Verschwunden im toten Winkel

Die Polizei klärt jetzt Schüler und Senioren darüber auf, welche Gefahren bei Lastwagen lauern.

Verschwunden im toten Winkel
Foto: NN

Krefeld. Lara (11) staunt. „Ich hab gedacht, man sieht mehr“, sagt sie und reckt sich auf dem Fahrersitz im Lkw-Führerhaus, um die Menschengruppe neben dem Lastwagen im Außenspiegel sehen zu können. Eine Gruppe Senioren hat sich dort auf einer orangefarbenen Plane postiert. Das Dreieck ist exakt der tote Winkel, den der Fahrer des tonnenschweren Gefährts nicht einsehen kann. Was gerade für Radfahrer lebensgefährlich ist und in den vergangenen Jahren bereits mehrfach tödliche Tragödien zur Folge hatte.

Seit mittlerweile zwölf Jahren veranschaulichen die Verkehrssicherheitsberater der Polizei Krefelder Schülern auf diese Weise, wie schwer die Rundumsicht aus einem Führerhaus ist. Doch diesmal ist es nicht nur die sechste Jahrgangsstufe der Realschule Oppum, die sich in den von der Absatzzentrale zur Verfügung gestellten Sattelzug setzen kann. Viele der Mädchen und Jungen haben auch ihre Großeltern eingeladen. Denn Senioren verunglücken im Straßenverkehr immer häufiger, insbesondere als Radfahrer. Das Problem: Die Polizei erreicht sie nur schwer. Daher wählte sie den Umweg über die Enkel. Außerdem schrieb der Verein Sport für betagte Bürger 2500 Mitglieder an und warb für die Aktion „Komm mit“, erläutert Polizeikommissarin Susanne Königs.

Mitgekommen sind letztlich nur neun Senioren. Aber die zeigten sich durchweg begeistert. So wie Rolf Tippmann (64), der der Einladung seines Enkels gefolgt war. Er räumt ein, dass man es im zunehmenden Alter und mit deutlich angestiegenem Verkehrsaufkommen nicht mehr so leicht auf den Straßen habe. „Deshalb finde ich die Aktion hier richtig gut“, sagt er.

Auch die Großeltern haben sich ans Steuer des Lkw gesetzt und festgestellt, dass im toten Winkel eine ganze Schulklasse stehen kann, die der Fahrer nicht sieht. Karl-Heinz Kisker ist derjenige, der den Sattelzug fährt. „Ich bin seit zehn Jahren dabei, um die Polizei bei der Aktion zu unterstützen.“ Seither habe er viele erstaunte Schüler erlebt, die in zwei Metern Sitzhöhe einen deutlich besseren Überblick über die Fahrbahn — auch unmittelbar vor dem Fahrzeug — erwartet hatten.

Kiskers Arbeitgeber, die Absatzzentrale in Kempen, stellt dafür gerne ein Fahrzeug zur Verfügung, achtet sie doch selbst sehr genau auf Verkehrssicherheit. „Sichtbehindernde Schilder oder Aufkleber an der Scheibe sind tabu“, berichtet der Fahrer.

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