Verkehr Warum Krefeld wohl um ein Dieselverbot herum kommt

Krefeld · Im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Städten werden in Krefeld die Grenzwerte eingehalten. Die Maßnahmen der Stadt und Unternehmen scheinen Wirkung zu zeigen.

Symbolbild

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Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Die Aufregung ist groß im Mutterland des Automobils. Städte haben das Recht, Fahrverbote für Dieselfahrzeuge auszusprechen. Der Umweltschutz steht im Vordergrund. Die Luft in den Kommunen soll sauberer werden. Das gilt vor allem für sogenannte Intensivstädte wie Düsseldorf, Köln, Stuttgart, München oder Hamburg, die die Grenzwerte von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft deutlich übersteigen. Auch Mainz bereitet nun auf Fahrverbote vor. Andere Städte könnten folgen. Für Krefeld aber steht die Ampel für Dieselfahrer noch auf grün.

In der Seidenstadt werden die Grenzwerte gerade so eingehalten, was aber für die Zukunft noch nichts heißen muss. „Wir rechnen nicht damit, dass wir unmittelbar Fahrverbote bekommen“, sagt Andreas Rademacher, Beauftragter für die Umsetzung des Luftreinhalteplans in Krefeld. Umwelt-Dezernent Bernhard Plenker verweist auf die Lastwagen-Verbotszone: „Wir haben uns heruntergearbeitet. Das Lkw-Verbot zeigt Wirkung. Auch die Unternehmen haben ihre Flotten verjüngt.“ Gelbe oder rote Plaketten gebe es kaum noch im Stadtgebiet.

Und das Thema Feinstaub sei ohnehin keines mehr, sagt Rademacher: „Wir halten die Werte ein.“ Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein zeigt sich darüber erfreut: „Wir sind froh, dass Dieselfahrverbote in Krefeld keine Rolle spielen, weil die erforderlichen Grenzwerte für Stickstoffdioxid eingehalten werden“, sagt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. Ein etwaiges Verbot in der Zukunft hält er für nicht zielführend: „Generell sollten vor möglichen Fahrverboten für Diesel-Fahrzeuge zunächst alle anderen Mittel ausgeschöpft werden.“

Naheliegend seien die Nachrüstung älterer Diesel-Fahrzeuge, Verbesserung und Modernisierung des öffentlichen Nahverkehrs, der Verkehrslenkung sowie des Rad- und Fußverkehrs. Darüber hinaus böten Digitalisierung und Elektromobilität Chancen, Verkehrsflüsse effizient und umweltschonend zu steuern.

Autohändler sehen keinen Rückgang bei Diesel-Verkäufen

Die Debatte um den „schmutzigen Diesel“ der vergangenen Monate, seit Volkswagen mit verfälschten Abgaswerten in Amerika aufgefallen war, hat sich bei den Krefelder Autohändlern noch nicht negativ aufs Geschäft ausgewirkt. Abdul Seapi, Geschäftsführer von Ford Lassek in Uerdingen, sagt beispielsweise: „Die Firmen kaufen konstant Diesel. Wir verzeichnen keinen Einbruch. Bei den Euro5-Dieseln sind es etwas weniger.“ Es herrsche aber trotzdem Unsicherheit bei Käufern und Verkäufern, sagt Seapi: „Es weiß ja nicht einmal die Regierung, wie es weitergeht. Was erzählt man dem Kunden? Wie man es macht, ist es verkehrt.“

Auch ein Gebrauchtwagen-Verkäufer bei Top Cars an der Ennstraße in Oppum sieht keinen Rückgang. Im Gegenteil: „Wir verkaufen mehr Diesel. Es hat sich eher positiv ausgewirkt. Es ist eine Zeit für günstige Diesel.“ Das Interesse am Selbstzünder sei ungebrochen: „Das Bedürfnis ist groß für einen robusten Motor, der wenig verbraucht. Das Kaufpotenzial ist nach wie vor da.“ Einige Käufer kämen aus ländlichen Gebieten wie dem Kreis Viersen. Dort spielen Dieselverbote derzeit keine Rolle.

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