Weg aus der Schuldenfalle

Die Diakonie macht nächste Woche mit bei der bundesweiten Aktionswoche der Schuldnerberatung.

Stadtteile. „22 Jahre lang habe ich meine Schuldenlast mit mir herumgetragen. Immer brav bezahlt, doch statt weniger Schulden wurden es mehr, weil die Kreditrate und andere Belastungen stets höher waren als mein Einkommen.“

„Angefangen hat alles, als meine Frau sich von mir getrennt hat. Da habe ich einen Kredit aufgenommen. Anfangs habe ich auch gezahlt, dann wurde ich krank und konnte die Raten nicht mehr aufbringen.“

„Ich habe vor 17 Jahren eine schwere Krise mit meinen drei Kindern bewältigen müssen. Seitdem versuche ich, alleine mit meinen Kindern ein normales Leben zu führen. Ich denke, dass ich durch Überlastung und Isolation in die Schuldenfalle gekommen bin . . .“

925 Krefelder haben im vergangenen Jahr die Hilfe der Schuldnerberater der Diakonie gesucht. Auffällig seien vor allem zwei Merkmale, wie Ludger Firneburg, Geschäftsführer der Diakonie Krefeld und Viersen, beobachtet: „Die meisten Leute kommen nicht, weil sich bei ihnen gerade ein Problem anbahnt — sondern, weil es schon seit Jahren da ist.“ Ein Phänomen, das über die Schuldnerberatung hinausgehe. Die meisten Schuldner hätten „mehrere nennenswerte Baustellen“. „Psychische Probleme, Wohnungslosigkeit, Krankheit, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz“, zählt Firneburg auf. „Die Ursachen für Verschuldung sind vielschichtiger geworden.“

Gründe dafür sieht Firneburg vor allem in veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen: „Fast alles ist möglich, der Umgang mit Grenzen schwierig geworden. Menschen leiden unter Strukturverlust.“ Auch deshalb sei es Aufgabe der Schuldnerberatung der Diakonie, „eben nicht nur die Schulden, sondern den Menschen dahinter zu sehen“.

Ludger Firneburg, Geschäftsführer der Diakonie Krefeld und Viersen

Die Diakonie beteiligt sich auch in diesem Jahr an der bundesweiten Aktionswoche der Schuldnerberatung. Unter dem Motto „Weg mit den Schulden“ gibt es in der Woche an der Dreikönigenstraße unter anderem zusätzliche kostenlose Beratungstermine für Bürger und Infoveranstaltungen zu Themen wie Verbraucherinsolvenz, Schufa und Pfändungsschutz (siehe Box).

Während die Bundesagentur für Arbeit die niedrigste Arbeitslosenzahl für den Monat Mai seit 27 Jahren vermeldet (siehe dazu auch S. 16), die Wirtschaft in Deutschland und die Kaufkraft wächst, steige gleichzeitig die Zahl der Menschen, die von dieser Entwicklung nicht profitieren, sagt Thomas Kohlleppel, Schuldner- und Insolvenzberater bei der Krefelder Diakonie. „Zudem hat sich ein alarmierender Trend verfestigt: Die Überschuldung von Privatpersonen in Deutschland ist seit 2014 zum vierten Mal in Folge angestiegen. In Deutschland sind mehr als 6,9 Millionen Menschen überschuldet.“ Das entspreche einer bundesweiten Schuldenquote von 10,4 Prozent. Erschreckend: Krefeld liege mit 15 Prozent noch deutlich höher.

Die meisten Betroffenen gerieten in Folge von Arbeitslosigkeit, langfristig niedrigem Einkommen, gesundheitlichen Problemen, Trennung oder dem Tod des Partners sowie gescheiterter Selbstständigkeit in die Schuldenfalle. Erstes Ziel sei immer die Existenzsicherung, wie Ludger Firneburg betont: „Langfristig ist sowohl die psychische und physische als auch die finanzielle Stabilisierung das Ziel unserer Beratung.“

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