Tag der offenen Moschee: Beten in alter Fliesenhalle

Sieben Krefelder Moscheen haben am Samstag in ihre Gebetshäuser eingeladen.

Krefeld. Sehr groß war das Interesse nicht. Die Besucher kamen spärlich, waren aber hochinteressiert. Die sieben Krefelder Moscheen der Gemeinden der Union der Türkischen und Islamischen Vereine hatten zum Tag der offenen Moscheen eingeladen.

Der Tag der Deutschen Einheit ist bewusst gewählt. Im muslimischen Kalender ist es der 14. Shawwal 1430. "Wir wollen das Selbstverständnis der Muslime zum Ausdruck bringen, Teil der deutschen Einheit zu sein und die Verbundenheit zu Deutschland zu zeigen", sagt Mehmet Demir, der Vorsitzende der Krefelder Islam-Union.

Ob kleine Gruppen oder einzelne Besucher - Mehmet Patir nimmt sich geduldig Zeit für Informationen und Erklärungen. Der Industriemeister bei der Textil-Ausrüstungsgesellschaft TAG ist stellvertretender Vorsitzender der Gemeinde "Haci Bayram Veli Cami" an der Sprödentalstraße, im Innenbereich zwischen Flora- und Hardenbergstraße.

Die Moschee besteht seit 1997. Der Name erinnert an einen türkischen Mystiker und Ordensgründer (1352 bis 1429) in Ankara. Der 800 Quadratmeter große Gebetsraum ist in die ehemalige Halle einer Fliesenfirma hineingebaut, mit einer Glaskuppel von gut fünf Metern Durchmesser, die selbst an einem diesigen Tag Licht in den Raum strömen lässt. An die durchgehend mit großen Ornamentkacheln bedeckte Süd-Ost-Wand sind die Gebetsnische Mihrab, die kleine Kanzel und die Treppenkanzel Minbar angebaut, die der Imam für die Freitagspredigt nutzt. Der Boden ist mit Teppichbahnen ausgelegt, die jeweils Gebetsplätze ausweisen.

An Freitagen, so erklärt Patir, kommen manchmal 400 Gläubige zum Gebet, an den anderen Wochentagen sind es deutlich weniger. "Wir öffnen um 6.30Uhr morgens, dann beten fünf oder sechs." Die Moschee ist jeden Tag geöffnet, im Sommer bis 23 Uhr, derzeit bis 20 Uhr. Während des Fastenmonats Ramadan haben jeden Abend zwei oder drei Familien Essen angeboten, abwechselnd. Das sei freiwillig, sagt Patir, wie der Beitrag, den die rund 240 Mitglieder der Gemeinde zahlen. Die Frauen beten nicht im großen Gebetssaal, sondern in einem abgegrenzten Raum, verbunden über Lautsprecher und Video. Patir erklärt die Tradition: "Die Männer sollen sich ganz auf das Gebet konzentrieren können."

Im Vorraum der Moschee bietet ein Stand Schriften an, vor allem über den Propheten Mohammed. Der Koran, den Mehmet Patir in Händen hält, ist in Arabisch, Türkisch und Deutsch gedruckt. Die beiden ersten Suren sind in kalligrafischer arabischer Schrift in einem Rahmen im Gebetsraum zu betrachten.

Teil des Moscheekomplexes ist ein Aufenthaltsraum mit schlichten Tischen und Stühlen und einer Teeküche. Ein Billardtisch komplettiert das kleine Kulturzentrum. "Der Raum ist immer bereit für Gäste, nur Alkohol gibt es nicht", sagt Patir lächelnd.

Nichtmuslimische Gäste sind in der Cami stets willkommen, versichert er. Umgekehrt versucht Patir, der Mitglied der CDU ist, seine Gemeindemitglieder zur Mitarbeit in der deutschen Gesellschaft zu motivieren: "Wer sich in den Parteien aktiviert, kann mitbestimmen."

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