Weihnachts-ABC Bei der Tafel kümmern sich 150 Ehrenamtler um 5000 Notleidende

Krefeld · T wie Tafel Neben Lebensmitteln und Weihnachtsgeschenken für Kinder gibt es für die Bedürftigen auch freien Eintritt zu kulturellen Veranstaltungen.

 Hansgeorg Rehbein ist Vorsitzender der Krefelder Tafel an der Friedrich-Ebert-Straße.

Hansgeorg Rehbein ist Vorsitzender der Krefelder Tafel an der Friedrich-Ebert-Straße.

Foto: Bischof/Andreas Bischof

Rund ums Jahr leistet die Krefelder Tafel einen Beitrag zur Grundversorgung bedürftiger Bürger. Erwachsene und Kinder erhalten hier Lebensmittel oder können ein warmes Mittagessen genießen. Der Vorsitzende Hansgeorg Rehbein ist von der „Bedeutung und Notwendigkeit der Tafel-Arbeit“ überzeugt. Seit 2012 ist der Pensionär in diesem Ehrenamt aktiv. Mit ihm sind weitere 150 Ehrenamtler tatkräftig dabei, jede Woche rund 5000 Notleidende zu unterstützen. Unternehmen stellen durchschnittlich 16 Tonnen wöchentlich an Essen und mehr zur Verfügung. 2018 waren es insgesamt 154 Tonnen.

Vor 23 Jahren war die Stadt Krefeld eine der ersten, in der eine Tafel eröffnet wurde. Mittlerweile gibt es sieben Ausgabestellen und den Bunker als Warenumschlagsplatz. Mit Hilfe der Tafel-Versorgung sollen finanzielle Spielräume geschaffen werden, die es den Menschen ermöglichen, sich auch anderes zu leisten – sie sollen am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können und dadurch Teil einer Gemeinschaft sein. Rund 6000 Tonnen an Lebensmitteln – Konserven, Nudeln, Reis, Marmelade und mehr – kamen allein bei der Adventsaktion „Ein Teil mehr“ zusammen.

Freiwillige fanden sich dafür auch an der Gesamtschule am Kaiserplatz. Rund 60 Schüler waren aktiv, um in acht Krefelder Geschäften die Einkäufer um „ein Lebensmittel mehr“ zu bitten. Rehbein ist begeistert: „Hier zeigten sich wieder das positive Bild und die hohe Akzeptanz der Krefelder.“ Das verdeutlichen auch die Pfandboxen in Supermärkten, die immer wieder kleine Spendenbeträge zusammenkommen lassen. „Die breite Unterstützung hält uns am Leben. Die Tafel ist das Spiegelbild der Sozialstruktur“, so Rehbein. Im Vergleich zum NRW-weiten Schnitt ist sie in Krefeld besonders schlecht. 15 Prozent der Bürger müssen unterstützt werden.

Frühstück, Mittagessen
und Kochunterricht an Schulen

Als besonders erschreckend benennt Rehbein, dass jedes vierte Kind auf Hartz IV angewiesen ist. Darum ermöglicht die Kindertafel den bedürftigen Kindern in Kitas und Schulen ein warmes Mittagessen, spendet Frühstück und organisiert Kochunterricht. 1000 Wunschsterne gibt es dieses Jahr bei Apothekern, mit denen bedürftige Kinder sich etwas wünschen können. Beim Besonderen Weihnachtsmarkt waren es ebenfalls 1000 Kinder, die bedacht wurden.

Das neueste Angebot der Tafel ist Rehbein ein besonderes Anliegen. Die Kulturtafel bietet den Menschen die Möglichkeit, aus ihrer Isolation zu treten und kulturelle Veranstaltungen zu besuchen. Hier werden kostenlose Eintrittskarten an die Tafelgäste vermittelt. Die Nachfrage ist groß – für viele sind Theater-, Zoo- oder Kinobesuche ein Luxus, den sie sich von 424 Euro Hartz-IV-Leistungen nicht erlauben können. Nun bieten Krefelder Kulturinstitutionen kontinuierlich freie Eintritte. Eine dieser Aktionen fand im Kresch-Theater statt, mit einer Sonderaufführung des Stücks „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, zu der rund 130 Gäste und Mitarbeiter der Tafel eingeladen waren. Ein Lichtblick, denn „soziale Isolation ist schlimmer als die finanzielle Lage“, so Rehbein. Wer Hilfe braucht, soll sie auch bekommen. „Eines darf man nicht vergessen“, so Rehbein, „keiner geht gerne zur Tafel. Für die Menschen ist es erniedrigend und peinlich – dabei muss das gar nicht sein.“ Hier finden die Kranken,Niedriglöhner, Arbeitslosen sowie oft auch Alleinerziehende und Rentner eine Gemeinschaft.

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