Politik Wahlkampf 3.0: So positionieren sich die Krefelder Direktkandidaten

Krefeld. Nur noch eine Woche, dann geht es an die Urnen. Entscheidend für die Wahl der Krefelder Landtagskandidaten wird unter anderem sein, wie geschickt und fleißig sie die Kanäle zum Wähler bespielt haben.

Symbolfoto: Logo des Kurznachrichtendienstes Twitter

Symbolfoto: Logo des Kurznachrichtendienstes Twitter

Foto: Ole Spata

Plakate waren gestern und sind heute. Heute und morgen sind neben der Tageszeitung aber vor allem die privaten digitalen Plattformen. Oder die der jeweiligen Partei. Die WZ hat den Krefelder Direktkandidaten mir vier Fragen auf den Zahn gefühlt:

1. Welche Kanäle nutzen Sie?

2. Bespielen Sie diese selbst und bei welchen Gelegenheiten?

3. Gibt es eine spezielle Ansprache für Erst- und Jungwähler?

4. Wie schätzen Sie persönlich die Bedeutung der digitale Medien für diesen Landtagswahlkampf ein?

Michaela Calabrese-Lewicki (Linke)

1. Ich nutze Facebook. Mein politisches Profil für den Landtagswahlkampf gibt’s unter https://m.facebook.com/pg/Michaela-Calabrese-Lewicki-1838607363061734/

2. Ich nutze mein politisches Facebook-Profil um Termine und Neuigkeiten meiner Partei zu posten.

3. Es gibt keine spezielle Ansprache für Erst- und Jungwähler.

4. Digitale Medien im Landtagswahlkampf sind notwendig, weil sie einen wesentlichen Zugang zur Teilhabe am politischen Leben, auch und gerade für Menschen mit Beeinträchtigung ermöglichen. Für Erst- und Jungwähler ist der Gebrauch digitaler Medien selbstverständlich und unabdingbar. Deshalb finde ich es wichtig auch auf diesem Wege politisch aktiv zu sein.

Sandra Leurs (Piraten)

1. Ich nutze twitter (@Sandra Leurs) und Facebook, Sandra Leurs, und eine zweite Seite seit dem Wahlkampf zum Oberbürgermeister (Sandra Leurs - Politikerin). Ich habe auch einen Account bei Instragram, aber da schaue ich selten rein.

2. Ja ich bespiele sie selbst, bei Twitter gibts eine retweetgruppe für alle Kandidaten und Themen die es auch ähnlich bei Facebook gibt. Dort stelle ich meine Themen ein, und meine Mitbewerber der Piratenpartei retweeten es dann, so finden alle unsere Themen weite Verbreitung. Auch Fragen beantworte ich in beiden sozialen Medien persönlich. Und das alles täglich.

3. Ich führe oft gute Gespräche mit Jungwählern und Erstwählern. Für mich sind Gespräche mit jungen Leuten ab 16 Jahren sehr wichtig, da wir als Piratenpartei für ein Wahlrecht ab 16 Jahren sind. Oft denken die Erwachsenen, dass die jungen Leute kein Interesse an Poltik haben, ich mache da seit 2012 tatsächlich andere Erfahrungen. Das politische Wissen hat sich unter der Jungend massiv verändert und das Interesse an Politik auch. Nein, ich nutze da keine spezielle Ansprache. An Infoständen kommen junge Menschen sowie die Seniorengegeration auf mich zu. Und die Gespräche sind immer effektiv, so kann ich für den Bürger und seine Sorgen und Nöte direkt angesprochen werden. Nur aus den Gesprächen mit den Menschen vor Ort kann gute Politik entstehen.

4. Da ich in der Piratenpartei Mitglied bin, nutze ich das Internet massiv, auch jetzt im Wahlkampf. Ich schätze, dass es die Meinungsbildung bei den Nutzern beeinflusst. Die digitale Zukunft ist nicht aufzuhalten. In der Vergangenheit hat man bei Wahlen in den USA oder jetzt zuletzt in Frankreich zum Beispiel gesehen, dass das Internet tatsächlich schon eine große Rolle zur Meinungsbildung spielt. Ich kenn ja auch noch Zeiten ohne Smartphone und Internet. Da wurde eher an der Theke oder durch Berichte in den Printmedien über Politik und Meinungsbildung gesprochen, gelesen und geschrieben. Ich finde, eine politische Meinung zu bilden ist heute mit den neuen Medien einfacher und effektiver. Natürlich muss man auch aufpassen in Zeiten von alternativen Fakten und fake news.

Benedikt Winzen (SPD)

1. Ich nutze für die digitale Kommunikation meine Webseite, Facebook und biete jeden Sonntag auch eine WhatsApp Sprechstunde an.

