„Unsere Zukunft ist in Krefeld“

Die 44-jährige Syrerin Midia Abdo und ihre Familie freuen sich über die große Unterstützung, die sie in Uerdingen bekommen.

„Unsere Zukunft ist in Krefeld“
Foto: abi

Nein, eine dauerhafte Rückkehr kommt für Midia Abdo und ihre Familie nicht mehr in Frage. „Unsere Zukunft ist in Krefeld“, sagt die Kurdin, die vor 44 Jahren in der syrischen Hauptstadt Damaskus geboren wurde und später in Aleppo gelebt hat. Die jahrelang umkämpfte Stadt wurde zu einem traurigen Symbol für den Krieg in Syrien. Zuerst floh ihr Mann aus dem gebeutelten Land nach Deutschland, etwas mehr als ein Jahr später reisten seine Frau und die beiden Kinder von der Türkei aus nach. Das Ankunftsdatum in Krefeld nennt Midia Abdo, ohne auch nur einen Moment nachdenken zu müssen: „25. Oktober 2015.“ Es klingt ein bisschen so, als wäre es ihr Geburtstag.

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Neues Zuhause

Die erste gemeinsame Zeit nach der erzwungenen Trennung verbrachte die Familie in recht beengten Verhältnissen am Niederrhein. „Jetzt wohnen wir in Uerdingen, in einer schönen, gemütlichen Wohnung“, sagt Midia Abdo froh. Vom Stadtteil direkt am Rhein spricht sie nur positiv, man könnte es fast schon schwärmen nennen. Beim „Café UE“, Flüchtlings- und Begegnungscafé der Pfarrgemeinde St. Nikolaus, bekomme man viel Unterstützung, ebenso vom Verein Helfende Hände, von den Nachbarn und der Paul-Gerhardt-Schule. „Die Menschen, die wir hier kennengelernt haben, waren und sind immer an unserer Seite.“

Während die neunjährige Tochter weiterhin die Grundschule besucht, wechselte der zwei Jahre ältere Sohn nach den Sommerferien auf die Gesamtschule. „Ich glaube, das ist ein guter Schritt für ihn“, kommentiert die Mutter zufrieden. Beide Kinder, so scheint es, sind schulisch recht erfolgreich. „Unsere Kinder sind auch sehr zufrieden hier“, sagt Midia Abdo. Klar, manchmal hätten sie schon Heimweh nach Syrien. Doch sie hätten schon viele Freunde in Deutschland gefunden, man besuche sich gegenseitig.

In verschiedenen Kursen, unter anderem in der Volkshochschule, hat die 44-Jährige Deutsch gelernt. Inzwischen spricht sie es so gut, dass sie anderen Flüchtlingen als Dolmetscherin helfen kann. „Ich begleite sie bei Arztbesuchen oder Behördengängen“, erzählt sie.

Die Familie, das wird aus ihren Erzählungen deutlich, ist in Deutschland, in Krefeld, in Uerdingen angekommen.

Ungewiss ist allerdings noch die berufliche Zukunft des Ehepaars. Mann Mohammad, ein gelernter Schneider, hat zumindest einen Minijob in einer Näherei. Grundschullehrerin Midia würde gerne eine Ausbildung zur Kinderpflegerin absolvieren. Doch laut ihren Angaben gibt es da offenbar Probleme mit den Behörden.

Dennoch wirkt sie zuversichtlich, bald in einem sozialen Bereich tätig werden zu können. Ein Praktikum in einem Seniorenheim hat sie bereits geleistet.

Eine Schwester der Syrerin lebt ebenfalls in Krefeld. Doch ihre Eltern sowie weitere Geschwister sind nach wie vor in Aleppo, wenn auch in einem „halbwegs sicheren Gebiet“, sagt Midia Abdo.

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