Sprödentalplatz Krefelder Weihnachtscircus: Papageien und Pudel statt Tiger

Krefeld · Der Circus Probst hat die Raubkatzen aus dem Programm genommen – allerdings nicht wegen der Proteste.

 Gegen die Vorführung mit Löwen und Tiger protestieren die Türschützer.

Gegen die Vorführung mit Löwen und Tiger protestieren die Türschützer.

Foto: picture alliance / dpa/Andreas Gebert

Als im Vorjahr der 6. Krefelder Weihnachtscircus auf dem Sprödentalplatz gastierte, gehörte auch die Französin Sarah Houcke mit ihrer Tigergruppe zum Programm. Was zu Protesten von Tierschützern führte, die sich für ein generelles Verbot solcher Auftritte stark machen. Beim 7. Weihnachtscircus vom 19. Dezember bis zum 5. Januar sind keine Tiger, sondern nur Pferde, Pudel und Papageien in der Manege zu erleben. Mit Protesten rechnen die Verantwortlichen beim Circus Probst aber trotzdem.

„Es handelt sich in jedem Jahr um die gleichen Gruppen von angereisten Aktivisten, die aus ideologischen Gründen jede Art der Tierhaltung ablehnen. Manche der Demonstranten kennen wir schon von der Sommertournee, es hat sich ein regelrechter Demo-Tourismus entwickelt.“ So berichtet Daniel Burow, Pressesprecher des Unternehmens.

Der Wechsel von Tigern zu Pudeln sei keine Reaktion auf die Proteste. „Um dem Krefelder Publikum immer wieder Abwechslung zu bieten, variieren wir die Programmgestaltung von Jahr zu Jahr. Tiere sind dabei ein fester Bestandteil“, betont Burow. Generell lege der Circus Probst bei der Auswahl von Tiernummern „größten Wert auf eine vorbildliche und einwandfreie Tierhaltung“. Man wolle die Krefelder davon überzeugen, „dass Tiere im Circus ein wunderbares Erlebnis sind, das sie besten Gewissens genießen können“.

Der Deutsche Bundestag sieht dies offenbar ähnlich: Am 24. Oktober hat er den Antrag der Grünen für ein Wildtierverbot in Zirkussen mit breiter Mehrheit abgelehnt. CDU/CSU, SPD und FDP stimmten gegen den Antrag, die AfD enthielt sich, die Grünen und die Linken stimmten dafür. „Der Circus Probst begrüßt die klare Entscheidung“, sagt Burow. Man teile diese Einschätzung mit dem Verband Deutscher Zirkusunternehmen.

Auch beim Zirkus Charles Knie spricht Reto Hütter von einer „klugen Entscheidung“ des Bundestages. Das Unternehmen hatte im vergangenen April vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf ein Verfahren gegen die Stadt Krefeld gewonnen. Diese wollte den Auftritt mit Wildtieren auf dem Sprödentalplatz verbieten. Das Gericht entschied zu Gunsten von Knie, wertete das Recht auf freie Berufsausübung der Zirkusangestellten höher als das Tierwohl.

Der Sprung durch den brennenden Reifen ist Vergangenheit

Wie Knie-Sprecher Hütter betont, liege dieses auch dem Zirkus sehr am Herzen. „Bei uns ist sogar ein Tierschutzbeauftragter vorhanden“, betont er. Der angebliche Stress für Tiere wie Großkatzen beim Transport sei wissenschaftlich widerlegt, kleine Käfige, in denen die Tiere den ganzen Tag über gehalten würden, gebe es nicht mehr. Und auch der Sprung durch den brennenden Reifen sei Vergangenheit. Hütter richtet sich sogar gegen das Wort „Wildtierverbot“: „Das sind Tiere, die im Zirkus gezüchtet wurden, keine Wildtiere.“

Die Stadt Krefeld hatte nach dem Urteil des Verwaltungsgerichts zunächst Berufung eingelegt, diese dann aber zurückgezogen. Statt dessen wurde dem Zirkus Charles Knie ein Gastspiel 2020 angeboten – für 2019 ließ dies die Tourneeplanung nicht mehr zu.

Mittlerweile steht fest: Das Gastspiel findet vom 1. bis zum 7. Juli 2020 statt. „Die Verträge sind unterschrieben“, informiert Hütter. Mit zum Programm wird als (für den Zirkus kostspieliger) Höhepunkt Alexander Lacey mit seiner gemischten Raubtiergruppe gehören. Er ist Träger der höchsten Auszeichnung beim „Internationalen Circusfestival von Monte Carlo“. Ebenso werden beim Knie-Gastspiel Zebras, Kamele, Lamas, Pferde und verschiedene Rinderarten gleichzeitig in der Manege zu sehen sein.

Reto Hütter geht davon aus, dass die Proteste nicht abreißen werden.

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