2. Ja, ich bespiele sie selbst und kann mich dazu, in den aktuell terminlich sehr eng getakteten Wochen des Wahlkampfes, auf ein kleines Team zur Unterstützung verlassen.

3. Sowohl digital als auch analog nutze ich alle bekannten Wege, die Erst- und Jungwählerinnen und Jungwähler anzusprechen und sie zur Wahl zu ermutigen.

4. Die Nutzung digitaler Medien ist für mich selbstverständlich und Teil meines Lebensalltags. Gleichbedeutend mit allen anderen Arten der Kommunikation, die uns im 21. Jahrhundert zur Verfügung stehen. Mir ist ein direkter Austausch wichtig - jedes Medium, dass dies ermöglicht, nutze ich.

Stefan Hagemes (Linke)

1. Ich nutze seit längerem facebook, habe dort für den Landtagswahlkampf ein politisches Profil angelegt: https://www.facebook.com/Stephan-Hagemes-1643422142339660/ Seit einigen Wochen nutze ich auch Twitter. Beim Umgang damit habe ich noch Lernbedarf...

2. Auf Facebook leite ich Neuigkeiten und Termine meiner Partei in Krefeld und NRW weiter. Auf Twitter retweete ich wichtige Meldungen, sobald ich von diesen Wind bekomme.

3. Eine spezielle Ansprache habe ich nicht.

4.Ich schätze, gerade für WählerInnen unter 30 sind die digitalen Medien auch wichtig, um sich über Gesellschaftsprozesse,Politik und Parteien zu informieren.

Ina Spanier-Oppermann (SPD)

1. Ich nutze meine Website (www.ina-spanier-oppermann.de), meinen Facebook-Account (www.facebook.de/jetztina) und meinen Instagram-Account (#jetztina).

2. Alle Beiträge werden entweder von mir, oder in meinem Auftrag von meinem Team gesetzt. Gelegenheiten gibt es hierzu viele. Dies sind kurzfristige Entscheidungen, ob und was auf den jeweiligen Kanälen gespielt wird. So werden Berichte über Veranstaltungen erstellt, aber auch Schnappschüsse, Selfies und Anmerkungen zu anderen Beiträgen eingestellt.

3. Die digitalen Kanäle sind durchaus schon eine gute Ansprache für Erst- und Jungwähler. Auf meiner Facebook-Seite habe ich zudem den Link zu Wahl-O-Mat gepostet und biete für alle Interessierten einen guten Überblick über meine Themen und meine politische Arbeit. Aber auch bei Erst- und Jungwählern ist der persönliche Kontakt immer noch die beste Ansprache, so habe ich erst vor zwei Wochen mit einem jungen Mann gesprochen, der mich im Vorfeld über meine Website kontaktiert hatte und mit mir über meine Politik sprechen wollte.

4. Jedes Jahr werden die Digitalen Medien eine größere Rolle einnehmen, da unsere Gesellschaft sich immer weiter vernetzt. Dennoch sind das persönliche Gespräch, der Wahl-Flyer, das gedruckte Wahlprogramm, die Plakate und auch die Zeitungen nach wie vor als Informationsmedien unverzichtbar.

Birgit Koenen (FDP)

1. Auf meiner Homepage (www.birgitkoenen.de) möchte ich interessierten Wählerinnen und Wählern einen Einblick in meine Arbeit und meine Ziele geben. Über das Kontaktformular ist ein Austausch möglich und wird auch genutzt. Alle Beiträge auf meinem Facebook-Profil (www.facebook.com/koenenbirgit) sind öffentlich gestellt.

2. Ich verwalte Homepage und Facebook ausschließlich selbst. Dabei versuche ich authentisch zu bleiben, schreibe und teile aus meinem Alltag und zu Themen die mich interessieren. Ein Budget für Onlinewerbung im Wahlkampf wurde mir vom FDP Vorstand Tönisvorst genehmigt.

3. Grundsätzlich ist in Krefeld auf lokaler Ebene keine spezielle Ansprache für Jung-und Erstwähler in den sozialen Netzwerken geplant. Die Jungen Liberalen sind natürlich über ihre Facebook-sowie ihre Website im Netz vertreten und werden insbesondere erstere auch mit landesspezifischen Themen zur Landtagswahl bespielen. Darüber hinaus sind jedoch am letzten Wochenende vor der Wahl einige Offlineaktionen geplant. Im Rahmen des sogenannten „Get out the vote“ —Wochenendes der LuLis NRW werden von Donnerstag bis Sonntag Jungliberale aus ganz Deutschland nach Krefeld kommen, um uns hier im Jungwählerwahlkampf zu unterstützen.

