Trend zu drei weißen Königen

In den Krefelder Gemeinden beobachten die Organisatoren der Sternsinger-Aktionen, dass sich immer weniger Kinder schwarz anmalen.

Trend zu drei weißen Königen
Foto: Andreas Arnold

Rund um den 6. Januar ziehen in Deutschland fast 300 000 Sternsinger von Tür zu Tür. Sie segnen Häuser und Wohnungen und sammeln Spenden für notleidende Kinder in der ganzen Welt. Doch die Aktion „von Kindern für Kinder“ befindet sich in einem auffälligen Wandel. Immer häufiger ist keiner der Heiligen Könige mehr schwarz angemalt. Ein Trend, der sich auch durch die katholischen Gemeinden Krefelds zieht.

Ein Beispiel: die Pfarrgemeinschaft Heiligste Dreifaltigkeit. Edith Reimer, Mitorganisatorin der Sternsinger-Aktion im Krefelder Norden, weiß in den zugehörigen drei Gemeinden von keiner Vorgabe des Schwarzanmalens. „Die Kinder können frei entscheiden.“ Sie selbst achtet auch nicht darauf, ob jemand geschminkt wird oder nicht. Ihrer Meinung nach ist es nicht nötig, einen der drei Könige als Schwarzen zu kennzeichnen.

Die Gemeinden machen die drei Heiligen durch Kostüme erkennbar, aber welches Kind welchen König repräsentiert, sei irrelevant. „Die Könige sind verschiedener Herkunft. Das muss jeder wissen und das ist das Wichtigste“, so Reimer. Die Intention der Sternsinger sei es, dafür zu beten, dass es allen Kindern gut geht. Sie verkündeten Frieden und Gottes Segen — dafür müsse nicht klar sein, welcher König welchen Segen ausspricht.

Pfarrer Andreas Bühner von der Uerdinger Gemeinde St. Nikolaus nimmt ebenfalls wahr, dass sich immer weniger Kinder schwarz schminken wollen. Er befürwortet die Entwicklung: „Es kommt nicht auf das Aussehen an. Wir sind, wer wir sind. In der Bibel ist das Aussehen der Könige nicht erwähnt. Die Kinder können selbst entscheiden, ob sie sich anmalen oder nicht.“

Laut Urte Podszuweit vom Kindermissionswerk „Die Sternsinger“, Dachorganisation der Sammelaktion, die 2017 insgesamt 46,8 Millionen Euro zusammenbrachte, gibt es keine festen Vorschriften für die Teilnehmer: „Wir sagen Kindern und Gemeinden, dass es ihre Entscheidung ist. Wir haben eine bunte Kultur, und jeder sollte so gehen, wie er möchte.“ Zwischen dem Begriff des „Blackfacing“ und dem schwarzen König aus dem Morgenland sieht sie keinen Zusammenhang: „Die Könige kommen aus einer anderen Tradition.“

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