Tauben fühlen sich in der City wohl

Eine Plage gibt es nach Angaben der Stadt in Krefeld nicht, sie warnt aber Bürger davor, die Vögel zu füttern.

Krefeld. An Tauben scheiden sich die Geister: Für die einen sind die Vögel Symbole für Frieden und Liebe — und kommen als schneeweiße Exemplare gerne bei Hochzeiten zum Einsatz. Für die anderen sind sie „Ratten der Lüfte“. Der Vergleich mit den ebenfalls unpopulären Nagetieren soll ganz bewusst an das „Wühlen“ im Dreck und das Verbreiten von Krankheiten erinnern. In Krefeld sorgen die grauen Vögel immer wieder für Diskussionsstoff.

Gerade jetzt im Sommer kommt es naturgemäß zu besonders vielen Begegnungen zwischen Mensch und Tier, nicht nur vor dem Hauptbahnhof oder auf dem Neumarkt. Die WZ fragte nach, wie die Stadt die Tauben-Situation derzeit einschätzt, ob es gar eine Taubenplage in Krefeld gibt.

Bei der Stadtverwaltung betont man, dass innerhalb der Stadt keine „Bekämpfungs- oder Vergrämungsmaßnahmen“ ergriffen würden, „da Tauben nicht per se Schädlinge sind“. In einigen „jagdlich befriedeten Bereichen“, als Beispiele werden Friedhöfe und Kleingartengelände genannt, werde die Jagd auf Tauben mit einer Ausnahmegenehmigung erlaubt, nämlich wenn Wildschäden zu erwarten seien.

Darüber hinaus wurde in diesem Jahr mit Allgemeinverfügung im Krefelder Amtsblatt die Schonzeit in bestimmten Zeiten und Gebieten aufgehoben. Dabei geht es um den Schutz der Landwirtschaft, konkret um Kulturen wie Obst, Mais oder Raps. Gemeint sind allerdings nicht die typischen Stadttauben, sondern Ringeltauben, die aber auch auf Straßen und Plätzen zu beobachten sind.

Ob „Ringel“ oder „Stadt“: Das Füttern der Tauben ist auf jeden Fall „nach der Ortssatzung verboten und Bußgeld bewährt“, heißt es aus dem Rathaus. Wie viele der Vögel tagtäglich im Stadtgebiet unterwegs sind, ist laut Stadt völlig offen: „Angaben über die Population liegen nicht vor“, so die Verwaltung. Also: Taubenplage — ja oder nein?

Im organisierten lokalen Einzelhandel sind momentan zumindest keine lautstarken Beschwerden über die flatternden, gurrenden Tiere zu hören, wie die Nachfrage beim zuständigen Verband ergab. Auch wenn es anders wäre, wüsste Verbandschef Markus Ottersbach keine Lösung. Er habe „noch keine Maßnahme erlebt, die von Erfolg gekrönt worden wäre“, sagt er in Bezug auf eine Bekämpfung der lästigen Vögel.

Maßnahmen gibt es viele. So hatte beispielsweise vor zwei Jahren die UWG sogenannte Taubenhäuser vorgeschlagen. Die Stadt sollte die Standorte zur Verfügung stellen und für das „artgerechte Futter“ — anstelle von Brot- und Pommes-Resten — sowie für Tierarztbehandlungen aufkommen.

Doch die Verwaltung zeigte sich skeptisch. Recherchen hätten ergeben, hieß es, dass die Taubenschlag-Methode „trotz langjähriger Anwendung in zahlreichen Städten“ den Nachweis schuldig geblieben sei, zur Problemlösung beitragen zu können.

Auch die rein biologische Bekämpfung ist kein Wundermittel: Ausflügler aus Krefeld können jeden Tag auf dem Kempener Buttermarkt beobachten, wie pudelwohl sich dort die Tauben fühlen. Und das, obwohl über ihren kleinen Köpfchen ein in der Altstadt beheimatetes Falkenpaar kreist.

Was sagen denn eigentlich die Naturschützer? Auch Jochen Schages vom Naturschutz Bund Krefeld meint, dass die Tauben hier „kein großes Thema“ seien. Aber auch er betont, dass man sie auf keinen Fall füttern sollte. Das gelte übrigens auch für Enten.

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