4. Spätestens seit dem Yes-we-can Wahlkampf von Barack Obama im Jahr 2008, der erstmals intensiv Facebook als Wahlkampfplattform genutzt hat, sind digitale Medien und gerade soziale Medien aus dem Wahlkampf nicht mehr wegzudenken. Facebook und Co. ermöglichen interessierten Wählerinnen und Wählern einen unmittelbaren und auch persönlichen Zugang zu den Kandidaten. Daher habe ich mich auch dazu entschieden, bei Facebook aktiv zu werden und habe längst politisch wie privat die Vorzüge erkannt. Allerdings halte ich das persönliche Gespräch auf der Straße oder bei Veranstaltungen auch bei dieser Landtagswahl für unverzichtbar. Digitale Medien sind eine Erweiterung der Wahlkampfmöglichkeiten, aber kein Ersatz für den klassischen Straßenwahlkampf mit dem Diskurs von Angesicht zu Angesicht.

Daniel Dick (FDP)

1.) Twittter (@danieldick) und Facebook (www.facebook.com/daniel.a.dick) nutze ich aktiv.

2.) Ja, Twitter und Facebook sind wichtige Informationskanäle für mich — neben der Tageszeitung, mit der ich morgens meinen Tag beginne. Bei Twitter lese ich mehr, als dass ich veröffentliche. In meinem Facebook-Profil informiere ich über meine Termine im Wahlkampf und teile Inhalte der Freien Demokraten. Darüber hinaus gibt es auch immer einen kleinen Einblick in mein Privatleben. Zum Beispiel finden Sie dort auch die Jacke, die meine Mutter jetzt für meinen Sohn gestrickt hat; Bildunterschrift: „Oma hat gestrickt“.

3.) Nein, das machen wir auf lokaler Ebene nicht. Hier profitieren wir aber davon, dass unsere Landespartei und Christian Lindner auch besonders die junge Generation im Blick haben. Der Wahlwerbespot der Freien Demokraten zur Landtagswahl ist ein hervorragendes Beispiel dafür: Über 100.000 Aufrufe bei YouTube in drei Tagen seit der Veröffentlichung sind ein beeindruckender Wert.

4.) Social Media hat im Wahlkampf deutlich an Bedeutung gewonnen. Während eine Homepage nur informieren kann, bieten die Social-Media-Kanäle über die Kommentarfunktionen immer die Möglichkeit des Dialogs. Damit ist der Social-Media-Wahlkampf für mich sozusagen der jüngere Bruder des Straßenwahlkampfs, in dem wir ja auch mit den Bürgerinnen und Bürgern in Gesprächen sind.

Marc Blondin (CDU)

1.Ich betreibe meine Internetseite (www.marc-blondin.de), auf der Informationen zu meiner Person und zu meinen politischen Aktivitäten bereitgestellt werden. Außerdem habe ich ein Facebook-Profil, mit dem ich die Leute über meine Termine auf dem Laufenden halte. Wichtig ist mir dabei, Inhalte rüberzubringen und nicht nur bunte Bilder. Die neuen Medien dürfen uns nicht dazu verleiten, den Wahlkampf zu entpolitisieren.

2. Ich kümmere mich selbst um meine Seiten, aber auch mehrere politische Freunde aus meinem Unterstützerteam haben die Administratorenrechte. Das führt zwar manchmal dazu, dass das Erscheinungsbild nicht ganz einheitlich ist, aber das finde ich nicht so dramatisch. Ich will keinen „durchgestylten“ Wahlkampf, sondern einen Wahlkampf, der echt und handgemacht ist. Wenn das dann auch manchmal so aussieht, dann ist das halt so.

3. Die CDU Nordrhein-Westfalen hat einen Erstwählerbrief entwickelt, der sich speziell mit Themen befasst, die für junge Leute besonders aktuell sind. Gleichwohl ist mir wichtig, dass wir uns an junge Erwachsene genauso wenden wie an alle anderen Wähler auch. Nur weil man jung ist, heißt das ja nicht, dass man sich nicht auch für die „großen“ Themen wie Haushaltssanierung, Innere Sicherheit oder Verkehrsinfrastruktur interessiert. Außerdem nutze ich vielfältige Möglichkeiten, um mit Erstwählern persönlich in Kontakt zu treten. Krefelder Zeitungen sind sehr aktiv, um Jungwähler für die Wahl zu interessieren. Dafür können alle Kandidatinnen und Kandidaten nur dankbar sein.

