Theater-Finanzen: „Die Polemik muss aufhören“

Nun melden sich die Theaterleute selbst zu Wort: Viel Spielraum zu sparen sehen sie nicht.

Krefeld. Nach all den Possen und Tragödien der vergangenen Wochen ist endlich das Kammerspiel an der Reihe. Betont zurückhaltend und sachlich melden sich die Theaterleute zu Wort. Sie sind die Anschuldigungen leid, die Behauptungen und Vorwürfe. "Die entsetzlich polemische Debatte muss aufhören", sagt der stellvertretende Intendant Christian Tombeil.

Er und sein derzeit erkrankter Chef Jens Pesel, vermutlich alle 460 Mitarbeiter am Theater sind froh über die kleine Wende zum Guten: Die Krefelder Politik will trotz aller Kritik und kontroverser Debatten den Etat für die laufende Spielzeit erhöhen.

"Dafür sind wir dankbar", sagt Tombeil. Doch er weiß auch, dass die Probleme trotz des Beschlusses ungelöst bleiben: Für die kommende Spielzeit klafft durch die massiven Tariferhöhungen wieder ein Loch von 1,4 Millionen Euro.

Das Geld einzusparen, halten die Theaterleute für nahezu unmöglich. "Unser fester Personalkostenanteil liegt bei 90 Prozent", erklärt Tombeil. "Da bleiben gerade mal zwei Millionen Euro für die Kunst." Spielraum sehen die Theatermacher nicht mehr, zumal "in vorauseilendem Gehorsam" bereits viel eingespart worden sei.

"Obwohl unser Etat eingefroren war, haben wir zum Beispiel die gestiegenen Energiekosten aufgefangen", sagt Tombeil. "Die Politiker haben unser Kostenmanagement immer gelobt."

Nun jedoch fühlen sich die Theaterleute allein gelassen. Die Planung für die Spielzeit 2009/10 müsste längst auf Hochtouren laufen. Doch aufgrund der unklaren Finanzlage, kann der Intendant keine Verträge abschließen. "Es ist fünf vor zwölf", betont sein Stellvertreter. "Wir müssen bald das Team zusammenstellen."

Die Entscheidung über die Finanzen trifft die Politik. "Wir können nur die Folgen aufzeigen." Eine Sparte zu schließen, wie es die Partner in Mönchengladbach diskutieren, habe sich anderswo als "Nullsummenspiel" erwiesen. "Dass sich dadurch alles regelt, ist Quatsch", sagt Generalmusikdirektor Graham Jackson.

Wie genau ein Spar-Theater aussehen könnte, darüber mag in der Theaterleitung niemand spekulieren. "Doch der Spielplan wird ganz anders sein", sagt Jackson. "Ein Kinderstück - das würde nicht mehr gehen." Denn zwar gibt es bei keiner anderen Produktion so viele Besucher - rund 70 000 pro Jahr. "Doch aufgrund des geringen Eintritts wäre das Kindertheater betriebswirtschaftlich als Erstes an der Reihe."

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