Theater, Drama, Tanz: Das bringt die neue Spielzeit

Das Theater bringt Jesiden aus dem Nordirak, Engländer kurz vor dem Brexit und einen jungen Robert North in Kuba auf die Bühne.

Theater, Drama, Tanz: Das bringt die neue Spielzeit
Foto: Matthias Sutte

Der Islamische Staat (IS) im Nordirak hat, so wie der dazugehörige Krieg, Auswirkungen auf Deutschland. Genauso wie die Wahl des US-Präsidenten Donald Trump. Dennoch ist im Alltag oft nicht genug Zeit für die Geschichten der Betroffenen. Das zu ändern, hat sich das Stadttheater zur Aufgabe gemacht. „Wir haben uns vorgenommen, Geschichten zu erzählen, versuchen Fragen zu beantworten“, leitet Intendant Michael Grosse die Vorstellung der neuen Spielzeit 2018/19 ein.

Schauspieldirektor Matthias Gehrt rückt mit dem Stück „Jin Jiyan — Der Aufbruch“ die Jesiden aus dem Nordirak in den Mittelpunkt. Der IS hat 2014 ein Siedlungsgebiet überfallen, um das dort lebende kurdische Volk auszulöschen. Die kurdische Befreiungsbewegung schuf einen Korridor, durch den Jesiden fliehen konnten. Seitdem werden die gesellschaftlichen Strukturen neu geschaffen, vor allem hinsichtlich der Rolle der Frau. Die Stückentwicklung hat Anina Jendreyko übernommen, sie hat lange im Nordirak gelebt. „Wenn wir es schaffen, dann soll das Ensemble mit der Regisseurin in den Nordirak fahren“, erklärt Gehrt. Das sei vor allem eine Frage der Sicherheit zum Reisezeitraum. Es soll auch Aufführung in Celle geben, wo viele jesidische Flüchtlinge in Deutschland leben.

Die Sparte Schauspiel inszeniert mit dem Stück „Der Meister und Margarita“ einen russischen Roman, an dem Autor Michail Bulgakow zwölf Jahre schrieb. „Das wird ein Großprojekt im Format von ,Faust I & II’ und ,Orestie’“, betont Gehrt. „Fast alle Schauspieler werden auf der Bühne stehen.“ Musikalisch wird es mit dem Stück „Himmel über Paris“. Das inszeniert Gehrt selbst, dabei handelt es sich um eine Uraufführung von Lothar Kittsein, in der zehn bis zwölf französische Chansons zu hören sind. Thematisch passt da auch gut die Komödie „Tartuffe“ von Moliére. Die war 1664 in Frankreich verboten worden, wegen Gotteslästerei.

Die Spielzeit wird in diesem Jahr von einem Klassiker eröffnet: Mozarts Zauberflöte erklingt ab dem 23. September auf der großen Bühne. Die Oper ist eine von zwölf Produktionen des Musiktheaters in der kommenden Spielzeit. Kobie van Rensburg inszeniert die Oper mit Videoprojektionen in Analogie zu der Fernsehserie „Star Wars“. Eine Operette mit regionalem Bezug steht mit „Die Faschingsfee“ auf dem Spielplan. Premiere wird am 13. Oktober in Krefeld gefeiert.

Robert North, Ballettdirektor

Auch Operndirektor Andreas Wendholz nimmt sich aktuelle Themen vor. In der Musikrevue „Let´s stop Brexit! Keep calm and drink tea“ wird der Austritt Großbritanniens aus der EU aufgegriffen. Eine zeitgenössische Oper kommt mit „Der goldene Drache“ auf die Bühne. Der ungarische Komponist Peter Eötvös hat die Musik dazu geschrieben. Eine Besonderheit der Aufführung ist, dass das Publikum auf der Bühne Platz nimmt. Zu Offenbachs 200. Geburtstag bringt Hinrich Horstkotte die Götterparodie „Orpheus in der Unterwelt“ auf die Bühne. Dazu gibt es eine Choreographie von Ballettdirektor Robert North.

Dieser kündigt für die kommende Spielzeit zwei Ballettpremieren an, die, zumindest teilweise, die Geschichte eines Menschen erzählen: seine. Der Ballettabend „Souveniers aus West und Ost“ feiert am 20. Oktober Premiere am Theater Krefeld. Es ist eine Collage seiner Erinnerungen an New York, Kuba und Russland. Der Amerikaner hat vor der Revolution in Kuba gelebt und war in den 90er Jahren in Russland. Seine Erinnerungen hat er in die Choreographien einfließen lassen. In der zweiten Ballettpremiere „Living in America“ geht es auch, aber weniger um Norths Biografie, sondern um die Entwicklung Amerikas — von den Indianern bis zur Wahl Donald Trumps. „Es ist aber kein ernstes, sondern ein humorvolles Ballett“, verspricht North.

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