Trickdiebe betrügen Rentner um Zahngold

Geschädigte können sich an die Tat, aber nicht an die Täter erinnern. Langer Prozess droht.

Krefeld. Je länger der Abstand zwischen Tat und Prozess, desto schlechter fällt die Erinnerung der Zeugen aus. Vier Jahre ist es nun her, dass vier Krefelder minderwertige Teppiche zu überhöhten Preisen an vornehmlich ältere Menschen verkauft haben sollen. Die vermeintlichen Täter werden des gewerblichen und bandenmäßigen Betruges beschuldigt.

Doch der Tatnachweis gestaltet sich schwierig, weil die Beschuldigten vor Gericht nicht aussagen wollen und der Staatsanwalt nicht bereit ist, ihnen mit Bewährungsstrafen entgegenzukommen. Ein solcher Handel wäre nach neuer Rechtsprechung auch verboten. Erschwerend kommt hinzu, dass einige der Geschädigten bereits verstorben, andere erkrankt und nicht mehr transportfähig sind. Die noch vernehmungsfähigen Zeugen können sich zwar noch an das Geschehen erinnern, jedoch die Angeklagten nicht eindeutig identifizieren.

Das zeigte sich auch am gestrigen Verhandlungstag. Weder eine Hausfrau aus Geldern noch ein Rentner aus Moers erkannten die Täter unter den Angeklagten wieder. „Zu lange her“, so ihr Kommentar. Den Ablauf des Geschehens schilderten sie jedoch gleich. Zuerst erfolgt ein Anruf mit der Erklärung, man wolle Teppiche aus einer Geschäftsauflösung aus Krankheitsgründen günstig verkaufen. Dabei wird der Eindruck erweckt, die Angerufenen hätten schon einmal Teppiche in diesem Geschäft erworben, und so Vertrauen aufgebaut. Zur Überrumpelungstaktik gehört ein zeitnaher Haustermin für die Präsentation, verbunden mit der Ankündigung eines Geschenks als Zugabe.

Vor Ort wird dann ein Wucherpreis verlangt. So sollte die Zeugin für zwei Brücken 4000 Euro zahlen, handelte jedoch 400 Euro aus. Bei einem Haustürverkauf dürfe man nicht damit rechnen, hochwertige Teppiche zu erstehen, zeigte sie sich realistisch. Der Rentner erinnerte sich an den Tausch seines alten Teppichs gegen einen neuen zum Preis von etwa 500 Euro und der Draufgabe von Zahngold. Die „sehr aufdringlichen“ Händler wollten sogar auf der Suche nach Schmuck und Zahngold in der Wohnung helfen. Jetzt deutet sich ein Prozessmarathon mit der Einvernahme von Zeugen an acht weiteren Verhandlungsterminen bis Weihnachten an.

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