Traar Pläne für ein Leben in einem Öko-Dorf

Traar. · Initiatoren suchen weiter Mitglieder für ihr alternatives Wohnungsprojekt an den Niepkuhlen.

 Auf dem Bild zeigt Johannes Klein vor dem Areal am Luiter Weg die Baupläne.

Auf dem Bild zeigt Johannes Klein vor dem Areal am Luiter Weg die Baupläne.

Foto: Ja/Andreas Bischof

Es ist ein Leben wie in einem kleinen Dorf. Im „Niepkuhler Krähennest“ — wie die Initiatoren das Wohnungsprojekt am Luiter Weg im Krefelder Norden nennen, sollen die Grenzen fallen zwischen den Ärmeren und den Wohlhabenden, den Jüngeren und Älteren, den Familien und Alleinstehenden, den Personen mit Behinderungen und ohne. Eine Gemeinschaft, die sich gegenseitig stützt, Tür an Tür lebt — und sich im besten Fall auch noch teilweise selbst versorgen kann. Eine Geborgenheit, die zu einem besseren Zusammenleben führen soll.

Diese Idealvorstellung einer Genossenschaft hat der Krefelder Hausarzt Bernd Kaufmann vor einigen Jahren ausgesprochen und bis heute verfolgt. Noch sind es hehre Wünsche geblieben. Die Gruppe sucht noch weitere Mitglieder für das Wohnprojekt, das in der Nähe des Siedlungsvorhabens Wiesenhof am Luiter Weg entstehen soll. Das Krähennest soll davon abgekoppelt sein. „Dazu brauchen wir aber genügend Interessenten, um ein eigenes Verfahren beginnen zu können“, sagt Johannes Klein, der neben Bernd Kaufmann und deren beiden Lebensgefährtinnen zur Initiativgruppe gehört. Derzeit würden noch Gutachten zu Biotopen oder Entwässerung durch die Stadt erstellt. Bis zur Erteilung der Baugenehmigung dauere es bestimmt noch zwei Jahre, glaubt Klein. Einen Architekten und Projektplaner hätte die Gruppe aber schon an der Hand. Es ist ein alternatives Lebensmodell, das den Damen und Herren der Gruppe vorschwebt. Bis zu 25 Wohnparteien sollen da einmal zusammenkommen im Krähennest. Der Name leitet sich zum einen vom Stadtnamen ab und suggeriert Schutz. Alle Altersklassen jeglicher gesellschaftlicher Strukturen, möglichst auch ganze Familien.

Um Mitglied zu werden,
muss erstmal gezahlt werden

Gelebt wird in eigenen Wohnungen, dazu werden Gemeinschaftsräume genutzt: Speiseräume, Werkstätten, Ateliers, Gärten, Spielflächen. Die Älteren könnten nebenher die Kinder der Gemeinschaft betreuen, die Jüngeren dagegen für die Senioren die Einkäufe erledigen. „Wenn man sich gegenseitig unterstützt, wird weniger organisierte Hilfe benötigt“, sagt Johannes Klein, ein früherer Lehrer an der Maria-Montessori-Gesamtschule, heute im Ruhestand. Auch ist  beabsichtigt, Menschen mit Einschränkungen in die Gemeinschaft zu integrieren. Angedacht sei auch eine Wohngruppe der Lebenshilfe.

Das Wohnprojekt hat neben den starken sozialen Aspekten auch eine große ökologische Komponente. Laut Johannes Klein könnte am Luiter Weg zusätzlich Land gepachtet werden, um eine kleine Landwirtschaft mit Kleintierhaltung zu betreiben. Selbstversorgung ist das Stichwort. Die Häuser könnten aus gepressten Strohballen bestehen und mit Lehm-Kalkputz versiegelt werden. „Wir müssen mal sehen, ob wir uns das leisten können“, sagt Klein, der von einem „Öko-Dorf“ spricht, das man entwickeln wolle. Es gehe um Umweltschutz und nachhaltiges Leben. Es gelte, möglichst wenig Ressourcen zu verschwenden. „Man kann mit kleinen Schritten eben das tun, damit die Welt nicht bald zusammenbricht.“ Auch gebe es Ideen, für die Genossenschaft auch Fahrzeuge zur kollektiven Nutzung anzuschaffen, Fahrgemeinschaften zu bilden und auf E-Mobilität zu setzen. Platz könnte auch für Veranstaltungen unter freiem Himmel zur Verfügung stehen, für Feste, „auch als Anlaufstelle für die erweitere Nachbarschaft“, wie Johannes Klein erklärt.

Um Mitglied zu werden, muss man allerdings erst einmal in großem Maße in eine Einlage investieren. 600 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche sind vorgesehen. Bei einer Wohnung von 100 Quadratmetern wären das schon 60 000 Euro, die in die Kasse der Genossenschaft fließen. Statt einer Miete aber würden dann nur noch monatliche Nutzungsentgelte anstehen, unter zehn Euro. Alle Kosten sollen damit abgedeckt sein, so Klein: „Wer kündigt, soll nach drei Jahren auch wieder seine Einlage zurückerhalten“, sagt er weiter. Die Baukosten von etwa fünf Millionen Euro sollen größtenteils über Fördermittel finanziert werden.

Neu ist die Idee des Wohnungsprojekts nicht. Auch in umliegenden Städten wie Kempen oder Dormagen gibt es bereits solche Wohngemeinschaften. Mehrere Generationen unter einem Dach, die sich einen Lebensraum teilen.

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