Wenn ich an Krefeld denke . . .

Die Generationengespräche, den WZ-Film und die Ausstellung „Krefeld hautnah“ sind noch eine Woche lang in der VHS zu sehen.

Daniela Kaminski schlendert durch die Empfangshalle der Volkshochschule (VHS). Eigentlich muss sie nur etwas Zeit überbrücken, bevor sie zu ihrem Pilates-Kurs gehen kann. Doch die Tafeln und die Bildschirme wecken ihre Neugier. Die WZ-Ausstellung in der VHS, mit Geschichten aus allen Stadtteilen und Informationen zu den Bürgervereinen, die an der WZ-Aktion Krefeld hautnah mitgemacht haben. „Das ist richtig gut gemacht“, sagt sie und deutet auf eine der Tafeln.

Wenn ich an Krefeld denke . . .
Foto: Dirk Jochmann

„Die Aufmachung gefällt mir.“ Auf den mannshohen Tafeln sind Bilder und Texte nach Stadtbezirk sortiert. Mit dem Zeigefinger fährt sie einige markante Punkte ab — Westbahnhof, Kulturfabrik, Oranierring. „Wenn ich an Krefeld denke, dann an diese Punkte“, sagt Kaminski. Und natürlich auch an Karneval. Und sie denkt an einen Treffpunkt, an dem sie früher häufiger war — unter der Uhr, UdU.

In Erinnerungen schwelgen, das können auch die Teilnehmer der Generationengespräche. Jung und Alt kommen zusammen, tauschen sich über ihren Stadtteil, ihre Nachbarschaft aus. Geschichten von früher auf der einen, Wünsche und Ideen für die Zukunft auf der anderen Seite. Die Gespräche hat Reimund Meincke gefilmt und geschnitten. Vier Erzählstücke sind bereits fertig. Sie laufen abwechselnd auf den Bildschirmen, die in der Ausstellung aufgestellt sind.

So zum Beispiel das Gespräch zwischen Karl-Heinz Lichtenberg (89) und Marvin Elbers (20) über ihr persönliches Hüls. „Es waren trotz Kriegszeiten, schöne und unbeschwerte Jugendjahre. Wir haben viel auf der Straße gespielt“, erinnert sich Lichtenberg. „Mit Murmeln, geknickert oder Völkerball.“

Im Winter sind sie an der Hülser Burg mit dem Schlitten den Abhang runter gefahren. „Das war alles frei, das war eine Obstwiese.“ Im Frühjahr und im Sommer kamen auch schon mal Kühe entlang. Das kann sich Marvin Elbers kaum vorstellen. „Das klingt ja ganz witzig.“

Die Hülser Burg ist für Peter Drießen ein „verstecktes kulturhistorisches Kleinod“, das außerhalb von Hüls zu unrecht wenig bekannt sei. „Das ist ein kleines Schatzkästchen.“ Er ist seit 20 Jahren im Hülser Heimatverein engagiert, obwohl er in Inrath wohnt. Denn in Hüls findet er ein „ganz besonderes Flair“ und hat mit der Kultur und der gelebten Gemeinschaft einen „besonderen Charme“, den er auf der Tafel zum Stadtbezirk wiederfindet.

Gemischte Gefühle kochen hoch, wenn Marta Bernhard an die Seidenstadt denkt. „Als ich 1965 nach Krefeld kam, da fand ich es hier noch schön.“ Die gebürtige Berlinerin sieht eine negative Entwicklung in ihrem Viertel. Der Müll, der illegal am Straßenrand entsorgt werde, nervt sie. „Ich frage mich warum. Wenn ich Besuch bekomme, dann sehen die zuerst den Sperrmüll.“ Das Hochhaus an der Alten Schmiede sei ebenfalls kein Blickfang.

Schön war der Wasserturm, an der Gladbacher Straße. Und wieder streift ein Zeigefinger über den Stadtplan. „Hier, mitten auf dem Kreisverkehr.“ Im April 1974 wurde der 50 Meter hohe Wasserturm gesprengt. Vorher war es eines der markanten Wahrzeichen im Südbezirk. „Den hätte man nutzen können.“ Und auch die Innenstadt war in Bernhards Erinnerungen positiver. „Der Ostwall war richtig schön. Und der Südwall auch, mit Cafés entlang der Promenade.“ Im Hier und jetzt fallen ihr der Mies- van-der-Rohe-Park ein — und das Kaiser-Wilhelm-Museum: „Das ist ein Zuckerstück. Da geht einem das Herz auf.“

Dieter Hofmann steuert ganz gezielt die Info-Tafel zu Uerdingen an. „Wie alle Krefelder, lege ich sehr viel Wert auf meinen Stadtteil“, erzählt er. Als Vorsitzender des Stadtsportbunds verfolgt er die Entwicklung besonders im sportlichen Bereich. Auch wenn nicht alles gut laufe, Krefeld sei sehr lebenswert, „deshalb bin ich auch immer hier geblieben.“

Auf den Bildschirmen laufen die ersten vier Generationengespräche. Weitere kommen dazu. „Damit das Wissen von damals nicht verloren geht“, sagt Filmer Reimund Meincke.

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