Karneval Verrückt — wie aus dem KEV der KFC wird

Weil die Pinguine in diesem Jahr nicht mehr mitziehen, übernimmt der KFC den alten Wagen.

 Eine Menge Arbeit steht derzeit für Florian Noever (l.) und seinen Kollegen Felix Burandt an.

Eine Menge Arbeit steht derzeit für Florian Noever (l.) und seinen Kollegen Felix Burandt an.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Am Mittwoch in einer Woche ist es soweit. An Altweiber starten die Jecken am Niederrhein in die heiß ersehnte fünfte Jahreszeit. Während das für die meisten Leute gute Stimmung und Party bedeutet, sind zumindest die Tage zuvor für Florian Noever knallharte Arbeit. Seit 36 Jahren baut der Bildhauer bunt dekorierte Karnevalswagen. Auch jetzt arbeitet er unter Hochdruck in seiner Halle an der Vennikelstraße an den Wagen für den Krefelder Rosenmontagszug.

Seit November bastelt er zusammen mit seinem Kollegen Felix Burandt an den verschiedenen Motiven, besonders die letzten Wochen seien immer sehr intensiv, verrät der 59-Jährige: „In den finalen zwei Wochen stehen wir hier jeden Tag, egal, ob Wochenende oder nicht.“ Auch eine Nachtschicht ist dann schon einmal normal. Schließlich muss alles pünktlich fertig werden.

Zum 111-jährigen Bestehen zieht auch der KFC Uerdingen wieder beim Rosenmontagszug mit. Präsident Agissilaos „Lakis“ Kourkoudialos sagt: „Wir sehen die Teilnahme am Krefelder Karneval als fabelhafte Image-Plattform, uns in unserer Stadt und unseren treuen Fans zu präsentieren.“ Dadurch, dass die Krefeld Pinguine dieses Jahr nicht mitziehen, kann Florian Noever den alten Wagen der Pinguine einfach umgestalten — aus dem KEV wird flugs der KFC.

Geprägt wird das Gefährt des Fußballklubs natürlich vom Grotifanten, der noch etwas verloren in der riesigen Halle herumsteht. Am Ende wird er mit einem Pokal in der Hand vorne auf dem Wagen sitzen und die Uerdinger Truppe anführen. „Beim Karnevalszug können wir in freudiger Atmosphäre den Teamgeist der Mannschaft stärken und uns auf die Rückrunde einstimmen.

Wir freuen uns riesig, dabei zu sein“, sagt „Lakis“. Konzipiert sind die meisten Wagen für rund zehn bis zwölf Personen, auch „wenn sich daran wahrscheinlich keiner halten wird“, scherzt Noever. Er ist schon lange genug im Geschäft, um zu behaupten: „Die Karnevalisten sind ganz schön durchgeknallt.“

Ein wenig wehmütig blickt Noever aber auch auf seine Anfänge zurück. Früher, in den 80er- und 90er-Jahren, waren die Motive noch richtig knackig und mutig.“ Heute halten sich die meisten Gruppen eher zurück und zeigen sich ein wenig prüde. Während ein Wagen mit dem neuen Oberbürgermeister Frank Meyer mit dem Motto „Kehren neue Besen gut?“ an den Start geht, ist auch ein aus dem Rathaus fliegender Gregor Kathstede zu sehen.

Doch Noever baut die einzelnen Wagen nicht nur, er liefert auch die Ideen. „Meistens gestalte ich drei bis vier Entwürfe, davon können sich die Gruppen dann einen aussuchen.“ Seine mutigen und etwas gewagteren Motive finden heute jedoch kaum noch Anklang. Bedauernd sagt er: „Es würde mehr Spaß machen, die gewagten Motive zu bauen. Aber gut, so ist das nun mal.“

Ein richtiger Karnevalsjeck ist er selbst nicht. „Solang ich denken kann, mussten meine Eltern an Karneval immer arbeiten. Karneval ist für mich kalt und nass.“ Den Betrieb hat er von seinem Vater übernommen, „mit zwölf Jahren habe ich angefangen“, erinnert er sich. Auch heute bleibt der Wagenbau fest in der Hand der Familie. „Wenn ich mal Hilfe brauche, kann ich immer auf die Familie zählen“, sagt Noever, auf den noch eine Menge Arbeit wartet.

Doch er macht sich keinen Stress und geht ganz gelassen an die Arbeit, die er jedes Jahr so schätzt. Wann die Wagen fertig sein sollen? Noever sagt: „Karnevalssonntag am Abend. Das reicht doch.“

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