Erinnerung an die Verbrechen der Nazis Weitere zehn Stolpersteine in Krefeld verlegt

Krefeld · Erinnerungen an Nazi-Opfer durch Künstler Gunter Demnig, KBK-Azubis und zwei junge Krefelder.

 Die erste Stolpersteinverlegung in Oppum, gestiftet durch den Bürgerverein. An der Schönwasserstraße 1 wird an Johanna Chrobog erinnert, die trotz ihrer Konvertierung zum Christentum von den Nazis als jüdisch verfolgt und nach Theresienstadt deportiert wurde.

Die erste Stolpersteinverlegung in Oppum, gestiftet durch den Bürgerverein. An der Schönwasserstraße 1 wird an Johanna Chrobog erinnert, die trotz ihrer Konvertierung zum Christentum von den Nazis als jüdisch verfolgt und nach Theresienstadt deportiert wurde.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

In Krefeld sind am Sonntag weitere zehn Stolpersteine durch den Künstler Gunter Demnig an acht Orten verlegt worden. Dabei unterstützten ihn Auszubildende des Kommunalbetriebs Krefeld. Die Stolpersteine erinnern am letzten bekannten freiwilligen Wohnort an ein Opfer des Nationalsozialismus. Zu jeder Steinverlegung fand eine kurze inhaltliche Gestaltung in Form von Lesung, Vortrag oder künstlerischer Umsetzung statt.

Die erste Verlegung fand an der St.-Töniser-Straße 157 statt. Erinnert wird an das Schicksal von Johann Labey, der aufgrund seiner regimekritischen Äußerungen verhaftet und ermordet wurde. Der Stein wurde durch Privatpersonen finanziert. Inhaltlich begleitet wurde die Verlegung durch zwei junge Erwachsene aus Krefeld, die im Herbst an der durch den Fachbereich Integration/Migration und die NS-Dokumentationsstelle durchgeführten Gedenkstättenfahrt teilgenommen haben.

Die zweite Verlegstelle befindet sich an der Hermannstraße 14: Louise Ferlings war aktiv im politischen Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Der Stein wurde durch ein Familienmitglied gestiftet. Die Verlegung wurde inhaltlich von Mitarbeitenden der NS-Dokumentationsstelle und Angehörigen der Familie Ferlings begleitet.

Die dritte Stelle an der Westparkstraße 13 erinnert an die Familie Goldstein, die Opfer der Shoa wurden. Die Steine wurden initiiert durch Angehörige der Familien Dreist und Witten, deren gemeinsame Großeltern persönliche Beziehungen zur Familie Goldstein hatten. Angehörige der Familien Dreist und Witten waren anwesend. Die Verlegung wurde inhaltlich begleitet durch Sophie Stöbe, ehrenamtliche Helferin der NS-Dokumentationsstelle.

Die vierte Stelle ist an der Königsstraße 169: Der dort verlegte Stein erinnert an Franz van Lin, der in der sogenannten „Aktion T4“, den Euthanasie-Verbrechen durch die Nationalsozialisten, ermordet wurde. Der Stein wurde durch eine Privatperson gestiftet. Inhaltlich betreut wurde die Verlegung durch Helen Sotowic, freie Mitarbeiterin der NS-Dokumentationsstelle.

Aufgrund einer Ähnlichkeit des Namens verbunden gefühlt

Die fünfte Stelle an der Luisenstraße 157 erinnert an Henriette Clara Esser. Sie wurde als jüdisch verfolgt und ermordet. Der Stein wurde durch die Autorin Angela Eßer privat gestiftet. Sie stieß zufällig auf die Biographie von Clara Esser und fühlte sich schon aufgrund der Namensähnlichkeit spontan mit ihr verbunden. Sie war bei der Verlegung anwesend und betreute diese auch inhaltlich.

Die sechste Stelle erinnert an Wilhelm Raades. Er wurde aufgrund seines unangepassten Lebensstils als „asozial“ stigmatisiert, in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert und dort von den Nazis ermordet. Der Stein wurde durch eine Privatperson gestiftet. Inhaltlich betreut wurde die Verlegung durch Schüler der LVR-Gerd-Jansen-Schule.

Die siebte Stelle erinnert an Sofie Gruyters, die als jüdisch verfolgt und deportiert wurde. Sie überlebte die Zeit in Theresienstadt. Der Stein wurde durch eine Privatperson gestiftet. Betreut wurde die Verlegung durch Daniel Simon und Fabian Schmitz, Mitarbeitende der NS-Dokumentationsstelle Krefeld.

Die achte und letzte Stelle an der Schönwasserstraße 1 erinnert an Johanna Chrobog, die trotz ihrer Konvertierung zum Christentum durch die Nationalsozialisten als jüdisch verfolgt und nach Theresienstadt deportiert wurde. Sie überlebte die Haft. Der Stein wurde gestiftet durch den Bürgerverein Oppum – der erste Stolperstein in dem Stadtteil. Inhaltlich betreut wurde die Verlegung durch Schüler der Gesamtschule am botanischen Garten, die 2023 auch den städtischen Erinnerungstag an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar ausrichten wird. Die Recherchen zu neun Steinen wurden durch die Arbeit der Historiker Fabian Schmitz, Projektmitarbeiter an der NS-Dokumentationsstelle, und Daniel Simon, Mitarbeiter der NS-Dokumentationsstelle Krefeld, maßgeblich unterstützt. Alle Biographien werden eingestellt unter:

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