4. Aus meiner Sicht gilt nach wie vor die alte Fußballerweisheit: „Wichtig ist auffem Platz!“. Die sozialen Medien stellen eine wichtige und sicherlich auch notwendige Ergänzung da, aber entscheidend sind die persönlichen Gespräche. Man muss sich kritischen Fragen stellen, im direkten Austausch überzeugen können, erreichbar sein auch jenseits von Homepage und Facebook. Auf meinen Werbeflyern finden sich meine private Mailadresse, meine private Handynummer, mein privater Festnetzanschluss. Das habe ich ganz bewusst so entschieden — weil Politiker nicht zur „Virtual Reality“ verkommen dürfen, sondern handfest und greifbar sein müssen.

Monika Brinner (Grüne)

1. Da ich weder eine Facebook-Seite habe noch bei Twitter und Instagram angemeldet bin, habe ich eine eigene Webseite erstellen lassen. Auf dieser Webseite kann man immer aktuell Infos zu meinen Terminen im Wahlkampf finden und über Mail Kontakt mit mir aufnehmen. Bei den Terminen kann man auch sehen, an welchen Tagen ich bei Infoständen zu finden bin, um ein persönliches Gespräch mit mir zu suchen.

2. Ich bin mit dem Administrator, der meine Webseite pflegt, täglich in Kontakt und gebe Veränderungen weiter. Ich gebe aber auch Fotos und Informationen an unsere Mitarbeiter im Kreisverbandsbüro weiter, die Facebook und Homepage der Grünen in Krefeld aktuell halten.

3. Wir haben in Krefeld zwei Direktkandidaten gewählt, die unterschiedliche Generationen ansprechen und das ist gut so. Für die Kampagne für Jungwähler über Facebook ist Karsten Ludwig genau der richtige Mann.

4. Für uns Grüne ist der klassische Wahlkampf mit Infoständen und Haustürwahlkampf wichtig, genau so auch der Wahlkampf in den digitalen Medien. Ich erlebe aber immer wieder, wie die Menschen zu mir das persönliche Gespräch suchen. Sie schauen auf der Webseite, wo ich zu finden bin und sprechen mich bei Veranstaltungen auf ihre politischen Themen an.

Britta Oellers (CDU)

1. Ich nutze Facebook, meine Internetseite und auch Whatsapp.

2. Ja, ich stelle die Beiträge selber ein. Berichte über meine Aktivitäten und gebe Informationen zur CDU und politischen Themen.

3. Bei der Ansprache von Jungwählern und Erstwählern setze ich auf die Junge Union. Die JU Tönisvorst versucht die Erstwähler klassisch per Post, persönliche Ansprache und über Facebook zu erreichen. Am Samstag fand ein Grillen für Erstwähler statt. Es war eine gelungene Aktion. Die JU Krefeld hat via Facebook eine neue Diskussionsreihe eingeführt. Unter dem Titel JUng fragt Kreativ werden Marc Blondin und ich am 09.05.2017 live über Facebook Fragen beantworten. Diese Reihe ist in diesem Jahr schon zu anderen Themen erfolgreich umgesetzt worden. Außerdem nutze ich die Podiumsdiskussionen in Schulen, um für die CDU zu werben.

4. Die Bedeutung der digitalen Medien hat enorm zugenommen. Daher bin ich auch nun verstärkt über Facebook unterwegs und habe natürlich auch eine Internetseite. Allerdings bleibt für mich das Wichtigste die persönliche Ansprache und der direkte Kontakt zum Bürger.

Karsten Ludwig (Grüne)

1. Ich nutze Facebook, meine Webseite, Twitter, Instagram und Abgeordnetenwatch.

2. Ich bespiele alle meine Kanäle selbst und poste je nach Anlass. Ein Fotoshooting ist eher auf Instagram zu finden, klassische Termine eher auf Facebook. Meine Webseite ist eine rein statische Seite um Inhalte und Informationen zu vermitteln, Facebook, Twitter und Abgeordnetenwatch nutze ich für die direkte Kommunikation.

3. Es wird noch eine spezielle Kampagne für Erst- und Jungwähler über Facebook geben.

4. Die digitalen Medien sind ein wichtiges Standbein der Kampagnen der Grünen, und soweit ich das beurteilen kann, auch bei den anderen Parteien. Sie lassen eine barrierefreie Kommunikation und eine direkte, zielgruppenorientierte Ansprache zu und sorgen so für deutlich mehr Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern. Sie sind jedoch nur eine Ergänzung zum klassischen Straßenwahlkampf und dem, in diesem Wahlkampf erstmalig im größeren Stil genutzten, Haustürwahlkampf, und lösen diese Formen des Wahlkampfes nicht ab.

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