Theater steht vor einem Scherbenhaufen

Die Gladbacher Politik kippt den laufenden Etat. Die Mitarbeiter sind fassungslos.

Krefeld/Mönchengladbach. Nach der Abstimmung gibt es im Ratssaal einen kurzen Moment der Totenstille. Es ist, als sickere die Tragweite der eben getroffenen Entscheidung nur langsam durch. Die Theaterleute sind fassungslos, aber auch die Politiker wirken seltsam erschüttert. Keiner von ihnen scheint zu wissen, wasnun als Nächstes kommt.

Im Stadtrat von Mönchengladbach sind CDU und FDP Mittwochabend hart geblieben. Die CDU hat nicht eingelenkt, wie ihr Fraktionsvorsitzender Rolf Besten unserer Redaktion noch am Dienstag versichert hatte. Hand in Hand haben die Mehrheitsfraktionen den Theater-Etat der laufenden Spielzeit gekippt - die Städtischen Bühnen stehen vor einem Scherbenhaufen.

Wie es mit der 58 Jahre währenden Theater-Ehe der beiden Städte nun weitergeht, weiß niemand zu sagen, es war in der Debatte auch kein Thema. Ausgetauscht wurden die altbekannten Positionen. SPD, Grüne, Linke und Freie Wähler wollen dem Theater das zusätzliche Geld zur Verfügung stellen, CDU und FDP lediglich in Form eines Darlehens.

Immerhin: "Es soll zinslos sein", erklärt jetzt der kulturpolitische Sprecher der CDU, Wolfgang Dreßen. Nach wie vor sagen weder die Politiker noch Kämmerer Bernd Kuckels (FDP), wie die Sache mit dem Darlehen eigentlich funktionieren soll.

Trotz der mehrstündigen Debatte zeigen Mitarbeiter und Besucher Präsenz. Sie tragen Plakate wie "Wer an Kultur spart, spart am Mensch-Sein". 300 Protestmails hat allein FDP-Fraktionschef Anno Jansen-Winkeln erhalten. Seine Meinung hat er nicht geändert. "Ihre Arroganz ist beachtlich", sagt Erich Oberem (Freie Wähler).

Zuvor haben die gleichen Politiker eine Ersatz-Spielstätte für zwei Millionen Euro beschlossen. Was für Theater dort gezeigt wird, steht nun mehr denn je in den Sternen.

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