Eine Anfrage an die Firma sei mit den Worten beantwortet worden, dass an einem Feiertag in China kein Geld überwiesen werde. Sogar eine weitere Annäherung habe es danach gegeben – mit einer angeblich persönlichen Geldübergabe des Geschäftsführers am Düsseldorfer Flughafen – ohne Rechnung, ohne Mehrwertsteuer.

Statt zum Airport zu fahren, wählte der Krefelder Künstler einen anderen Weg. Er ließ ein Mahnverfahren eröffnen und erstattete bei der Kripo Hamburg (dem einstigen Firmensitz der ehemaligen Firma) Anzeige wegen Unterschlagung. „Ich habe zum Glück einen Vertrag, so dass ich das einklagen kann.“ Am kommenden Freitag, 24. Januar, kommt es deshalb zur Strafverhandlung vor dem Amtsgericht Krefeld (siehe Infokasten).

Schaden soll bei
rund 20 000 Euro liegen

Uwe Esser spricht von einem Gesamtschaden in Höhe von rund 20 000 Euro, der ihm mittlerweile entstanden ist. Der Krefelder lebt von seiner Kunst, aber er liebt sie auch. „Das sind wichtige Arbeiten für mich.“ Sie waren das Ergebnis eines Stipendiums 2014 in Edenkoben (Rheinland-Pfalz). Zwei der Bilder entstanden vor Ort, zwei weitere im späteren Mal-Flow des Künstlers. Welche Bedeutung diese Schaffenphase für ihn hat, zeigt auch, dass Esser sogar diplomatische Schritte in die Wege leiten wollte, um die Bilder zurückzubekommen. „Ich habe zweimal die chinesische Botschaft angeschrieben. Aber ich habe nie eine Antwort bekommen.“

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