Verberg: Zugweg gleicht Schlachtfeld

Polizei war stark vertreten. Scherbenmeer und junge Betrunkene hielten sie auf Trab.

Krefeld. Das Klirren von zerbrechenden Glasflaschen und das Knacken, wenn die Scherben unter den Schuhsohlen weiter zerdrückt werden, sind die dominierenden Geräusche nach Ende des Kinderkarnevalzugs in Verberg. Die Einmündung der Straße Am Flohbusch in die Heyenbaumstraße sieht aus wie ein Schlachtfeld. Die ersten der rund 600 „erlebnisorientierten“ Jugendlichen — so der Polizeijargon — gehen bereits, doch viele stehen noch herum: Es ist nicht klar, ob hier gleich noch eine Party steigen wird.

In Grüppchen dazwischen stehen Polizisten und Vertreter des Ordnungsdienstes, die zu diesem Zeitpunkt gelassen, aber kritisch das Treiben beobachten. Dieter Maaßen, der Einsatzleiter der Polizei, ist mit 35 Mann (zehn mehr als im vorigen Jahr) am neuralgischen Punkt „Haus Ritte“ präsent.

Um sich ein eigenes Bild vom Ablauf der Ereignisse zu machen, verfolgt auch die Vorsitzende des Polizeibeirats, Heidrun Hillmann, das Geschehen an dieser Straßenecke. An der haben sich hunderte junge Leute kurzfristig über Facebook verabredet. Maaßen möchte Abbitte bei den Anwohnern leisten, dass ihre Vorgärten als „Fäkalien- und Flaschenablagestellen“ missbraucht werden. Er bedauert, dass er keine Hundertschaft hat, um dies zu verhindern.

Sein Dank geht an die Stadt, die 60 zusätzliche Absperrgitter für diese heikle Stelle besorgt hat. Die haben dafür gesorgt, dass der Zugweg dadurch einigermaßen gesichert wurde und die Jugendlichen etwas auf Distanz gehalten werden konnten.

Keinen Schutz und keinen Respekt gibt es für die umliegenden Vorgärten. Einige Anwohner haben sich gleich nach Zugende den Besen geschnappt und kehren Bürgersteige und Hauszufahrten, sammeln Müll aus den Vorgärten. Das Absprühen von Hauswänden steht manchen noch bevor, denn durch die fehlenden Toilettenwagen haben junge Männer an die Haus- und Garagenwände gepinkelt, außerdem „war jeder Baum besetzt“.

Die Betroffenen sind entsetzt über die schlechte Organisation und die Ereignisse bis hin zu den Prügeleien: „Es ist doch Kinderkarneval, und das ist abstoßend für die Kinder!“ Abstoßendes bietet sich auch im Pfarrsaal an der Thomaskirche, der zu Sanitätszentrum und Einsatzstelle der Polizei umfunktioniert wurde. Norbert Axnick, Leiter der Jugendhilfe der Stadt Krefeld, kümmert sich hier um die eingelieferten Betrunkenen, während Sanitäter Erste-Hilfe-Maßnahmen durchführen. „Es sind nicht signifikant weniger als im vergangenen Jahr, vom Gefühl her sind es aber etwas weniger bei den 14- bis 15-Jährigen.“ Typisch ist für ihn jedoch der Fall eines 16-Jährigen, bei dem 1,8 Promille festgestellt wurden. Dessen Kommentar: „Ich darf ja Bier trinken, also mache ich es!“ Es sollen in diesem Fall etwa vier Liter im Laufe des Nachmittags gewesen sein.

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