Krefelder Unternehmer Szene-Friseur trotzt der Krise und expandiert

Krefeld · Starfriseur Derya Demir eröffnet demnächst seinen dritten Laden – wenn auch nicht in Krefeld. Erst einmla fragt er sich aber, ob er im November wegen Corona schließen darf.

 Derya Demir in seinem Salon „THE SOHO“ an der Marktstraße mitten in Krefeld.

Derya Demir in seinem Salon „THE SOHO“ an der Marktstraße mitten in Krefeld.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Dürfen Friseure jetzt eigentlich wegen Corona schließen und bekommen sie dann auch die staatlichen Hilfen? Krefelds angesagter Friseurmeister Derya Demir, der Betreiber von „THE SOHO“ und „NU POP“ in der Innenstadt wollte es wissen und fragte bei der Handwerkskammer nach. Dort konnte man dies allerdings aus dem Stegreif nicht klären, allgemein bekannt ist ja nur, dass Friseure gerade aufbleiben dürfen. Nun, Demir steht mit seinem Team im Prinzip gerne der Kundschaft zur Verfügung, dennoch ist auch er ins Grübeln gekommen. „Wenn ich das rein wirtschaftlich als Unternehmer sehe, dann fahre ich im Grunde besser, wenn die Läden dicht bleiben.“

Das gelte zumindest dann, wenn er die 75 Prozent des Umsatzes aus dem November im Vorjahr bekäme, eventuell plus Kurzarbeitergeld. Und dann fielen ja auch noch Material- und Energiekosten weg. Andererseits sei die Nachfrage der Kunden vor allem im „SOHO“ an der Marktstraße ungebrochen hoch, sagt Demir, insofern wolle er sich wirtschaftlich gar nicht beklagen.

Mindestens so wichtig ist ihm freilich der „Sicherheitsaspekt“ für seine insgesamt acht Mitarbeiterinnen (Ohne mein Team bin ich gar nichts“). Die kämen schon manchmal mit einem mulmigen Gefühl zur Arbeit, weil sie befürchteten, sich bei Kunden mit Corona anstecken zu können.

„Der erste Lockdown hat
ein Loch in die Kasse gerissen“

Als im März und April beim ersten Lockdown auch Friseure sechs Wcohen lang schließen mussten, waren die Voraussetzungen andere. „diese Zeit hat schon ein großes Loch in die Kasse gerissen“, sagt Demir, „und das konnte dann auch die große Nachfrage danach nicht wieder stopfen.“ Aber er will gar nicht klagen, schon gar nicht wenn er auf die Gastronomen in der Umgebung blickt: „Die tun mir wirklich leid, sie haben alle sehr gute Hygienekonzepte erarbeitet umgesetzt und müssen jetzt trotzdem wieder schließen.“

Er selbst dagegen bleibt optimistisch – und deshalb hat er auch schon einiges in seinen dritten Laden investiert. Der liegt in Mönchengladbach an der Wallstraße und entspricht genau dem Konzept von „NU POP“ am Ostwall. Wann genau Eröffnung ist, stehe noch nicht fest, „vielleicht warten wir die derzeitige Coronawelle noch ab“. Demir sieht sich nicht nur als Szenecoiffeur, sondern mehr noch als Unternehmer, „ich will Arbeitsplätze schaffen“. Sein Selbstbewusstsein ist durchaus ausgeprägt, was sich darin zeigt, dass er sich mit seinen beiden Krefelder Friseursalons mittlerweile gar als Standortfaktor für seine Heimatstatdt sieht: „Man kennt das SOHO weit über die Stadtgrenzen hinaus, Krefeld wird dadurch wieder sichtbarer“, sagt er. Und bezieht sich dabei auch auf Top-Ten-Platzierungen seiner beiden Läden in der bundesweiten Rangliste des Magazins „Top Hair“ 2019. Der Name „SOHO“ bezieht sich natürlich auf seine Londoner Jahre, wo er am Rande des Szeneviertels der Weltstadt als Friseur gearbeitet hat. „Danach haben mich aber auch die Aufenthalte in Barcelona und Istanbul geprägt, ich habe überall Eindrücke mitgenommen.“

Bei der Einrichtung seines ersten eigenen Ladens vor sechs Jahren in Krefeld war Corona natürlich noch lange nicht in Sicht. Doch schon damals war ihm wichtig, dass die Kundschaft nicht zu eng nebeneinander sitzt, deshalb richtete er nur sechs statt der ebenso möglichen acht Kundenstühle ein: „Damit die Leute genügend Freiheit haben“, sagte er damals. Heute gilt das erst recht.   A.S.

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