Von Musikcomedy bis Zauberkunst

Rüdiger Höfken hat zum 16. Mal zum Glühwein-Cabarett geladen. Zur Premiere gab es ein volles Haus.

Von Musikcomedy bis Zauberkunst
Foto: Dirk Jochmann

Bockum. Schon seit 16 Jahren lädt Podio-Chef Rüdiger Höfken in der Vorweihnachtszeit zum Dauerbrenner „Glühwein-Cabarett“ ein. Bereits im vierten Jahr feiern die Comedy-Fans im Stadtwaldhaus — gerne im Kreis von Freunden oder Kollegen. Schließlich ist Frohsinn zu dieser Jahreszeit nicht verboten. Bei der Wahl seiner westfälischen Bühnengäste beweist Höfken einmal mehr sein gutes Händchen. Mit Jens Heinrich Claassen aus Münster und Helmut Sanftenschneider aus Herne hat er zwei Comedians engagiert, die auf Kreuzfahrtschiffen professionell für Unterhaltung sorgen. Als Dritter im Bunde verzaubert Matthias Rauch aus Dorsten das Publikum mit seiner Magie.

Zur Premiere ist der große Saal im Stadtwaldhaus mit 250 erwartungsvollen Besuchern ausverkauft. Sie werden nicht enttäuscht. Viele der Gäste haben sich bereits an einem Glühwein erwärmt, der im Eintrittspreis inbegriffen ist. Höfken gibt den gewohnt routinierten Moderator und den Eisbrecher mit einem kabarettistischen Solo.

Rüdiger Höfken, Moderator

In einem Streifzug durch aktuelle Themen der Politik und Gesellschaft spießt er humorvoll Verhaltensweisen auf und bringt sein Publikum zum Lachen. „Ich mach’ den Lindner“, empfiehlt er als Folge der gescheiterten Jamaika-Koalitionsverhandlungen als Begründung für alle, die sich von einer Party überraschend „verpissen“ wollen. „Ikea sucht für den Sommer noch holländische und italienische Aushilfskräfte, damit die schwedische Belegschaft die WM gucken kann“, witzelt er nach der verpassten Qualifikation der großen Fußballnationen, bevor er seine Kollegen mit einem donnernden „Krefelder Applaus“ des gut gelaunten Publikums auf die Bühne bittet.

Jens Heinrich Claassen bietet betreute Comedy am E-Klavier. Der sympathische Komiker lebt in einer Dachgeschosswohnung in Düsseldorf als Single — „betreut“, wie er sagt. Und sucht, weil einsam, eine Frau oder einen Mann — „ganz egal“, meint er. Oft wird er zu Spieleabenden eingeladen, wo er als Single im Nachteil ist. Es dauert nicht lange, und das Publikum folgt ihm bei einem passenden Lied, schunkelt und singt mit. Dann kündigt er ein „Lied unterhalb der Gürtellinie“ an — über sein „bestes Stück und kleinen Freund namens Bernd“, der oft eingesperrt werde von Calvin Klein. Es fällt allerdings keineswegs anrüchig aus, und fortan wird „Bernd“ zum geflügelten Wort des Abends bei Comedians und Zuhörern.

Nach der Pause versetzt der „Deutsche Meister der Zauberkunst“, Matthias Rauch, die Zuschauer in Erstaunen. „Was ist Magie?“, werde er oft gefragt. Antwort: „Eine Mischung aus optischer Täuschung, Sinnestäuschung und Manipulation.“ Dabei demonstriert er anhand seiner geschmeidigen Hände und mit Hilfe von Kartentricks, wie Manipulation entsteht und tritt mit Ingeborg und Conny aus dem Publikum den Beweis an. Ingeborg zerreißt zwei Blätter, aus deren Resten er ein Hütchen zaubert. Conny hilft ihm dabei, einen kleinen Tisch federleicht durch die Luft schweben zu lassen.

Helmut Sanftenschneider, der „Ruhrgebiets-Banderas“, intoniert seine Gags mit der Gitarre. Charmant und überzeugend spielt er den Alleinunterhalter, wenn nötig mit Kastagnetten im Mund, die er durch Kopfschütteln zum Klappern bringt. Seine Ingredienzien sind das schöne Gitarrenspiel im Verein mit wohlklingenden bekannten Melodien, denen er Texte verpasst, die das Verhalten von Touristen auf dem Kreuzfahrtschiff karikieren — vom Verteidigen von Sonnenliegen über die alltägliche Beschallung mit Schlagern bis zur Schlacht am Buffet. Zum Beispiel frei nach Udo Jürgens’ „Aber bitte mit Sahne“: „Lachs und Fasane — aber bitte vegane“. Seine Philosophie von Unterhaltung besteht nicht darin, den besten Comedian des Abends zu ermitteln, sondern gemeinsam eine gute Show zu bieten. „Es gibt immer einen, der besser, schneller oder schöner ist als Du. Frohe Weihnachten.“ Applaus.

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