Verberger Kinderkarneval,schön und möglichst heimlich
Seit mehr als zehn Jahren stören jugendliche Randalierer regelmäßig den tollen Umzug. Veranstalter verzichtet sogar auf Ankündigung.
Karneval in Verberg, das sind glückliche Kinder, besonders jecke Jecken, geöffnete Garagen, in denen die Verberger ihre Nachbarn, Freunde oder völlig Wildfremde mit Schnäpschen und Gebäck versorgen. Karneval in Verberg, das ist purer, handgemachter Frohsinn eines ganzen Dorfes. Seit mehr als 50 Jahren. Eigentlich. Denn Karneval in Verberg ist auch eine ernste Angelegenheit. Jugendliche, die sich ins Koma saufen, randalieren, pöbeln, das Wurfmaterial zurückfeuern und asozial den Karnevalszug stören. Wohlgemerkt, einen Kinderkarnevalszug. Heute zieht er wieder.
Und die ehrenamtlichen Macher der KG Verberg um Präsident Ralf Mühlenberg stehen unter Strom. Sie sind auf alle Eskalationsstufen vorbereitet, werden unterstützt von einem großen Polizeiaufgebot und einer starken Mannschaft vom städtischen Ordnungsamt. Denn das, was eigentlich die fünfte Jahreszeit ausmacht, die vielen Mühen in der Nachbarschaft, vor der eigenen Haustüre einen bunten Umzug für Kinder durch Verberg zu organisieren, Brauchtum, Gemein- und Frohsinn zu vermitteln, ist für die Karnevalsgesellschaft zu einem Spießrutenlauf geworden.
Und zu einer teuren Wissenschaft. Die immer strengeren und komplizierteren Auflagen, allein bedingt durch die Terrorabwehr, kosten den Verein eine fast unerschwingliche Summe. Hinzu kommt das spezielle Verberger Problem mit Jugendlichen, die teils aus dem Ort sind, teils aus Nachbarstadtteilen rüberkommen oder gar aus Duisburg und Moers anreisen, um sich aus dem Leben zu schießen und gehen zu lassen. Zweimal haben die Narren ihren Verberger Zoch bereits ausfallen lassen. Zuletzt im vergangenen Jahr, weil die Ausgaben für das gesamte Sicherheitspaket mittlerweile bei 14 000 Euro liegen und sich kein edler Spender gefunden hatte wie noch 2016.
Und in diesem Jahr gab es aus Angst vor dem Randale-Tourismus kaum Werbung im Vorfeld. „Nur Mund-zu-Mund-Propaganda, von Haustür zu Haustür“, erklärt Schatzmeister Ulrich Küsters. Karneval heimlich, das ist kein Büttenwitz, selbst die Barrieren rund um den berüchtigten Kreisel vor Haus Ritte werden erst kurz vor Zugstart aufgestellt, um keine schlafenden Hunde zu wecken.
Die Chronik dieser Hilflosigkeit: Bis 2006, erzählt Mühlenberg, ist es im Kreisel zwar mal „tumultig“ geworden, aber insgesamt friedlich geblieben. Dann warfen stark alkoholisierte Jugendliche in der Turnhalle, wo die Party anschließend weiterging, mit leeren Bierflaschen. „Über die Jahre wurden Randale und Alkoholkonsum zügelloser, die Unruhestifter deutlich mehr, 2010 war die Veranstaltung in der Turnhalle nicht mehr tragbar und findet seither nicht mehr statt“, berichtet Mühlenberg rückblickend. Die Auflagen für die KG Verberg steigen, die traurige Spitze erreicht die Entsozialisierung dieser Jugendlichen 2014. 1500 Heranwachsende haben sich versammelt, 30 trinken sich ins Koma, Glas geht zu Bruch, Verletzungen, die Polizei pickt einzelne heraus. Der Veranstalter hat längst eine richtige Auffang-Station aufgebaut, mit Transfusionsmöglichkeiten, Defibrillator, Rettungswagen und Notärzten.